Duisburg Martin Rütter - der Hundeflüsterer

Duisburg · Therapie von der Bühne aus: Martin Rütter nimmt das Verhalten von Hund und Herrchen unter die Lupe und auf die Schippe. Mit seinem Programm füllt er Veranstaltungshallen.

Martin Rütter: Tipps vom Hundeflüsterer
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Therapie von der Bühne aus: Martin Rütter nimmt das Verhalten von Hund und Herrchen unter die Lupe und auf die Schippe. Mit seinem Programm füllt er Veranstaltungshallen.

Es ist nur ein Teil seines florierenden Unternehmens. Martin Rütter ist vieles: Tiertrainer mit eigenen TV-Formaten, Comedian, Therapeut für Hundebesitzer, Autor, Referent und vor allem Chef eines wachsenden Imperiums. Der 40-jährige Duisburger hat eine Marktlücke entdeckt und füllt sie erfolgreich.

Rütter hat derzeit etwa 40 Hundeschulen in einer Art Franchise-Modell, bildet Hunde und dazugehörige Trainer aus. Sein Bühnen-Programm "Hund — Deutsch, Deutsch — Hund" lockt Tausende in die Konzert- und Messehallen im deutschsprachigen Raum. Sein Auftritt am Samstag, 2. April, in der Düsseldorfer Philipshalle ist längst ausverkauft, wie die meisten anderen bereits Wochen im voraus

Weil er so nett ist!

Warum seine Marke zieht, erklärt sich das Allroundtalent so: "Vielleicht, weil ich so nett bin", sagt Rütter. Und auch wenn er das so ernst nicht meinen mag, ist doch etwas Wahres dran: Denn Rütter, der stets wie der nette Nachbar wirkt, bedient offenbar ein Bedürfnis der Deutschen, umsorgt und amüsiert in einem zu werden. Er ist eine Art Super-Nanny für Vierbeiner, aber dabei stets Verfechter sanfter Methoden. "Auf vielen Trainingsplätzen herrschen auch heute noch herrischer Befehlston und Gewaltanwendung", erlärt Rütter. Seine Philosophie orientiere sich aber an den individuellen, natürlichen Bedürfnissen des jeweiligen Hundes.

Lustig auch für Nichthundebesitzer

Wirklich neu ist das nicht, seine Botschaften verpackt Rütter aber publikumswirksam, auch für Nicht-Hundebesitzer. Er philosophiert über höhenverstellbare Fressnäpfe oder erzählt von erwachsenen Männern, die sich zur Begrüßung minutenlang mit ihrem Hund auf dem Boden wälzen und für die Ehefrau nur ein "N'Abend" übrighaben — und er zieht daraus Schlüsse für die Hundeerziehung.

Amüsant spielt Rütter mit den Klischees über Hundebesitzer. Gern trägt er etwa T-Shirts mit der Aufschrift "Der tut nix" — für ihn die Bankrotterklärung eines Hundebesitzers. "Damit sagen Sie eigentlich nur: ,Der tut nix, was ich ihm sage'", sagt Rütter. Unzählige Anekdoten, die er in seinem Alltag als Hundetrainer und -besitzer erlebt hat, hat er so in seinem Programm verarbeitet. Ein Skript gab es anfangs nicht, Rütter hatte alles im Kopf.

Viele Fans

Seine Fans rekrutieren sich längst nicht nur aus den mehr als fünf Millionen Hundehaltern in Deutschland. Etwa 30 Prozent der Zuschauer seiner Live-Show besitzen keinen Vierbeiner. 2003 entdeckte ihn das Fernsehen, zuerst der WDR, dann der Privatsender Vox. Dort therapiert er Hunde und deren Halter. "Nur ganz selten ist es nämlich der ,Problemhund', der sich ändern muss, sondern der Mensch", sagt er. Derzeit arbeitet er mit den Vierbeinern von Prominenten wie Moderatorin Nina Ruge und "Dschungelkönig" Peer Kusmagk.

Hundetrainer-Kollegen sehen Rütters mediale Präsenz mit gemischten Gefühlen. "Dadurch rückt der Gedanke mehr ins öffentliche Bewusstsein, dass man sich professionelle Hilfe suchen muss, wenn es Probleme mit dem Hund gibt", sagt Martin Rösler, Hundetrainer und Vorsitzender des Berufsverbands zertifizierter Hundeschulen. Hundehalter sollten das, was sie in so einer Show sehen, aber nie eins zu eins übernehmen.

(RP)
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