Wahlkampfauftritt in Duisburg Jürgen Todenhöfer will mit dem „Modell Duisburg“ Deutschland verändern

Duisburg · Zu seinem 80. Geburtstag hatte sich der ehemalige CDU-Politiker selbst eine Partei geschenkt. Nun ist er auf der Suche nach dem Erfolg und hofft ihn in Duisburg zu finden. Am Freitag war er zum Landtagswahlkampf in der Stadt.

 Jürgen Todenhöfer im Gespräch mit einem Zuschauer in Duisburg.

Jürgen Todenhöfer im Gespräch mit einem Zuschauer in Duisburg.

Foto: Marc Latsch

Es ist kurz nach 16 Uhr, als Jürgen Todenhöfer in Jeans, Turnschuhen und Lederjacke in der Duisburger Fußgängerzone auftaucht. Er geht zu jedem Anwesenden hin, begrüßt ihn. 30 Sekunden später steht er auf der provisorischen Bühne, die seine Partei am Kuhtor für ihn aufgebaut hat. Er fängt an zu reden, viel über Russland und die Ukraine, ein wenig auch über Landespolitik. Und manchmal ist er auch zu hören. Immer dann, wenn die mobile Soundanlage keine Störgeräusche produziert.

Todenhöfer war einmal eine bekannte politische Figur in Deutschland. Als junger Bundestagsabgeordneter macht er in den 1970er-Jahren in der CDU schnell Karriere, später schreibt er Bücher, für die er sich auch mit Vertretern des „Islamischen Staats“ und Syriens Diktator Baschar al-Assad trifft. Den Gaza-Streifen bezeichnet er einmal als „weltgrößtes Konzentrationslager“. 2020, zu seinem 80. Geburtstag, tritt er aus der CDU aus und gründet seine eigene Partei, „Team Todenhöfer“.

Erreicht hat Todenhöfer damit bislang nichts. Wenn seine Partei gewählt wird, dann vor allem in Regionen mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. In einem Wahlbezirk in Duisburg-Bruckhausen erreicht sie bei der Bundestagswahl 22,9 Prozent der Stimmen, stadtweit immerhin 1,7 Prozent. Ein „Erfolg“, der sich in Todenhöfers Kopf eingebrannt hat. „Wenn das Modell Duisburg in Deutschland durchgeht, haben wir eine andere Politik“, sagt er während seiner Rede.

Um das bei der Landtagswahl am 15. Mai zu wiederholen oder gar zu übertreffen, ist Todenhöfer an diesem Freitag nach Duisburg gekommen. In der Spitze wollen vielleicht 30 Menschen seinen Auftritt sehen. Todenhöfer spricht sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Diese würden den Krieg nur verlängern. Besonders die kürzlich beschlossenen deutschen Panzerlieferungen kritisiert er. „Wir werden Widerstand leisten, im Rahmen unserer Gesetze. Wir werden versuchen, den Transport dieser Panzer gegen Russland zu verhindern“, sagt Todenhöfer. Bei der Landtagswahl in NRW will er unter anderem mit einer besseren Bildungspolitik und Bürokratieabbau punkten.

Wenn man sieht, wie der mittlerweile 81-Jährige rastlos über die Bühne geht und mit viel Kraft seine Thesen rausschmettert, will man ihn zu seinen guten Genen beglückwünschen. Doch vielleicht liegt in dieser Rastlosigkeit auch gerade die Tragik der Figur Todenhöfer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort