Duisburg Lehrer fordern mehr Respekt

Duisburg · Die ersten 38 Lehrer Duisburger Schulen wurden jetzt zu "Gewaltexperten" ausgebildet. Sie sollen den richtigen Umgang mit Problemschülern an ihrer jeweilige Schule auch an die Kollegen vermitteln.

Konfliktsituationen erkennen, sie entschärfen sowie angemessen und konsequent reagieren. Das sind die Ziele des im November 2007 vom Jugendamt ins Leben gerufenen Projekts "Duisburg schlägt keiner”, in dessen Rahmen Lehrer den richtigen Umgang mit Problemschülern erlernen sollen.

Schwerpunkte erkennen

Jetzt stand für ausgewählte Pädagogen verschiedener Duisburger Schulen im Jugendzentrum an der Angertaler Straße in Wanheim der Themenkomplex "Kommunikation” auf dem Programm — eines von neun ganztägigen Modulen, die die Lehrer absolvieren müssen, bevor sie ein Zertifikat erhalten und ihre neuen Kenntnisse als "Gewaltexperten” an ihren Schulen einbringen können.

In Rollenspielen, bei denen typische Gesprächs- und Provokationssituationen zwischen Lehrern und Schülern behandelt wurden, führte Anti-Aggressivitätstrainer Benjamin Wagner den Teilnehmern vor Augen, wie entscheidend schon die Körperhaltung und die ersten Sätze für den Verlauf einer Unterhaltung sind.

"Wichtig ist auch, dass die Lehrer ihre eigenen Schwachpunkte erkennen und reflektieren. Dann sind sie weniger angreifbar”, so Wagner. Außerdem wolle man die Pädagogen vom weit verbreiteten "Helfersyndrom” wegführen und durch spezielle Gesprächstechniken mehr Respekt von den Schülern einfordern.

Laut Uwe Bauer vom Jugendamt müssen bei gewaltbereiten Schüler harte Konsequenzen bis hin zum Schulverweis gezogen werden, sofern es in der entsprechenden Situation angemessen ist.

"Viele gewalttätige Jugendliche haben schon zahlreiche pädagogische Gespräche durchlaufen, ohne dass eine Verhaltensänderung erzielt werden konnte. Daran erkennt man doch, dass man etwas anders machen muss”, erklärte Uwe Bauer. Ziel des in NRW einzigartigen Projektes ist es, bis zum Jahr 2011 jeweils zwei Lehrer von allen 171 Duisburger Schulen zu "Gewaltexperten" auszubilden, die dann die Aufgabe haben, das Konzept im gesamten Kollegium zu integrieren.

Nachhaltigkeit gesichert

Ein besonders großes Augenmerk gilt laut Uwe Bauer der Nachhaltigkeit der erlernten Strategien. So werden die einzelnen Gruppen noch bis zu zwei Jahre nach Erhalt des Zertifikates betreut. Außerdem besteht die Möglichkeit, an Nachschulungen teilzunehmen, in die die Pädagogen ihre bisherigen Erfahrungen einbringen können.

Jugendamtsleiter Thomas Krützberg ist mit dem Verlauf des Projektes, das jährlich etwa 50.000 Euro kostet und aus dem Etat des Jugendamts finanziert wird, sehr zufrieden: "Das Feedback ist durchweg positiv. Das macht es uns leichter, die Schulleiter davon zu überzeugen, wie sinnvoll die Maßnahmen sind.”

(RP)
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