Interview: Uwe Gerste Mehr positives Denken und Machertum

Duisburg · Der DMG-Chef wird in dieser Woche 50 Jahre alt. Seine berufliche Zukunft in Duisburg ist zurzeit noch ungeklärt.

Sie werden in dieser Woche 50 Jahre alt. Empfinden Sie dies als einen Einschnitt ins Leben?

Gerste Nicht als Einschnitt. Aber es wird einem bewusst, dass unweigerlich die zweite Lebenshälfte beginnt. Die muss aber ja nicht schlecht werden!

Ein Einschnitt ist aber sicherlich die "vorsorgliche" Kündigung als DMG-Geschäftsführer, die der Rat auf Vorschlag von Oberbürgermeister Link beschlossen hat.

Gerste Vielleicht. Der OB hat aber auch auf Nachfrage deutlich gemacht, dass mir nichts vorgeworfen wird, sondern dieser Schritt rein vorsorglich aufgrund möglicher und ungeklärter Umstrukturierungen der DMG erfolgt. Am 24. November bei der nächsten Ratssitzung wissen wir mehr.

Politische Ränkespiele wegen Ihrer CDU-Mitgliedschaft?

Gerste Das müssen Sie andere fragen. Die DMG war in ihren Aufgabenbereichen jedenfalls in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Die Mitarbeiter der Gesellschaft und auch ich brauchen sich wahrlich nicht zu verstecken.

Wie zeigt sich das?

Gerste Wir sind eine Tourismus-Marketing-Organisation. Kein Mensch wird ernsthaft bestreiten können, dass es in diesem Feld positive Entwicklungen in Duisburg gibt. Die sind nicht nur der DMG geschuldet, aber in Teilen schon. Denken Sie nur an die Übernachtungsentwicklung am Standort, aber auch die Auszeichnungen für unsere Marketing-Aktivitäten, beispielsweise das preisgekrönte Portal www.visit-duisburg.de oder die unabhängig geprüfte Qualität unserer Besucherbetreuung im Ruhr-Visitorcenter.

Die von Ihnen betriebenen Veranstaltungsstätten wie die Mercatorhalle und der Landschaftspark Duisburg-Nord gehören aus Ihrer Sicht zwangsläufig zur Gesellschaft?

Gerste Locations und Tourismus gehören zusammen, darüber ist sich die Branche sehr einig, auch wenn die Duisburger Konstruktion bisher längst nicht überall vorhanden ist. In Duisburg ist bedeutsam, dass das überregional bedeutsame touristische Kernthema die "Industriekultur" ist. Und diese ist nirgends so gut abgebildet wie in dem von uns betriebenen Landschaftspark Duisburg-Nord. Als ich 2007 das Ziel von einer Million jährlicher Besucher intern benannt habe, hat mancher geschmunzelt. Heute sind wir bei über 1,1 Millionen Besucher pro Jahr. Und zur Mercatorhalle gilt, dass diese neben der Nutzung als Philharmonie immer auch als Tagungs- und Kongresszentrum konzipiert war. Das ist eine klar touristische Nutzung, auch wenn das nicht jedem auf den ersten Blick einleuchtet.

Die Veranstaltungen werden seit dem Jahr 2013 vom Frischekontor durchgeführt. Hat sich das bewährt?

Gerste Die Veranstaltungen werden weiterhin erfolgreich durchgeführt. Das wundert mich in keiner Weise, denn das Frischekontor hat ja unsere Mitarbeiter übernommen und sich darüber hinaus personell verstärkt. Ob das eigentliche Ziel, die Veranstaltungen billiger umzusetzen, erreicht worden ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Das Frischekontor hat jedenfalls für das Jahr 2013 nicht die vom Kämmerer fest eingeplante Dividende an die Stadt zahlen können. Ich habe immer gesagt, dass Einsparungen über Streichungen von Veranstaltungen erzielbar sind, nicht über die reine Verlagerung der Zuständigkeit.

Die "eine" Gesellschaft für Veranstaltungen gibt es jedenfalls weiterhin nicht, denn Sie sind mit der DMG weiterhin für die Festivals verantwortlich und Veranstaltungen werden auch durch andere städtische Ämter organisiert, beispielsweise die Drachenbootregatta, das Seifenkistenrennen oder die Umwelttage.

Gerste Das war immer so, und so wird es wohl auch bleiben. Auch die Diskussion über die Anbindung des "Festivalbüros" geht ja in die Richtung Verlagerung in die Kulturverwaltung und nicht zum Frischekontor. Das ist auch überhaupt nicht schlimm, denn entscheidend ist nicht die Zusammenführung, sondern die Koordination. Mit dem Festivalbüro haben wir viel mehr Leistungen erfüllt, als teilweise in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Der Day of Song am vergangenen Samstag oder die kommende Erstsemesterbegrüßung der Stadt für die UDE werden vom Festivalbüro der DMG und unserem Landschaftspark umgesetzt.

Über Duisburg wurden überregional viele negative Schlagzeilen vermeldet, ob Verzögerungen bei der Stadtentwicklung, Skandale wie Küppersmühle oder zuletzt ein Zeltcamp für Asylbewerber und eine Kunstabsage des Oberbürgermeisters. Was können Sie gegen diese negativen Meldungen unternehmen?

Gerste Leider relativ wenig. Für Medien gilt leider häufig "Only bad news are good news". Darunter leidet derzeit die Stadt. Einzige Konsequenz kann es sein, negative News zu vermeiden, um wieder einen Rahmen zu finden, in dem durchaus vorhandene positive News eine höhere Wahrnehmung erzielen. Ich bin aber überzeugt, dass die sogenannten Negativmeldungen auch differenziert betrachtet werden müssen. Bei der Bahnhofsplatte zum Beispiel handelt es sich letztlich um ein lokales Problem ohne überregionale Beachtung. Mit Unterbringungsproblemen von Armutsflüchtlingen und Asylbewerbern steht Duisburg wahrlich nicht allein. In die "Totlast"-Absage war die DMG zu keinem Zeitpunkt involviert. Ausgesprochen schade fand ich es, dass über die Absage und die Diskussion das eigentliche Thema der diesjährigen Ruhrtriennale, nämlich die Schwerpunktsetzung auf Duisburg, völlig untergegangen ist. Etwas positiveres Denken und etwas mehr Machertum stehen unserer Stadt gut zu Gesicht, dann kommen wir auch wieder dahin, wo wir hingehören.

HILDEGARD CHUDOBBA STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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