Loveparade-Katastrophe in Duisburg Lautes Bautreiben an der Unglücksrampe

Duisburg · Pünktlich zum dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli sollen die Bauarbeiten an Gedenkstätte und Unglücksrampe im Karl-Lehr-Tunnel abgeschlossen sein.

Loveparade-Katastrope: Bauarbeiten an der Unglücksrampe
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Loveparade-Katastrope: Bauarbeiten an der Unglücksrampe

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Foto: Hohl, Ralf

Der Entwurf, auf den sich Großinvestor Krieger und die Hinterbliebenen der 21. Todesopfer im Februar einigten, sieht unter anderem den Erhalt der Treppe vor, an der es zu dem tödlichen Rückstau kam. Außerdem soll eine Seite der acht Meter breiten Gedenkstätte nach oben in Richtung Kriegergelände geöffnet und terrassenförmig mit einem Fußweg erschlossen werden. Als Ersatz für das Stellwerkhäuschen, für dessen Erhalt sich einige der Hinterbliebenen eingesetzt hatten, soll eine Stahlsilhouette dienen. Die RP hat sich am Wochenende den Fortschritt der Bauarbeiten einmal etwas genauer angesehen.

Das Schild, das an der Unglücksstelle an die Massenpanik erinnern soll, hängt schief an der Wand. Ansonsten sieht man im Karl-Lehr-Tunnel nicht mehr wirklich viel von der Katastrophe. Autos rauschen mit 50 Stundenkilometern vorbei, Familien und Fahrradfahrer passieren den Tunnel — von der bedrückenden Stimmung, die der Tunnel noch vor kurzem bei allen Passanten erzeugt hat, scheint zumindest an diesem Samstag nicht mehr viel übrig zu sein.

"Einer der Gründe könnte sein, dass man den Unglücksort wegen der Bauarbeiten überhaupt nicht mehr sehen kann", mutmaßt Frank Bösern, der mit seiner Frau an der Rampe halt gemacht hat. "Diese blauen Planen versperren einem die Sicht. Irgendwie finde ich das taktlos." Tatsächlich schirmen blaue Plastikplanen die Baustelle vor neugierigen Blicken ab. Will man trotzdem einen Blick auf den Fortschritt der Bauarbeiten werfen, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man ignoriert das Hinweisschild "Baustelle betreten verboten" oder man schaut durch eines der Löcher in der Plane. Fest steht: Krieger macht sein Versprechen wahr.

Der eigentliche Unglücksort bildet einen grünen Ort der Ruhe im geschäftigen Durcheinander der Baustelle. Neben dem eingezäunten Stück Land bringen kräftige Männer und orangenen Arbeitsjacken schwere Stahlstreben und große Betonblöcke in Stellung. Von der ursprünglichen Rampe ist indes nicht mehr viel zu sehen. Irgendwo rattert ein Presslufthammer, Frank Bösern bemerkt: "Im Moment ist das hier wirklich kein Ort, an dem man zu Ruhe kommen kann. Aber wenn der Krieger wirklich rechtzeitig fertig wird, wird sich alles wieder beruhigen. Wenn er es allerdings nicht zum Jahrestag schafft, ist das Geschrei groß. Dieses Chaos kann man doch niemandem zumuten."

Als Bösern sich zum Gehen wendet, knarzt das schiefe Schild.

(RP/sgo/anch/rl)
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