Duisburg Kulturszene trotzt der Haushaltsmisere

Duisburg · Der Jahresrückblick auf das Kulturleben in Duisburg sieht rosiger aus, als man es vor einem Jahr noch vermuten konnte. Die Festivals blieben attraktiv, die freie Szene rege und die Museen arbeiten verstärkt zusammen.

 "Große Mutter" heißt diese ironische Arbeit des Künstlers Erwin Wurm, dessen Werke in zwei Duisburger Museen gezeigt werden.

"Große Mutter" heißt diese ironische Arbeit des Künstlers Erwin Wurm, dessen Werke in zwei Duisburger Museen gezeigt werden.

Foto: Lehmbruck-Museum

Natürlich bleiben noch Wünsche offen. Und natürlich gibt es immer mal wieder Anzeichen dafür, dass das Kulturleben in Duisburg verarmen könnte. Aber bislang, so das Fazit des Jahresrückblicks, ist die Kulturszene in dieser Stadt reicher, als es Prognosen in den vergangenen Jahren vorausgesehen hatten. Deshalb die Schlagzeile: "Kulturszene trotzt der Haushaltsmisere".

Duisburg: Kulturszene trotzt der Haushaltsmisere
Foto: Christoph Reichwein

Positiv fällt beispielsweise der Rückblick auf die Duisburger Festivals aus. Die Akzente konnten in diesem Jahr von einem starken Partner profitieren, dem Duisburger Hafen, der Geburtstag feierte. Das Thema "Nah und fern. 300 Jahre Duisburger Hafen" hatte genügend Offenheit, um mehr als eine Jubelveranstaltung zu werden. Neben dem Theatertreffen, das durch interessante Gastspiele in kleineren Spielstätten ergänzt wurde, bleibt die Pottwal-Attrappe als Überraschungsaktion in Erinnerung. Das war schon eine spektakuläre Sache, als ein täuschend echt aussehender 18 Meter langer Wal-Kadaver in Duisburg "angeschwemmt" wurde. Schätzungsweise 50.000 Besucher haben an zwei Wochenendtagen die Wal-Skulptur besichtigt und die Performance der als Wissenschaftler verkleideten Künstler erlebt.

Auch die "Traumzeit" im Landschaftspark fand viele Besucher. Zwar hat sich dieses Festival im Vergleich zu den ersten Traumzeiten stark gewandelt, doch gehören diese Musiktage im Schatten der Hochöfen zu den Highlights im Duisburger Kulturprogramm. Dass sich die "Traumzeit"-Macher von einst darüber ärgern, dass ihr profiliertes Festival ganz anders ausgerichtet ist und dennoch der Name nicht gewechselt wurde, ist verständlich. Ehrlicher wäre es, das Festival auch anders zu benennen. Sonst bleibt der Vorwurf, dass hier falsche Lorbeeren geerntet werden.

Als Duisburger Festival mit erklärtermaßen internationaler Ausstrahlung war auch in diesem Jahr die Duisburger Filmwoche ein schöner Erfolg. Seit 1985 wird diese hochkarätige Dokumentarfilmschau von Werner Ruzicka geleitet, der 2017 seinen 70. Geburtstag feiern wird. Ruzicka und Filmwoche scheinen miteinander gekoppelt zu sein. Hoffen wir, dass diese Kopplung noch einige Jahre weiterbestehen wird.

Grundpfeiler des literarischen Lebens ist nach wie vor der Duisburger Verein für Literatur. So schön die neue Bibliothek an der Steinschen Gasse auch ist, ein Nachteil bleibt der vergleichsweise kleine Veranstaltungsraum, der bei Autorenlesungen maximal 100 Besuchern Platz bietet. Der Duisburger Volksbank-Chef Thomas Diederichs ist ein engagierter Vorsitzender des Literaturvereins und bietet mit dem Volksbank-Atrium einen Ausweichraum an, in dem mehrere Hundert Menschen Platz finden. Als Nachteil zeigte sich jedoch jetzt in den kalten Monaten, dass dieses Atrium nicht beheizt ist.

Nach wie vor rege ist die freie Duisburger Kulturszene. Es bleibt zu hoffen, dass der von Kulturdezernent Thomas Krützberg initiierte Kulturentwicklungsplan für weitere positive Impulse sorgt. Nicht vergessen darf man beim Rückblick die Kulturmacher im Huckinger Steinhof, in den verschiedenen Ruhrorter Stätten, im Steinbruch und im Grammatikoff, die mit dazu beitragen, dass in Duisburg durchaus großstädtisches kulturelles Flair herrscht.

Dazu gehört auch die jüngste Reihe "MercatorJazz", die nach einigem Holpern startete. Die städtischen Museen in der Stadt leiden allesamt unter der ständigen Finanznot der Kommune. Einen Ausstellungsetat gibt es kaum. Da ist besonders ein Kunstmuseum wie das Lehmbruck-Museum gefordert. Dessen Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla versucht mit Ideen, den Mangel an spektakulären Wechselausstellungen auszugleichen. Die Schau "Neuaufgestellt", bei der Schätze aus der Sammlung anders als bislang präsentiert werden, ist ein schönes Beispiel dafür, wie mit vergleichsweise wenig Geld das Museum attraktiv bleibt. Die zweite große Chance liegt in der Kooperation mit anderen nicht-städtischen Museen. Im Frühling präsentierten das private Museum DKM und das Lehmbruck-Museum gemeinsam den Bildhauer und Fotografen Johannes Brus. Von dieser Doppelpräsentation profitierten beide Museen und die Besucher der Ausstellungen, die ganz verschiedene Facetten eines Künstlers kennenlernen konnten. Eine ähnliche Zusammenarbeit planen das Lehmbruck-Museum und das Museum Küppersmühle für den kommenden Sommer.

In den beiden Kunstmuseen werden ab dem 7. Juli zeitgleich die gewitzten Arbeiten von Erwin Wurm gezeigt. Auf diese Ausstellungen, bei denen auf meist heitere Weise banale Alltagsformen hehre Themen behandeln, darf man sich freuen.

(pk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort