Rp-Serie Die Gesundmacher: Der Campus Bethanien Kurze Wege für Patienten und Ärzte

Moers · Auf dem Areal des Bethanien-Krankenhauses begegnen sich fachübergreifend Medizin und Lehre. Davon profitieren alle Beteiligten.

 Sie alle schätzen den Campus Bethanien: (von links) Andrea Kroekel, Thomas Schwerdtfeger, Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes, Ronald Grüner, Angelika Linkner, Franz Lücker, Thomas Voshaar, Jochen Eggert, Volker Erdmann.

Sie alle schätzen den Campus Bethanien: (von links) Andrea Kroekel, Thomas Schwerdtfeger, Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes, Ronald Grüner, Angelika Linkner, Franz Lücker, Thomas Voshaar, Jochen Eggert, Volker Erdmann.

Foto: kdi

Moers Wer früher am Wochenende, nachts oder an einem Feiertag krank wurde, hatte ein Problem. Es lautete: "Welcher Arzt hat gerade Notdienst?" Viele zogen den Weg direkt zu einem Krankenhaus vor. "Die Patienten haben mit den Füßen abgestimmt", sagt denn auch Ronald Grüner, Allgemeinmediziner aus Moers. Er ist heilfroh, dass der Notdienst nun in der Hausärztlichen Notfallpraxis fest auf dem Bethanien-Gelände angesiedelt ist. "Die Patienten wissen somit immer, wo sie im Notfall hinkommen müssen." Die Krankenhaus-Ambulanz werde durch die Notarztpraxis der Hausärzte entlastet, die ihrerseits bei Bedarf von den Einrichtungen am Bethanien - Röntgen, Laboratorium etc. - profitiert.

Die Notfallpraxis gehört zu einer Reihe von Einrichtungen, die nicht unmittelbar zum Bethanien-Krankenhaus gehören, aber auf dem Bethanien-Gelände liegen und dessen Angebote sinnvoll ergänzen. Vom "Campus Bethanien" spricht man im Krankenhaus. "Es handelt sich um Partner, die mit dem Krankenhaus aufs Engste verbunden sind", sagt Dr. Thomas Voshaar, Ärztlicher Direktor. Als Beispiele für die enge Anbindung nennt er die Praxis für Haut- und Gefäßerkrankungen, die eng mit der Gefäßchirurgie des Krankenhauses kooperiere und die Privatpraxis für Plastische und Ästhetische Medizin, von deren Expertise auch viele Krankenhauspatienten profitierten. Manche der Partner gehören allerdings zur Stiftung Bethanien.

Wie das 1976 gegründete Altenkrankenheim, das 1979 von der Stiftung übernommen wurde und heute Seniorenstift heißt. Es bietet derzeit 206 Plätze, davon 138 in Einzelzimmern. "Die Nähe zum Krankenhaus ist ein Vorteil für Bewohner und Pflegepersonal", sagt Volker Erdmann, Stellvertretender Leiter des Seniorenstifts. Ärzte seien jederzeit verfügbar. Bei Bedarf könnten Bewohner leicht ins Krankenhaus begleitet werden. Das Seniorenstift bietet auch Kurzzeitpflegeplätze, die nach einem Krankenhausaufenthalt in Anspruch genommen werden können.

Von der Nähe zum Seniorenstift und zum Krankenhaus profitiert auch die Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule Bethanien, eine weitere Einrichtung auf dem Campus. "Im Bereich Demenz können die Schülerinnen und Schüler beispielsweise von den Pflegekräften des Seniorenstifts viel lernen", sagt Pflegedirektorin Angelika Linkner. Die Schule bietet insgesamt 125 Ausbildungsplätze, davon 25 im Bereich Kinderkrankenpflege.

Wenn es um das Thema Fort- und Weiterbildung geht, kommt die Bethanien-Akademie in Anschlag. Sowohl Mitarbeiter des Krankenhauses als auch externer Praxen und Kliniken können dort Kurse belegen. Dabei kann es sich zum Beispiel um berufsbegleitenden Sprachunterricht für ausländische Ärzte handeln, die in Deutschland Fuß fassen wollen, um Brandschutzschulungen, Anleitungen in der Herz-Lungen-Wiederbelebung und viele andere Themen. "Unser Team organisiert die Veranstaltungen und führt sie durch", sagt Akademie-Leitung Andrea Kroekel. Sie schätzt das "große räumliche und persönliche Miteinander" auf dem Campus Bethanien.

Das ist auch ganz besonders wichtig, wenn es um die Versorgung von Tumor-Patienten geht. Dass die Onkologische Praxis und die Praxis für Strahlentherapie Duisburg-Moers seit 2010 auf dem Campus Bethanien vertreten sind, sei ein Glücksfall, sind sich die Ärzte der Einrichtungen einig. "Wir treffen uns vier Mal wöchentlich, um über die Patienten zu reden", sagt der Arzt Franz Lücker von der Praxis für Strahlentherapie.

So entstehe ein befruchtendes Miteinander zum Wohle der Patienten. Und ein besonderes Vertrauensverhältnis unter den Medizinern selbst. "Das Lernen von den anderen Disziplinen ist wertvoll", sagt Lücker. Sein Teamkollege Thomas Schwerdtfeger lenkt den Blick auch auf die kurzen Wege für Patienten, die nicht hin- und herfahren müssen, um sich einer Chemo- und manchmal parallel laufender Strahlentherapie zu unterziehen. Auch Dr. Jochen Eggert aus dem Ärzteteam der Onkologischen Praxis schätzt die räumliche Nähe zu den Kollegen und den Austausch mit ihnen. "Ich kenne die Krankengeschichte des Patienten und kann ihm den therapeutischen Weg genau erzählen. Das schafft ein Gefühl der Geborgenheit bei der Versorgung, das für die Patienten wichtig ist."

Die Ursprünge des Campus gehen zurück ins Jahr 1964, als das Institut für Pathologie zum Bethanien zog. Damals sei laut Gesetz keine Pathologie am gesamten linken Niederrhein vorgesehen gewesen. Doch der damalige Krankenhausdirektor Dr. Schirmer, habe das Gesetz ausgehebelt, indem er einer freien Pathologie-Praxis die Möglichkeit der Ansiedelung auf dem Gelände bot - damit legte er den Grundstein für den heutigen Campus Bethanien. "Das war weit in die Zukunft gedacht.

Wir profitieren von dieser hellsichtigen Entscheidung bis heute", betont Bethaniens Ärztlicher Direktor Dr. Voshaar. "Es ist für ein Krankenhaus besonders wichtig, dass ein Pathologe gut und schnell erreichbar ist", sagt die Privat-Dozentin Dr. Maria-Lieselotte Mlynek-Kersjes, die heutige Leiterin des Instituts. Als Pathologin untersucht sie Gewebeproben; ihr Urteil - ob es sich zum Beispiel um Krebs oder gutartige Tumore handelt - entscheidet über weitere nötige Eingriffe beim Patienten. Die Pathologin kann am Bethanien ihre Gewebeanalysen in Minutenschnelle, noch während der laufenden Operation durchführen und das Ergebnis gleich an die Chirurgen im Operationssaal weitergeben. Auf diese Weise werden Patienten längere Zeiten der Ungewissheit und des Wartens auf und vor allem eventuelle weitere Operationen erspart. "Das ist ein großer Qualitätsunterschied in der Versorgung", sagt Dr. Voshaar.

(RP)
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