Duisburg Lesesaal im neuen Landesarchiv ist ab Montag geöffnet

Duisburg · Ein Großteil der Dokumente ist in dem Speicher am Innenhafen angekommen. Hier werden zum Beispiel auch Entnazifizierungsakten restauriert.

 Nicht gemütlich, aber sehr praktisch und technisch gut ausgerüstet sind die Arbeitsplätze im Leseraum des Landesarchivs.

Nicht gemütlich, aber sehr praktisch und technisch gut ausgerüstet sind die Arbeitsplätze im Leseraum des Landesarchivs.

Foto: Christoph Reichwein

Der Umzug des Landesarchivs in den Neubau am Innenhafen wird wohl mit sechs Wochen Verspätung Mitte Juni abgeschlossen sei, aber der Lesesaal kann bereits ab Montag, 5. Mai, 8.30 Uhr, genutzt werden. Mehr als 100 modern ausgestattete Arbeitsplätze stehen hier zur Verfügung. An 50 PC-Stellen können Findmittel (Verzeichnisse, in denen jede einzelne Akte zu einem Bestand aufgeführt ist) und Digitalisate eingesehen werden. Auch Lesegeräte für Mikrofilme und Mikrofiches stehen zur Verfügung.

Als "Gedächtnis des Landes" sammelte das Archiv seit mehr als 180 Jahren an verschiedenen Standorten in NRW Urkunden und historisch bedeutende Akten der ehemaligen Territorien und Herrschaften sowie Klöster und Stifte des nördlichen Teils der preußischen Rheinprovinz. Dazu gehören unter anderem alte Urkunden, Geburts- und Heiratsregister sowie Luftbilder und Filme. Alles wurde wie berichtet in den vergangenen Wochen nach Duisburg transportiert

Der 200 Meter lange Neubau ist Deutschlands größtes Archivgebäude. Der vorhandene denkmalgeschützte 48 Meter lange ehemalige Speicher wurde durch einen 76 Meter hohen Archivturm im Zentrum ergänzt. Ein wellenförmiger 160 Meter langer Baukörper, der Büros, Werkstätten und Vortrags- und Ausstellungsräume beherbergt, vollendet das neue Landesarchiv.

Der entscheidende Vorteil des Neubaus mit mehr als 100 Regalkilometern in unterschiedlichen Magazinen besteht laut Archivarin Dr. Kathrin Pilger darin, "dass alle Archivalien sich jetzt an einem Ort befinden. Hinzu kommt die klimatisch perfekte Lagerung, die an Lagerstätten der Vergangenheit wie etwa alten Schlössern einfach nicht gegeben war". Man habe eine speziell für dieses Haus konstruierte Aktentransportanlage, um die Laufwege und somit die Arbeitsabläufe für die Mitarbeiter und die Benutzer zeitlich besser zu organisieren.

In der neuen Werkstatt arbeiten zehn bis 15 Fachkräfte mit modernen Restaurierungsmethoden am Erhalt unwiederbringlicher Schätze. Aktuelles Projekt ist zum Beispiel die Massenrestaurierung von zahlreichen vom Schimmel befallenen Entnazifizierungsakten. Archiv-Mitarbeiterin Tanja Priebe: "Die Akten werden entsäuert und in Stand gesetzt. Bis zur vollständigen Wiederherstellung liegen etwa 40 Jahre vor uns." Wird ein Bestand häufig benutzt, fertigt man in zunehmendem Maße sogenannte Digitalisate zur Vorlage beim Benutzer an. "Beispielsweise digitalisieren wir gerade 77 000 Gestapo-Akten, die sehr oft zu Forschungszwecken angefordert werden", so Priebe.

Pro Tag kommen zurzeit sechs Lkw-Ladungen mit 7000 Archiv-Kartons im neuen Landesarchiv an. "Bis heute sind etwa 53 Prozent des gesamten Archivgutes eingelagert", erläutert Pilger. "Bisher können die Benutzer auf das gesamte Archivgut des Rheinlandes bis 1815 zugreifen, als die Rheinprovinz preußisch wurde."

Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Schifferstraße 30, Telefon 0203 98721-0, Öffnungszeiten des Lesesaals: Mo-Di 8.30 - 19 Uhr, Mi-Do 8.30 - 16 Uhr, Fr 8.30 - 12.30 Uhr. Am 8. Mai bleibt der Lesesaal ab 13 Uhr und am 9. Mai ganz geschlossen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort