Duisburg Liebfrauenkirche ab sofort wieder eröffnet

Duisburg · Mit einer Ausstellung zur Städteentwicklung wurde gestern die denkmalgeschützte Kirche wiederöffnet. Bei der Fassadengestaltung gab es keine Einigung mit dem Denkmalschutz.

 Nach wie vor ist die Liebfrauenkirche eingerüstet. Die Denkmalschützer haben endgültige Nein zur von der Stiftung Brennender Dornbusch vorgeschlagenen Sanierung mit energiesparenden Polykarbonatplatten gesagt.

Nach wie vor ist die Liebfrauenkirche eingerüstet. Die Denkmalschützer haben endgültige Nein zur von der Stiftung Brennender Dornbusch vorgeschlagenen Sanierung mit energiesparenden Polykarbonatplatten gesagt.

Ab sofort hat Duisburg einen seiner profiliertesten Veranstaltungsorte wieder. Drei Jahre hat es gedauert, bis die Sanierung der denkmalgeschützten Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz zumindest im Inneren abgeschlossen werden konnte. Es gab vielfältige Bauauflagen, damit das ehemalige Gotteshaus zur Versammlungsstätte umgebaut werden konnte, unter anderem vom Brandschutz. In die Decke wurden Luftschlitze eingebaut, es brauchte eine Sanitäranlage und das Gebäude ist jetzt barrierefrei. Prof. Hermans, der die Überarbeitung des Werks seines Vaters Toni Hermans geleitet hat, fasst es so zusammen: "Früher durften hier drin 500 Menschen ein Osterfeuer entzünden. Jetzt dürfen 350 Menschen nicht mal eine Kerze entzünden."

 Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Mitkuratorin der Ausstellung, und Pater Dr. Philipp Reichling, Stiftung Brennender Dornbusch, vor dem Stadtmodell.

Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Mitkuratorin der Ausstellung, und Pater Dr. Philipp Reichling, Stiftung Brennender Dornbusch, vor dem Stadtmodell.

2003 hatte das Bistum Essen das Gebäude aufgegeben, eine Bürgerinititiative sorgte für die Erhaltung der Liebfrauenkirche durch die "Stiftung Brennender Dornbusch", in die unter anderem der Unternehmer Wilhelm Fasel 1,75 Millionen Euro einbrachte. Der gesamte Umbau hat bisher 1,8 Millionen Euro gekostet, die durch das Land NRW (886 000 Euro), den Verkauf von zwei Immobilien der Pfarrei Liebfrauen (der früheren Eigentürmerin dieser Kirche, 750 000 Euro) und einen Kredit der Stiftung aufgebracht wurden. Für die zukünftige Programmarbeit muss daher immer wieder neu Geld eingeworben oder der Raum vermietet werden. Jedenfalls kann nun der multifunktionale Raum im Obergeschoss (die Unterkirche dient weiter für Gottesdienste und der Meditation) als Begegnungsstätte der Religionen und Kulturen fungieren, mit Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsveranstaltungen und Lesungen.

Ursprünglich nicht geplant war die Neugestaltung der Fassade der Kirche, von der immer wieder Schieferplatten unkontrolliert herunterfallen. Außerdem entspricht der vor 50 Jahren verwendete Leichtbeton nicht mehr den heutigen Ansprüchen und muss weitgehend erneuert werden. Die Stiftung hatte vorgeschlagen, die Fassade mit Polykarbonatplatten einzuhüllen, um dadurch nicht zuletzt nachhaltig Energie einzusparen. Doch das wurde von der Denkmalbehörde inzwischen endgültig abgelehnt. Pater Philipp Reichling als Vorstandsvorsitzender der Stiftung kommentiert dazu: "Die wollen nur alles unverändert erhalten, noch mehr als die katholische Kirche." Jetzt wird die Fassade lediglich mit einem einfachen Putz geschützt, ohne jegliche Wärmedämmung oder Energieeinsparung.

Zum Auftakt gibt es in der Liebfrauenkirche nun bis um 13. Oktober die sehenswerte Ausstellung "Dynamik und Wandel. Entwicklung der Städte am Rhein 1910-2010+". Sie schlängelt sich mit Leuchttischen durch den Kirchenraum, die Texte und Bilder sind die "Kähne" auf diesem "Fluss". Erzählt werden Geschichten über Bonn, Köln, Düsseldorf, Leverkusen, Neuss und nicht zuletzt Duisburg sowie über Städte in ganz Europa. Es sind Geschichten vom Großstadtwerden, von den Spuren der Moderne im Rheinland, dem Wiederaufbau nach dem Krieg, vom Engagement der Bürger für die Erhaltung der alten Stadtgestalt in den 1970er Jahren, von Stadt-Wahrzeichen und großen Stadtwandelprojekten. Nach Köln (im Rheinforum) und Düsseldorf (im Landtag) ist die vielfältige und tiefgründige Schau nun also als letzte Station in der Liebfrauenkirche aufgebaut. Das Einmalige ist dabei das in der städtischen Modellwerkstatt entstandene Modell unserer Stadt, das in dieser Größe (25 Quadratmeter) noch nie zu sehen war. Geöffnet ist die Ausstellung bei freiem Eintritt dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.

(hod)
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