Duisburg Kulturbotschafter in Indien

Duisburg · Interview mit dem Duisburger Autor Harald Jüngst, der mit seinen irischen Geschichten ("Grünes Herzbeben") bekannt geworden ist, über seine Erlebnisse bei einer Lesetour in Süd-Indien.

Duisburg: Kulturbotschafter in Indien
Foto: AFP, AFP

Interview mit dem Duisburger Autor Harald Jüngst, der mit seinen irischen Geschichten ("Grünes Herzbeben") bekannt geworden ist, über seine Erlebnisse bei einer Lesetour in Süd-Indien.

Seine Sommerferien nutzte der Duisburger Autor und Erzähler Harald Jüngst, um seine irischen Geschichten in Indien vorzustellen. Mit Jüngst, im Hauptberuf Lehrer, der seit Jahren regelmäßig nach Irland reist, sprach Peter Klucken.

Wie kam es zur indischen Lesereise?

Jüngst Das ging über das Goethe-Institut, zu dem ich schon seit Jahren gute Kontakte habe. Mit "Goethe" war ich schon in Namibia und Australien. Und nun war Indien dran, und damit für mich der fünfte Kontinent.

Wo haben Sie in Indien gelesen?

Jüngst Ich habe in Südindien, im Bundesstaat Kerala rund um die Millionenstadt Trivandrum meine Geschichten präsentiert.

Vor welchem Publikum?

Jüngst Vor Kindern, Erwachsenen — in deutscher und englischer Sprache. Genauer: In Schulen und in Räumen des Goethe-Instituts.

In Indien sprechen vermutlich viele Menschen Englisch, nicht zuletzt wegen der Kolonialzeit. Aber wer spricht denn dort Deutsch?

Jüngst Ich bin vielen Indern begegnet, die davon träumen, in Deutschenland zu leben, zu studieren und zu arbeiten. Deutschland wird von vielen Indern als politisch, wirtschaftlich, aber auch kulturell bedeutendes Land angesehen. Viele Inder sind hoch motiviert, Deutsch zu lernen. Nebenbei: In Indien gibt es zwölf Goethe-Zentren.

Was verbinden Inder denn mit Irland beziehungsweise der irischen Mentalität, die sie in den Hörbüchern "Grünes Herzbeben" und "Der Prinz im Pferdeohr" mit viel Sympathie schildern?

Jüngst Das im Vergleich zu Indien kleine Land Irland war für meine Zuhörer natürlich zum großen Teil Neuland. Aber die Mentalität der Iren, die ich schildere, oder die Geschichten, wie der Kleine gegenüber dem Großen aufbegehrt und mitunter Oberwasser behält: all das traf wohl auch Herz und Ohr meines indischen Publikums.

Reagiert das indische Publikum denn genauso wie das westliche?

Jüngst Im Prinzip ja, aber nach einer gewissen Gewöhnungszeit. Inder sprechen normalerweise recht schnell, in meinen Ohren fast ein wenig monoton. Ich rezitiere meine irischen Geschichten mit viel sprachlicher Dynamik, mit Gefühl, manchmal sogar Brüllen: das irritierte die Inder sichtlich. Dann gefiel es ihnen aber gut, wie mir auf vielfältige Weise gezeigt wurde.

Fühlten Sie sich in Indien wie ein deutscher Kulturbotschafter?

Jüngst Ja, sogar noch eine Stufe "höher". Ich wurde so freundlich begrüßt und mit verbalen und optischen Vorschusslorbeeren bedacht, dass ich ganz berührt war. Ich habe natürlich versucht, viel zurückzugeben. Ich hatte schon das Gefühl, deutsch-irischer Repräsentant zu sein. Ich denke, ich bin meiner Rolle gerecht geworden.

Gab es Erlebnisse, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Jüngst Ja, viele. Beispielsweise eine Mitternachtslesung in einem Yogatempel. Oder meine Begegnung mit Monu, einem sechsjährigen (!) indischen Kinderbuchautor, oder auch, dass ich in der Hall of Fame (Ruhmeshalle) von der Christ Nagar International School aufgenommen wurde, eine Eliteschule, die mit der Uni Cambridge zusammenarbeit. Interessant waren auch die Treffen mit indischen Journalisten, die erstaunlich viel über Deutschland und Irland wussten.

Seit 30 Jahren fahren Sie regelmäßig nach Irland und haben mittlerweile viele irische Geschichten geschrieben. Seit zehn Jahren lesen Sie in Afrika, Australien, Amerika, kreuz und quer in Europa und nun auch in Indien aus diesen Geschichten vor. Gibt es von diesen außeririschen Reisen demnächst auch Jüngst-Geschichten?

Jüngst Ja. Und schon bald: Am Donnerstag, 23. September, 20 Uhr, lese und erzähle ich in der Duisburger Zentralbibliothek. Der Abend ist überschrieben mit "Literarische Erzählreise rund um die Welt".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort