Duisburg Leuschners Programm schaut nach Wien

Duisburg · Licht und Schatten gab es jetzt beim jüngsten Klavierabend der Folkwang-Sparkassenkonzerte. Jacob Leuschner kam bei Ravel im Zentrum seiner eigentlichen Spieltechnik an.

Klar, dass der Kleine Konzertsaal am (Klavier-)Standort Duisburg der Folkwang-Universität der Künste auch beim jüngsten Klavierabend der Folkwang-Sparkassenkonzerte "Große Klaviermusik" ausverkauft war. Es gastierte Jacob Leuschner, Jahrgang 1974 und seit dem vergangenen Jahr leitender Klavier-Professor an der Musikhochschule Detmold.

Sein Programm schaute nach Wien, vor der Pause mit Wiener Klassik, und nach der Pause war dann alles Walzer. Werke von Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart erklangen hier nervös flackernd, mit zum Teil sogar falscher Artikulation und Phrasierung. Das beeinträchtigte vor allem die bekannte Mozart-Sonate A-Dur KV 331 mit ihrer Abfolge von Variationen, Menuett und "Alla Turca".

Das programmatische Scharnier formten Zwölf Deutsche Tänze genannt "Ländler" op. post. 171 D 790 von Franz Schubert.

Hier wirkte der Pianist dann auch weit mehr in seinem Element, meisterte die Kombination von tänzerischen Rhythmen und differenzierten Irritationen, gesteigert noch in den "Valses nobles et sentimentales" von Maurice Ravel. Da war Jacob Leuschner auch endlich im Zentrum seiner doch eigentlich erstklassigen Spieltechnik angekommen.

Das war aber auch nötig, denn nun ging es ans Eingemachte, mit virtuosen Spiegelungen von Johann Strauss, zunächst der Walzer "Man lebt nur einmal" op. 157 in der zutiefst klavieristischen Einkleidung von Carl Tausig und dann die höchst geistvollen und womöglich noch vertrackteren Symphonischen Metamorphosen über Themen aus der "Fledermaus" von dem in Duisburgs heutiger litauischer Partnerstadt Vilnius geborenen Leopold Godowsky.

Da fehlte zwar ein wenig der Wiener Charme (oder wenigstens Schmäh), aber die glänzend fliegenden Finger erzwangen Begeisterung und führten zu zwei Zugaben. Die eine war der beliebte Tango von Isaac Albéniz, die andere "Gute Nacht" aus Schuberts "Winterreise" in der Bearbeitung für Klavier solo von Franz Liszt.

"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus" ist - wenn auch in rein instrumentaler Verkleidung - ein passendes Ende für einen Klavierabend.

(hod)
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