Verschwendung von Steuergeldern Kreditkartenaffäre weitet sich aus

Duisburg · Die Kreditkartenaffäre um die ehemalige Bereichsleiterin des städtischen Eigenbetriebs "Einkauf und Service Duisburg" (ESD) weitet sich offenbar aus. Einem internen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes zufolge konnten der Betriebsleiterin bisher Unregelmäßigkeiten zwischen Juni 2008 und Februar 2011 in Höhe von über 18.000 Euro nachgewiesen werden.

 Die Betriebsleiterin kaufte etwa 228 Gramm der Kaffeesorte „Jamaica Blue Mountain“ zum Kilopreis von 109,47 Euro.

Die Betriebsleiterin kaufte etwa 228 Gramm der Kaffeesorte „Jamaica Blue Mountain“ zum Kilopreis von 109,47 Euro.

Foto: AP, AP

Aufgrund zahlreicher fehlender Belege und Abrechnungen könnte sich diese Summe aber noch erhöhen. Wie berichtet war die ESD-Chefin nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten im Mai vom Dienst suspendiert worden.

Bereits im April war ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel ihrer Entfernung aus dem Dienst eingeleitet worden. Dieses Verfahren ruht so lange, bis die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen beziehungsweise ein mögliches Strafverfahren wegen Betrug und Untreue abgeschlossen ist.

Auf die frühere Betriebsleiterin kommt dann vermutlich noch eine entsprechende Schadensersatzklage der Stadt zu. Die Frau hatte sich offenbar sehr sicher gefühlt. Anders ist die Vielzahl von Verstößen und die Dreistigkeit ihres Vorgehens kaum zu erklären. So hatte sie während ihrer Amtszeit dem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes zufolge 385 Mal mit einer Kreditkarte der Stadt für rund 33.000 Euro bezahlt.

Zunächst fehlten den Prüfen dafür insgesamt 197 Belege. 107 reichte die Betriebsleiterin nach, in rund zehn Prozent aller Fälle handelte es sich dabei aber lediglich um Eigenbelege. 72 Mal hob die Betriebsleiterin laut Bericht mit der Kreditkarte Bargeld in Höhe von knapp 10.000 Euro von Automaten ab oder bezahlte mit ihr Privateinkäufe bei real. Häufig sollen die Belege nicht den tatsächlich gekauften Waren entsprochen haben. Statt Transportbehältnisse für Computer sollen beispielsweise Damenkleidung, Handtaschen, Schmuck und Parfümerieartikel gekauft worden sein. Gelegentlich soll mit der Kreditkarte im Internet gekaufte Ware direkt nach Hause geliefert worden sein — so etwa 228 Gramm der Kaffeesorte "Jamaica Blue Mountain" zum Kilopreis von 109,47 Euro.

Für knapp 1800 Euro soll sie mit einer städtischen Tankkarte ihr Privatauto betankt haben. 34 Mal verzeichnet der Bericht Dienstreisen — 18 waren genehmigt, elf nicht, in fünf Fällen soll es sich um private Fahrten zu Vorstellungsgesprächen in Frankfurt, Stuttgart oder Kiel gehandelt habe. Für ein Vorstellungsgespräch in Stuttgart soll sie sogar zwei Mal kassiert haben: Die Reise ließ sie sich mit der Kreditkarte von der Stadt Duisburg bezahlen, von der Stadt Stuttgart ließ sie sich weitere 353 Euro auf ihr Privatkonto erstatten. Bereits in der nächsten Ratssitzung im Oktober soll über eine neue Struktur des städtischen Zentraleinkaufs entschieden werden. Danach ist denkbar, dass der ESD als Eigenbetrieb aufgelöst und die Einzelbereiche verschiedenen Ämtern zugewiesen werden.

(mtm)
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