Duisburg Mafia-Morde: Alle Täter in Haft

Duisburg · Im süditalienischen Reggio Calabria sind Haftbefehle gegen zehn mutmaßliche Mafia-Mitglieder verhängt worden. Darunter sind auch Sebastiano Nirta (38) und Guiseppe Nirta (36). Italiens Innenminister Maroni sagte: "Nun sind alle Verantwortlichen des Attentats von Duisburg gefasst."

Chronik der Duisburger Mafia-Morde
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Foto: ddp

Dass der Polizei zweieinhalb Jahre nach den Morden an sechs Italienern (16 bis 39 Jahre) vom 15. August 2007 vor dem Lokal "Da Bruno" in Duisburg ein besonderer Erfolg gelungen sein musste, deutete sich schon am Mittag an. Der Duisburger Staatsanwalt Garip Günes-Böhm und Kriminaldirektor Holger Kaufmann hatten sich auf den Weg ins süditalienische Reggio Calabria gemacht.

Sie wollten dabei sein, wenn gegen zehn mutmaßliche Mafiosi Haftbefehle verhängt wurden. Schließlich — so sickerte schon vor der Pressekonferenz in Italien durch — sollten unter den Gefassten zwei Personen sein, die an der Duisburger Bluttat beteiligt gewesen waren. Zweieinhalb Jahre hatten bis zu 120 Fahnder unter dem Leiter der Duisburger Mordkommission, Heinz Sprenger, nach ihnen gefahndet.

Italiens Innenminister Maroni selbst verkündete den Erfolg in Rom: "Nun sind alle Verantwortlichen des Attentats von Duisburg gefasst." Bei den beiden Verhafteten handelt es sich um Sebastiano Nirta (38) und Guiseppe Nirta (36).

Dem 38-Jährigen wiesen italienische Ermittler die gleiche DNA nach, die nach den Duisburger Morden in einer konspirativen Wohnung der Tatverdächtigen in Düsseldorf sowie in dem mutmaßlichen Tatfahrzeug — einem Renault Clio — gesichert worden war. Durch Überwachung von Telefongesprächen und Internetkommunikation der Schwestern des ebenfalls beschuldigten Giovanni Strangio erhielten italienische Fahnder weitere Hinweise auf die Tatbeteiligung des 38-Jährigen. Sebastiano Nirta wird darin als "Dummkopf" bezeichnet, der bei der Tat Spuren hinterlassen habe und deswegen noch lebenslänglich ins Gefängnis wandern werde.

Gegen Giuseppe Nirta (36), der am 31. November 2008 unter Beteiligung deutscher Ermittler in Amsterdam wegen Drogenhandels festgenommen wurde und sich seitdem in Haft befindet, wurde durch das Landgericht Reggio Calabria die Untersuchungshaft nun wegen der Duisburger Morde angeordnet. Der 36-Jährige war früh in den Fokus der Fahnder geraten, weil sein Fingerabdruck in der durch die Tatverdächtigen in Düsseldorf genutzten Wohnung gesichert worden war. Ein Kronzeuge sagte zudem in Italien aus, dass Guiseppe Nirta sich ihm gegenüber damit gebrüstet habe, der Drahtzieher der Duisburger Morde gewesen zu sein. Er sei verärgert gewesen, dass in den Medien immer Giovanni Strangio als Hauptverdächtiger bezeichnet wurde. Dieser habe bei dem Anschlag mitgewirkt, aber er, Guiseppe Nirta, habe das Sagen gehabt.

Giovanni Strangio war bereits am 13. März 2009 in Amsterdam zusammen mit seiner 23-jährigen Ehefrau, deren dreijährigem Kind sowie Francesco Romeo (43), einem ebenfalls gesuchten Mitglied der kalabrischen "Ndrangheta", festgenommen worden. In der Wohnung fanden die Beamten eine Maschinenpistole Beretta 93 R — so eine Waffe wurde bei den Duisburger Morden benutzt. Zudem wurde mehr als eine Million Euro sichergestellt. Mitte Mai 2009 verfügte ein Gericht in Amsterdam die Auslieferung von Strangio nach Italien.

Schon damals war Heinz Sprenger von der Duisburger Mordkommission sicher: "Das ist nicht das Ende der Fahnenstange." Und der Fahnder ging davon aus: Neben Giovanni Strangio gibt es mindestens zwei, eventuell drei Täter, die an den Duisburger Morden beteiligt waren. So fanden die Ermittler in dem Renault, der bei der Tat am 15. August 2007 benutzt wurde, DNA-Spuren von mehreren Personen. Eine war von Giovanni Strangio. Wem gehörten die anderen? Seit gestern gibt es eine Antwort: Sebastiano Nirta und Guiseppe Nirta. Sie und Giovanni Strangio sollen in Italien wegen der Morde von Duisburg angeklagt werden.

(RP)
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