Duisburg Mal Althippie, mal halbstark

Duisburg · Seinem Thema "Glück" näherte er sich aus vielen Richtungen. Bernd Stelter bewies dabei am Freitag in der Rheinhausenhalle, dass er live noch wesentlich bissiger und ironisch ist als bei seinen Fernsehauftritten.

Duisburg: Mal Althippie, mal halbstark
Foto: Evers

Ganz nebenbei belehrte er auch diejenigen eines Besseren, die Stelter nach wie vor nur mit sinnbefreiten Karnevalsschlagern verbinden. "Mundwinkel hoch!" war der Name des Programms, und der Name war tatsächlich Programm.

Im Shirt und mit locker übergeworfenem Hemd schlenderte er zwischen seine Gitarren und seinem E-Piano, nur um eine vermeintliche Hiobsbotschaft zu überbringen. "Die Stimmung in Deutschland ist schlecht", bemerkte Stelter und gab den hängenden Mundwinkeln einen Namen: "Einmal die Merkel machen."

Das Publikum war von Anfang an begeistert, und auch der letzte Zweifler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Bernd Stelter seufzte, dass "wenn die Ehe im Urlaub kaputt geht", die Koffer immerhin schon gepackt seien. Sehr zu Freude des Publikums bekam im Anschluss auch die Bild-"Zeitung" ihr verdientes Fett weg, kurz bevor der Philosoph Gottfried Leibniz seinen Nachnamen einbüßte und fortan nur noch "Bahlsen" genannt wurde. Lieblingsthema von Leibniz-Bahlsen wie von Stelter war das Glück.

Dass Lachen Kalorien verbrennt, ist keine Neuigkeit, aber die Idee, für ein effektiveres Training "Jogger im Park auszulachen" statt selbst zu laufen, schien den meisten neu. Kurz darauf begegnete das Publikum Stelters erster Bühnenfigur —dem Althippie und Teilzeitesoteriker Helmut. Der orange gewandete Herr karikierte beängstigend genau all die Verwandten und Freunde, die durch fernöstliche Lehren das Konzept der Achtsamkeit oder Ähnliches für sich entdeckt, und fortan schier unendlich viele spirituelle Ratschläge parat haben.

Der Höhepunkt des Programms war eine weitere Kunstfigur, ein namenloser Halbstarker, der den Regeln und Statuten der deutschen Sprache ganz offensichtlich entsagt hatte. Auch wenn Stelter nicht genau den Ton der Jugend traf — die haarsträubenden und haarstäubend unterhaltsamen Neologismen sorgten für die größten Lacher. Da wurde der Flohmarkt zum "analogen Asphalt-E-Bay", und das Märchen vom Froschkönig wurde zeitgemäß angepasst — samt "der Ische vom Frosch" und dem legendären Gitarrenlick aus Princes "Kiss", wenn sich der Frosch in den Prinzen verwandelt.

Der weitere Abend beschäftigte sich mit Globuli, die sich, so Stelter, "wie Rollpopel anfühlen", und einer Parodie auf den Fitnesswahn in Deutschland — mit Stelter als Vorturner-Animateur. Einige wenige Lieder erinnerte an Stelters Standbein im Karnevalsgeschäft, schadeten dem Programm aber nicht wirklich.

(jos)
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