Konzertkritik Masterstudenten spielen feurig und filigran

Duisburg · Drittes Sommerliches Orgelkonzert in der Abteikirche.

 Der Garten der Abtei Hamborn.

Der Garten der Abtei Hamborn.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Das katholische Bistum Essen schickt seine sechs Sommerlichen Orgelkonzerte seit diesen Sommerferien erstmals nicht nur in die Probsteikirche St. Urbanus in Gelsenkirchen (jeden Montag) und in die Liebfrauen-Kirche in Bottrop-Eigen (jeden Mittwoch), sondern auch jeden Freitag in die Abteikirche St. Johann in Duisburg-Hamborn (die RP berichtet regelmäßig). Den dritten Abend der Konzertreihe gestalteten jetzt Younjeong Lee und Yeyoung Jo, zwei südkoreanische Master-Studentinnen aus der Orgelklasse von Prof. Jürgen Kursawa an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.

Zunächst widmete sich Younjeong Lee Werken von Johann Sebastian Bach, vor allem dem großangelegten Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552. Anstelle der vollständigen deutschen Orgelmesse in Form von Choralbearbeitungen, die im Dritten Teil der Clavierübung zwischen den beiden Teilen steht, erklang hier Bachs – in der selben Tonart Es-Dur stehendes – Leipziger Choralvorspiel „Schmücke dich, o liebe Seele“ BWV 654. Zur Entspannung ließen die beiden jungen Organistinnen dann gemeinsam das galante Schluss-Rondo aus der vierhändigen Sonate für Tasteninstrument C-Dur op. 15 des Bach-Sohnes Johann Christian folgen. Yeyoung Jo ging dann noch einmal zurück zum Vater Bach mit dessen Leipziger Choralvorspiel „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ BWV 662 und krönte dieses Konzert mit der Fantasie und Fuge d-Moll op. 135b von Max Reger. Das war 1914/15 dessen letztes großes Orgelwerk, gewidmet seinem offensichtlichen Vorbild „Meister Richard Strauss in besonderer Verehrung“ und laut Reger „ein Orgelwerk größten Styls“, hier in der vom Komponisten selbst leicht gekürzten Fassung.

Bitter war an diesem Abend einmal mehr die Besucherzahl. Diese Konzertreihe ist in Hamborn vom Wetter-Pech verfolgt. Nach der großen Hitze eine Woche zuvor war es diesmal ein Starkregen, der in diesem Fall nur neun Besucher den Weg in die Abteikirche finden ließ, wiederum nicht mitgezählt den Mann von der Presse. Wer nicht dort war, hat aber ein vorzügliches Orgelkonzert verpasst, denn die beiden Studentinnen spielten sowohl feurig als auch filigran, sowohl monumental als auch verinnerlicht, sowohl klar als auch inspiriert. Von den 45 klingenden Registern der 1986 erbauten Mönch-und-Prachtel-Orgel wählten sie diejenigen, die leuchtend zu diesen Werken passten. Zum Glück war die Orgel nach dem Temperatur-Desaster der vergangenen Woche nun offenbar frisch nachgestimmt.

Wärmstens empfohlen sei der vierte Abend am Freitag, 9. August, um 20 Uhr. Denn dann spielt Jürgen Kursawa, ehemaliger Essener Domorganist und aktueller Düsseldorfer Orgelprofessor, hoch- und spätromantische Meisterwerke von César Franck (Choral Nr. 2 h-Moll sowie Prélude, Fugue et Variation h-Moll op. 18), Felix Mendelssohn  (Sonate D-Dur op. 65 Nr. 5) und Sigfrid Karg-Elert (Symphonischer Choral „Jesu, meine Freude“). Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten.

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