Duisburg verhindert Skulptur Loveparade: Künstler empört über Kunst-Zensur

Duisburg · Der Künstler Gregor Schneider hat die Absage der Stadt Duisburg, sein Raum- und Tunnelkunstwerk "Totlast" zu realisieren, kritisiert und Oberbürgermeister Sören Link (SPD) Rechtsbruch vorgeworfen.

 Das Lehmbruck-Museum in Duisburg

Das Lehmbruck-Museum in Duisburg

Foto: Christoph Reichwein

Dieser sei als Kuratoriumsvorsitzender des Lehmbruck- Museums seit Langem über Inhalt und Titel des Projekts informiert gewesen, sagte Schneider am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Link hatte die Absage nur gut fünf Wochen vor der geplanten Eröffnung im Rahmen der Ruhrtriennale mit der noch nicht verarbeiteten Loveparade-Katastrophe von 2010 begründet.

"Ich habe alles mit Modellen vorgestellt", sagte Schneider. "Hätten wir es rechtzeitig gewusst, wären wir in eine andere Stadt gegangen." Dass Link das Projekt fallen lasse, sei "ein klarer Rechtsbruch", da dafür kein Mehrheitsbeschluss gefasst worden sei.

"Eigentlich ist das ein Riesengeschenk, das wir der Stadt Duisburg machen wollten", sagte Schneider. Als Kuratoriumschef eines Museums habe Link die Aufgabe, sich für Kunst einzusetzen. Für das Lehmbruck-Museum wäre das Kunstprojekt eine Stärkung gewesen, sagte Schneider. Denn das Museum wäre durch das Projekt "komplett verwandelt" worden.

Mahnmal-Künstler äußert Kritik

Auch der Duisburger Künstler Gerhard Losemann, der das Mahnmal für die Opfer der Loveparade-Katastrophe geschaffen hat, kritisiert nachdrücklich die Entscheidung von Oberbürgermeister Sören Link, das Ausstellungsprojekt "Totlas" von Gregor Schneider zu verbieten. Wie berichtet, hat Link die seit Monaten vorbereitete Triennale-Ausstellung im Lehmbruck-Museum kurzfristig verboten, weil er befürchtet, dass bei der Rauminstallation die "Wunden der Loveparade" wieder aufgerissen werden. Losemann lässt diese Begründung nicht gelten. Es sei fatal, wenn die Politik das "Hoheitsgebiet eines Museums" durch eine solche Zensur beeinträchtige. Schneiders Werk intendiere schließlich keine Verhöhnung der Loveparade-Opfer. Der Duisburger Oberbürgermeister sei wohl schlecht beraten gewesen und habe eine "sehr unkluge Entscheidung" getroffen.

In den monatelangen Vorbereitungen der Ausstellung sei niemals von der Loveparade die Rede gewesen, sagte gestern der Sprecher der Triennale. Vielmehr füge sich Schneiders Ausstellungskonzept in das sonstige Schaffen des Künstlers ein, der seit vielen Jahren für seine labyrinthartigen Ein- und Umbauten in Galerien und Museen bekannt ist. Schneider selber verneinte am Dienstag ebenfalls einen konkreten Loveparade-Bezug seines Ausstellungsprojekts: "Es sind Röhren und eine Tunnelunterführung."

Der Titel der Ausstellung ist übrigens ein technischer Begriff: Totlast bezeichnet das Eigengewicht von Gegenständen oder Geräten, die Lasten aufnehmen oder transportieren.

Mit Agenturmeldungen

(lsa)
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