Duisburg Kunst-Sharing oder Leasing möglich

Duisburg · "Flurstücke" heißt die Ausstellung von André Schweers in den Büros der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GFW) Duisburg in Ruhrort. Sie ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

 Annegret Angerhausen-Reuter von der GFW zusammen mit dem Künstler André Schweers in der Ausstellung "Flurstücke", die mit der Struktur und Architektur der Ruhrorter Räumlichkeiten spielt.

Annegret Angerhausen-Reuter von der GFW zusammen mit dem Künstler André Schweers in der Ausstellung "Flurstücke", die mit der Struktur und Architektur der Ruhrorter Räumlichkeiten spielt.

Foto: Christoph Reichwein

Noch bis zum 30. Mai sind die Flure und andere Räume bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GFW) in Ruhrort mit Kunst verziert. Doch es ist keine übliche Ausstellung, die sich seit Ende vergangenen Jahres dort zeigt, denn die Hängung der Exponate ist teils eigenwillig und spielt mit der Struktur und Architektur der Räumlichkeiten. Zudem können die Kunstwerke von den Besuchern nicht nur betrachtet, sondern auch gekauft und darüber hinaus sogar "geleast" werden. Eine interessante Variante des Kunsterwerbs, die dort geboren wurde.

"Der Kunst Raum geben, ihr eine Plattform bieten zum Diskurs und die Öffentlichkeit dazu einladen, das ist die Philosophie der GFW für derartige Ausstellungen", sagt Annegret Angerhausen-Reuter, die für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Schon als die Wirtschaftsförderung noch in der Innenstadt war, gab es solche Kunstausstellungen in deren Räumlichkeiten. Gebrauch davon gemacht am neuen Ruhrorter Standort haben neben André Schweers auch Annette Erkelenz und Britta Lauer.

Schweers, geboren 1963 in Mülheim an der Ruhr, studierte von 1985 bis 1992 an der Universität Duisburg Kunst und Geografie sowie Bildhauerei bei Kurt Sandweg. Während dieser Zeit fanden zugleich auch Arbeitsaufenthalte an archäologischen Ausgrabungsstätten in Italien, Griechenland, Frankreich und der Türkei statt. Seit 1993 hat er an bedeutenden Ausstellungen und Messen im In- und Ausland teilgenommen, darunter an der Art Miami / USA. Neben seinem Hauptberuf als Künstler arbeitet er als Restaurator im Lehmbruck-Museum. Er unterhält ein Atelier an der Goldstraße sowie an seinem Wohnsitz in Moers.

Der Plastiker gestaltet seine künstlerischen Objekte in der Hauptsache mit Papiermasse in Form von Papierguss, teils unter Einbeziehung von Paraffin, das ist eine Art von chemischem Wachs, und Pigmenten. Eine Vielzahl seiner Arbeiten befindet sich in Sammlungen und im öffentlichen Raum. Schweers arbeitet breitschichtig und ordnet seine Arbeitsergebnisse in Werkgruppen. Diese haben Namen wie Cumuli, Pigeonniers, Archive, Traces oder Florale. Schlägt man eine Werkgruppe auf und betrachtet die dortigen Arbeiten, so findet man unterschiedliche Motivstrukturen und verschiedene Materialien. Das alles und noch mehr sieht man in der GFW-Ausstellung "Flurstücke". Mehr als 60 Arbeiten sind dort ausgestellt, von denen einige bereits verkauft sind. Über seine Werkschau sagt Schweers: "Meine Arbeiten spielen und kokettieren zuweilen hier mit der Struktur und der Architektur der Räumlichkeiten. Mal greifen sie die Fluchtlinien auf, mal dienen sie als Bruchstücke oder Störer, um den Betrachter zu irritieren." Dabei wird die Hängung unkonventionell mal Bilderkante an Bilderkante um eine Wandecke herum oder in eine solche hinein angeordnet, dann mal direkt auf eine Wandfuge oder an einen Türrahmen. Manche Exponate haben eine Sonderstellung, ob neben einem Feuerlöscher oder zwischen zwei großen Blumenkübeln oder als Box über einem Fotokopierer platziert.

Als kreativwirtschaftliche Idee in der Kunst macht hier das Modell vom Leasingkauf die Runde. Ein Kunstwerk, so sehe es die neue Art des Kunsterwerbs vor, sagt Schweers, gehe durch zeitlich vereinbarte Mietraten am Ende der Laufzeit schließlich in das Eigentum des Kunstliebhabers über. Eine wirtschaftlich darüber hinausgehende Eigentumsvariante wäre gar ein sogenanntes Kunst-Sharing: Hierbei würden zwei Käufer ein und dasselbe Kunstwerk erwerben und es abwechselnd an ihren jeweiligen Standorten präsentieren.

(RP)
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