Duisburg Mehr Information über Organspende

Duisburg · "Pro Tag sterben in Deutschland drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig eine Organspende bekommen", sagt Dr. Alexander Schönfeld, Facharzt für Anästhesie und Transplantationsbeauftragter der Evangelischen und Johanniter Krankenhäuser Niederrhein (ejk) in Duisburg. Dieser Zustand soll sich durch die neue Organspende-Regelung ändern.

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Foto: DDP

In Zukunft soll jeder Erwachsene regelmäßig befragt werden, ob er zur Organspende bereit ist oder nicht. Erfolgen soll die Befragung durch die Krankenversicherungen. Per Brief können so nahezu alle Bürger erreicht werden. "Was genau Inhalt dieses Briefes sein soll, ist noch nicht klar. Fest steht nur, dass es die Möglichkeit geben wird, seine Bereitschaft zur Organspende zu bejahen oder zu verneinen", sagt Alexander Ochtrop, Leiter des DAK-Servicezentrums in Duisburg. Da die neue Regelung ein Politikum sei, werde die DAK keine Kriterien und Inhalte für die Befragung vorlegen. Generell befürworte man die Neuregelung. "Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen die Bereitschaft zur Organspende sehr gering ist. Es gibt viele Vorbehalte, so dass die Befragungen sicher sinnvoll sind", so Ochtrop.

"Bisher wird in vielen Familien gar nicht darüber geredet"

Genau deshalb hält Harald Stollmeier, Leiter der Unternehmenskommunikation der Novitas BKK Duisburg, eine ausführliche Information der Menschen für notwendig. "Die Bedenken und Ängste der Leute können wir nur durch Diskussionen mit ihnen beseitigen", glaubt er. Daher hat die BKK die Aktion "Ja oder nein — trag´s ein" gestartet. Durch diese sollen Betroffene, Ärzte und Versicherte ins Gespräch kommen. Wichtig sei, dass man sich mit seinen Angehörigen über das Thema austauscht.

"Bisher wird in vielen Familien gar nicht darüber geredet", weiß Schönfeld aus eigener Erfahrung. Rund 20 Mal im Jahr hat er Patienten, bei denen sich nach dem Hirntod die Frage nach einer Organspende stellt. Zwölf Mal kam es im vergangenen Jahr im ejk tatsächlich zur Explantation, also der Entnahme von Organen. "Bei der Hälfte der Fälle wussten die Angehörigen nicht, ob der Verstorbene eine Organspende befürwortete oder nicht", sagt der Arzt. Dann müsse man diskutieren und abwägen, was der Tote vermutlich gewollt hätte. Eine klares Ja oder Nein, das auf einem Organspendeausweis oder der Krankenversicherungskarte vermerkt ist, würde es Angehörigen leichter machen.

Die Angst vieler Menschen, dass sie als Oragnspender schneller für Hirntod erklärt werden könnten, kennt Mediziner Schönfeld genau. Aber: "Das ist ein großer Denkfehler. Bevor jemand für Hirntod erklärt wird, muss er von zwei Ärzten, die Erfahrungen mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen haben, untersucht werden." Zudem würde sich die Frage nach einer Organspende erst nach der Feststellung des Hirntods stellen und nicht schon im Vorfeld. Das bleibe auch so, wenn die Spendebereitschaft auf der Versicherungskarte gespeichert ist.

(RP)
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