Duisburg Letzter Lkw der Bosnienhilfe unterwegs

Duisburg · Mit einem lachenden und einem weinenden Auge koordinierte Heribert Hölz gestern das Beladen eines Hilfs-Lkw, denn es war der letzte Sachspenden-Transport. Die Hilfe wird trotzdem fortgesetzt.

 Aus gesundheitlichen Gründen kann Heribert Hölz nicht mehr so weitermachen wie bisher.

Aus gesundheitlichen Gründen kann Heribert Hölz nicht mehr so weitermachen wie bisher.

Foto: Christoph Reichwein

Heribert Hölz von der Bosnienhilfe der Caritas Duisburg und zahlreiche weitere Mitarbeiter und Helfer beluden gestern auf dem Grundschulhof an der Münchener Straße den letzten Lkw, der Hilfsgüter nach Bosnien bringen wird. Danach wird der 71-Jährige das Sammeln von Sachspenden für das arme Land auf dem Balkan einstellen. Zwei Leistenbruch-Operationen zwangen ihn zu diesem Schritt.

"Nach der Notoperation kann ich die Arbeit nicht mehr fortführen. Das tut mir in der Seele weh", sagte er, während Kiste für Kiste in den bosnischen Schwerlastwagen, den Hölz für die etwa 1600 Kilometer lange Reise nach Sarajevo anmietete, verladen wurden. "Die Hilfe geht aber weiter", fügte Hölz entschieden hinzu. Alle Projekte, die die Bosnienhilfe in dem 52 000 Quadratkilometer großen Staat initiiert hat, würden weiterhin mit Geldmitteln unterstützt.

Auch der Marmeladenverkauf des langjährigen Caritas-Mitarbeiters und seiner Frau Ursula wird unverändert fortgeführt. Lediglich das Sammeln und Transportieren von Sachspenden sei nicht mehr möglich. "Ich kann einfach nicht mehr schwer heben, und die anderen Mitarbeiter sind auch mittlerweile alle schon älter", so Hölz.

Gestern war das gesamte Team beim Verladen noch einmal voll in seinem Element. Im Minutentakt wurden Kisten und Säcke koordiniert aus dem Kellergeschoss der Grundschule geräumt und in dem Lkw gestapelt. Über 25 Tonnen Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Hygieneartikel, Haushaltsgegenstände, Bettwäsche, Kleinmöbel, Windeln, Spielsachen und Fahrräder, wurden von den Helfern bewegt. Mit an Bord genommen wurde auch ein dritter Klassensatz Schulbibeln. Diese seien in Bosnien ganz besonders beliebt, kindgerecht gestaltet und kämen auch für den Deutschunterricht zum Einsatz.

Dank der langjährigen Erfahrung brach in den Lagerräumen trotz der enormen Mengen und den engen Gängen zu keiner Zeit Chaos aus. Kindergärten, Schulen und Pfarrgemeinden aus Duisburg und der Region Niederrhein hatten die Materialien gesammelt und der Bosnienhilfe zur Verfügung gestellt. "Teilen wie Sankt Martin" — so beschrieb Hölz das Engagement.

"Als ich gesehen habe, wie die Menschen sich anstecken lassen und sich einsetzen, hatte ich Tränen in den Augen", sagte er im Hinblick auf die langjährige Sachspendenhilfe. Er versuche jedoch auch, der neuen Situation etwas Positives abzugewinnen: "1900 Euro kostet mich der Transport. Für das Geld kann man auch in Bosnien selbst eine Menge Lebensmittel kaufen."

Hölz erzählte, dass er häufiger darauf angesprochen werde, ob es wirklich nötig sei, auch 18 Jahre nach Kriegsende weiterhin Hilfsgüter in die Region zu bringen. "Die Hilfe ist nötig. Die Menschen dort haben das schlimmste Schicksal, denn sie sind vergessen worden", sagte der 71-Jährige, der Bosnien als seine "zweite Heimat" bezeichnet. Es gebe leider keine Perspektive, dass sich die Lage für die Menschen verbessert. Viele hätten schlichtweg "gar nichts".

Um Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen, gründete Heribert Hölz eine Kleinbauerngenossenschaft in der Stadt Fojnica und ließ Obstplantagen anlegen. Ob die Waren alle gut an ihrem richtigen Bestimmungsort angekommen sind, davon will er sich persönlich überzeugen. Im März reist er wieder nach Bosnien — zum mittlerweile 78. Mal.

(RP)
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