Duisburg Kreiskantorin Tiina M. Henke: Gedämpfte Leidenschaft

Duisburg · Wie berichtet, gibt es auch in diesen Sommerferien wieder sechs Sommerliche Orgelkonzerte in der evangelischen Friedenskirche Hamborn. Nach dem Auftakt mit Klarinette und Orgel war jetzt die musikalische Hausherrin Tiina Marjatta Henke an der Reihe, seit acht Jahren Kantorin an der Friedenskirche und Duisburgs Kreiskantorin.

Das Programm war klug geplant, ganz wie üblich um Johann Sebastian Bach herum, von dem zwei der vier Kompositionen stammten. Sehr beachtlich, wie Tiina Marjatta Henke das Präludium e-Moll BWV 548 (ohne die dazu gehörige Fuge) und die noch kniffligere Triosonate C-Dur BWV 529 filigran, geradezu kammermusikalisch bewältigte.

Im Wechsel mit Bach gab es weniger bekannte Werke von zwei seiner Bewunderer aus dem 19. Jahrhundert, die sein Erbe in damals moderner, romantischer Beleuchtung zeigten. Deutlich wurde hier auch der zweite rote Faden des Abends: "Sonaten, die keine Sonaten sind", so Tiina Marjatta Henke bei ihrer Moderation. Die erst kürzlich wiederentdeckte Sonate g-Moll op. 284 des Schumann- und Mendelssohn-Epigonen Carl Heinrich Carsten Reinecke (1824-1910) erscheint allerdings kaum als eine Bereicherung des Orgelrepertoires, zumal sie erst gegen Ende Konturen gewinnt, wenn sich allmählich der beliebte Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern" heraus schält.

Ganz anders die fulminante erste Sonate d-Moll op. 11 von dem vor fast genau 200 Jahren geborenen August Gottfried Ritter (1811-1885). Als er 1842 dieses Stück schrieb, war er Organist am Merseburger Dom, der damals noch eine klassisch disponierte Orgel hatte, ähnlich der Hamborner Eule-Orgel (die berühmte romantische Ladegast-Orgel im Merseburger Dom entstand erst in den 1850er Jahren).

Zuhörer waren begeistert

Tiina Marjatta Henke gab diesen klassizistischen Romantikern ihre gedämpfte Leidenschaft. Das löste Begeisterung aus und führte zu einer kleinen Zugabe, Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel "Wer nur den lieben Gott lässt walten" BWV 542.

Das dritte Sommerliche Orgelkonzert am kommenden Mittwoch, 10. August, um 20 Uhr, in der Friedenskirche Duisburg-Hamborn, Duisburger Straße 174, gestaltet Thomas Richter, geboren 1966 in Hamborn und inzwischen stellvertretender Chorleiter der Deutschen Oper Berlin. Sein Programm schlägt den bewährten Bogen von Bach über Max Reger bis zu Louis Vierne beziehungsweise Charles-Marie Widor. Eintritt sechs Euro, anschließend Umtrunk gegen Spende.

(hod)
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