Duisburg Literatur überbrückt die Einsamkeit

Duisburg · Mit seinem Vortrag unter dem Titel "Was will Literatur? Ein Plädoyer für Literatur und Lesen" machte Roger Willemsen dem Duisburger Verein für Literatur und Kunst am Samstagabend ein Geburtstagsgeschenk, das nach Ansicht des Vereinsvorsitzenden und Leiters der Stadtbibliothek, Jan-Pieter Barbian, "nicht hätte schöner sein können."

Barbian selber dankte in seinem Grußwort anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Vereins den "Müttern und Vätern" des Erfolges, von denen unter anderem der Ehrenvorsitzende Franz Rakowski, der ehemalige Bürgermeister Joseph Krings und der Literaturwissenschaftler Gunter E. Grimm zu der ausverkauften Festveranstaltung in die Zentrale der Stadtbibliothek in der Innenstadt gekommen waren.

Während sich Roger Willemsens Vorträge in der Regel dadurch auszeichnen, dass er vorher selber nicht genau weiß, wohin seine Gedankenreise führt, war sein Plädoyer wie zugeschnitten auf den Verein für Literatur und Kunst in Duisburg. Für Roger Willemsen sei "die größte Leistung der Literatur die Überbrückung der Einsamkeit." Eine Leistung, die die ureigenste Aufgabe eines Vereins ist. Willemsen berichtete in seinem Vortrag und dem Bühnengespräch mit Gerd Herholz, dem Chef des Literaturbüros Ruhr, über eigene Leseerfahrungen, vor allem aber über seine Reisen. Er erzählte von einem Beduinen aus Timbuktu, der seinen Frauen über Wochen jeden Abend Geschichten erzählt und glaubt: "ein deutscher Mann hätte wohl nach zwei Abenden keine Geschichten mehr und nach vieren keine Frau mehr."

Spätestens beim gemeinsamen Lachen und Klatschen war auch beim Publikum die Einsamkeit überbrückt. Roger Willemsen schaffte es mit seinen lustigen, nachdenklichen und anschaulichen Anekdoten, das Publikum mit auf seine Reisen zu nehmen und an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Dabei brachte Roger Willemsen das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern ließ es an den eigenen Reisen und Erfahrungen teilhaben. Für Willemsen ist genau auch das ein zentrales Anliegen der Literatur: "Wir alle lesen, weil wir einen Mangel an Erfahrung ausgleichen wollen." So lieferten Bücher nicht nur reine Daten, sondern auch immer Hintergründe zu den Autoren, den Figuren und den Geschichten.

Im Bühnengespräch gingen Gerd Herholz und Roger Willemsen auch auf aktuelle Debatten, wie die Kürzung von Kulturetats und die "Neoliberalisierung der Kultur" ein. Willemsen erklärte dazu: "Bibliotheken waren immer mein Rückzugsort." und Herholz ergänzte: "Ohne Bibliotheken wäre ich nicht das geworden, was ich bin, denn zu Hause gab es nicht viele Bücher." Mit diesen Aussagen würdigten beide letztendlich die Arbeit von Büchereien und auch die des Vereins für Literatur und Kunst.

(RP/ac)
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