Duisburg Künstlerische Stadtrundfahrt

Duisburg · Das vielbeachtete Kunstprojekt "Truck Tracks Ruhr" von Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr läuft zur Zeit unter dem Dach der Ruhrtriennale in Duisburg. Mit einem umgebauten Lkw geht es an sieben verschiedene Orte.

 Der Kunst-Truck ist auch auf der Schwanenstraße unterwegs. Die Insassen wissen allerdings nicht immer, wo sie sich gerade befinden.

Der Kunst-Truck ist auch auf der Schwanenstraße unterwegs. Die Insassen wissen allerdings nicht immer, wo sie sich gerade befinden.

Foto: Volker Hartmann

In sieben verschiedene Städte im Ruhrgebiet bringen das renommierte Regiekollektiv Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr noch bis März 2017 ihr vielbeachtetes Kunstprojekt "Truck Tracks Ruhr". Das dritte "Album" läuft jetzt unter dem Dach der Ruhrtriennale noch bis zum 24. September in unserer Stadt. Es geht um außergewöhnliche Blicke auf die hiesigen Szenerien.

 An einigen markanten Orten in der Stadt macht der umgebaute Lastwagen Station. Die Teilnehmer blicken dann durch die Panoramafenster nach draußen und erleben das Leben dort wie in einem Film.

An einigen markanten Orten in der Stadt macht der umgebaute Lastwagen Station. Die Teilnehmer blicken dann durch die Panoramafenster nach draußen und erleben das Leben dort wie in einem Film.

Foto: Volker Hartmann (Urbane Künste ruhr)

Jede Tour beginnt vor dem Haupteingang des Lehmbruck-Museums. Das Publikum nimmt Platz auf der Ladefläche eines umgebauten Lastwagens, alle schauen auf die linke Längsseite. Dort gibt es eine Leinwand, die zwischendurch hochgefahren wird. Man sieht also abwechselnd Videos und die Realität draußen. Der Truck steuert sieben bekannte, entlegene oder ungewöhnliche Orte in Duisburg an. Dort wird dann jeweils ein eigens entstandenes und sich auf den betreffenden Ort beziehendes Hörspiel aufgeführt - zum Teil in englischer Sprache, aber mit deutschen Untertiteln. Es geht im Wesentlichen um die Frage "Was richtet unsere Art zu leben mit unserem Planeten an?" Dafür werden auch literarische Texte, etwa von Don Paterson oder Elias Canetti, mit dem realen Wahnsinn der Fußgängerzonen und den rohen Industriebauten in Verbindung gebracht. So beobachten wir eine Duisburger Einkaufszone mit der Stimme eines Panikforschers, der für Sonya Schöneberger ausrechnet, wie viel Platz jeder Mensch benötigt, um seine Mitmenschen überhaupt ertragen zu können.

 Letzter Halt vor der Rückkehr zum Lehmbruck-Museum ist der Landschaftspark Duisburg- Nord.

Letzter Halt vor der Rückkehr zum Lehmbruck-Museum ist der Landschaftspark Duisburg- Nord.

Foto: Volker Hartmann

Vor einer Spedition im Hafengebiet richtet Davy Pieters zunächst die Aufmerksamkeit auf die Umgebung, um dann aus der Erdgeschichte und dem Weltraum auf das Hier und Jetzt zu zoomen: "In diesem Truck sitzen 49 Menschen und denken über ihre Existenz nach." Vor dem Werkstor von ThyssenKrupp Steel vergleicht das Kollektiv Anna Kpok Arbeiter von heute mit jenen Arbeitern, die vor mehr als 100 Jahren zum ersten Mal über eine Filmleinwand spazierten. Nicht zuletzt ist vor einer Autowaschanlage Lee U. Knight, der Gründer der "Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit", im Gespräch mit Marcus Linden zu hören. Knight schlägt vor, dass sich alle Menschen sterilisieren lassen sollten, da die Menschheit nichts Gutes über die Erde gebracht habe. Ausgenommen Kunst und Kultur - aber die seien ja nur für die Menschen selbst gut. Jede Tour endet nach zwei Stunden im Landschaftspark Nord. Von dort aus kann man selbst nach Hause fahren oder nach einer Pause mit dem Lkw zurück zum Lehmbruck-Museum. Jetzt bei der Premiere verkündete die Crew vor der Rückfahrt mit einem Augenzwinkern noch "ein ganz besonderes Premierengeschenk: Sie werden jetzt live erleben, wie ein Truck aufgetankt wird."

Das Ganze muss man erlebt haben, denn es vermittelt einen zum Teil ganz neuen und verblüffenden Blick auf Duisburg, überhaupt ein ganz spezielles und ganzheitliches Kulturerlebnis. Ein besonderer Clou besteht darin, dass wir von innen unmittelbar Menschen draußen beobachten können, die uns selbst durch die verspiegelte Glasfläche nicht oder kaum sehen können. Manche wundern sich allenfalls, nur wenige Meter von uns entfernt, über das seltsame große Gefährt, das um die engsten Kurven und in die schmalsten Gassen passt.

Wir wollen aber nicht alle raffinierten Effekte verraten, sondern empfehlen den Besuch einer der nächsten Vorstellungen am 17., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 27. und 31. August, 1., 2., 3., 7., 8., 14., 15. 21., 22., 23. und 24. September, jeweils um 18 Uhr, sowie 22. September, um 17 Uhr, 9. und 10. September, um 16.30 Uhr, und 16., 17., 23. und 24. September, um 17.30 Uhr. Im Prinzip sind alle diese Termine bereits ausverkauft, es gibt aber immer wieder Rückläufer und somit Restkarten unter der Rufnummer 0221 280211 oder im Internet unter www.trucktracksruhr.de. Eine Fahrt kostet 15 Euro, ermäßigt acht Euro.

(RP)
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