Duisburg Matjes schmeckt auch aus dem Vorjahr

Duisburg · Zehntausende kamen zum Matjesfest in die Innenstadt, obwohl es noch keinen frischen Hering gab.

 Patryk und Tessa Schramke lassen sich die frischen Matjes schmecken, den Karin Schützler serviert.

Patryk und Tessa Schramke lassen sich die frischen Matjes schmecken, den Karin Schützler serviert.

Foto: ralf hohl

Besuchern der Königstraße ist am Wochenende wohl zunächst einmal der Geruch aufgefallen. Etwas süßes, aber kräftiges mit einer starken maritimen Note stieg den Passanten auf der Einkaufsstraße in die Nase. "Was ist das", fragte eine Frau im Vorbeigehen ihren offenbar etwas besser informierten Ehemann. "Ist doch Matjesfest Schatz", antwortete er.

Einige zehntausend Besucher kamen am Wochenende in die Innenstadt, um den Auftakt in die Matjessaison 2013 zu feiern. "Wir sind wirklich zufrieden", fasste Fischhändler Stefan Wilken am Samstag seine Eindrücke zusammen. "Es ist besser gelaufen, als wir es uns ausgemalt haben. Obwohl wir in diesem Jahr noch keinen fangfrischen Hering anbieten konnten, haben die Leute das Fest offenbar genossen. Wie viele Matjesfilets wir genau verkauft haben, kann ich noch nicht sagen. Es waren aber einige."

Den Grund dafür, dass auf dem Matjesfest nur der Fang des Jahres 2012 angeboten werden konnte, suchte Wilken in dem anhaltend schlechten Wetter. "Hering ernährt sich von Plankton und das braucht viel Sonne, um sich zu vermehren", erläuterte er. "Laut Fischereiverordnung darf Matjes nur aus Hering mit einem gewissen Fettgehalt hergestellt werden und diesen haben die Fische in diesem Jahr einfach noch nicht erreicht." Der alte Matjes sei aber keineswegs schlechter. Da er gefroren nach Deutschland gebracht werden müsse, sei er auch nach einem halben Jahr noch genauso frisch, wie direkt nach dem Fang. "Das schmeckt man überhaupt nicht." Das sahen neben Wilken auch einige Gäste so, die sich den Vorjahresfisch schmecken ließen. "Super zart", beschrieb beispielsweise Ursula Drake ihr Matjeserlebnis. Dass der Fisch schon etwas länger in der Kühlung gewesen sei, merke man überhaupt nicht, betonte sie. Ihr Tischnachbar Peter Frecke sah das ähnlich. "Wenn es gut schmeckt, dann ist es doch egal wie alt der Fisch ist oder nicht?", fragte er in die Runde.

Das Konzept des Frischekontors schien jedenfalls aufzugehen. Peter Joppa, Geschäftsführer des für die Veranstaltung zuständigen Unternehmens, betonte vor etwa einer Woche, dass beim Matjesfest der Fisch im Vordergrund stehen solle. Deshalb wolle man auch von einem überladenem Bühnenprogramm absehen und mit kleineren Höhepunkten für Unterhaltung sorgen. Das Konzept ging auf. Anstatt von einer Bühne aus nur den König-Heinrich-Platz zu bespielen, sorgten mobile Musikgruppen wie die Walkin' Hats und die Funky Butt Jazzband auf dem ganzen Gelände für gesellige Atmosphäre.

(RP)
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