Duisburg Kontrollierte Leidenschaft im letzten Kammerkonzert der Saison

Duisburg · Ein wenig geändert hatte Magda Amara das Programm des neunten und für diese Saison letzten Kammerkonzerts im Theater am Marientor (TaM).

 Magda Amara: Liszt scheint ihr besonders gut zu liegen.

Magda Amara: Liszt scheint ihr besonders gut zu liegen.

Foto: agentur

Zwar hatte das Programm der 1984 in Moskau geborenen und seit ihrem Studium bei Stefan Vladar — Duisburgs "Artist in Residence" (Gastkünstler) 2011/2012— in Wien lebenden Pianistin nun nicht mehr die stringente Steigerung wie zuvor.

Die Bezüge innerhalb der Abfolge mussten nun durch Rück- und Querverweise erschlossen werden. Nach wie vor aber hätte über diesem Bechstein-Klavierabend die Überschrift stehen können "Frédéric Chopin und die Folgen". Neu im Programm war die Dumka c-Moll op. 59 (1886), das einzige virtuose Klaviersolowerk von Peter Tschaikowsky, eines jener Werke, in denen dieser Komponist sich mit seiner zwiespältigen Haltung zu seiner ukrainischen Herkunft auseinandersetzt.

Danach traute sich im TaM noch niemand zu applaudieren. Ganz anders war das dann nach zwei Stücken von Franz Liszt, dessen Musik Magda Amara mit ihrer kontrollierten Leidenschaft bei sicherer Spieltechnik besonders gut zu liegen schien. Es waren "Vallée d'Obermann" S. (= Searle-Verzeichnis der Werke Liszts) 160/6 (1849), das längste und wohl auch bedeutendste Stück aus dem Zyklus "Années de pèlerinage: Première Année - Suisse" und die weniger bekannte, dramatische Ballade Nr. 2 h-Moll S. 173 (1853). Die konnte man sinnvollerweise dann gleich mit einer Ballade von Chopin vergleichen, nämlich mit der beliebten Nr. 1 g-Moll op. 23 (1835/36). Leider verfehlte die Solistin hier weitgehend den poetischen Kern der Komposition.

Das war wiederum ganz anders nach der Pause bei Werken von Sergej Rachmaninow. Sowohl bei vier gar nicht so kleinen Préludes, zwei in Moll aus op. 32 (1910) und zwei in Dur aus op. 23 (1903), als auch bei der großen und überschwänglichen Sonate Nr. 2 b-Moll op. 36 (1913, revidiert 1931) bewährte sich der Ansatz der Künstlerin, auch einmal großzügig über den genauen Notentext hinweg zu gehen, wenn sich dadurch der Geist des Stückes verwirklichen lässt.

Danach brauchten die schwangere Pianistin und wir als Publikum noch etwas Beruhigendes. Die Zugabe war von Tschaikowsky. Im ersten Kammerkonzert der neuen Saison am Sonntag, 22. September, um 19 Uhr, im TaM, spielt das Trio Chausson übrigens unter anderem Liszts "Tristia" S. 378c, das ist seine eigene Bearbeitung für Klaviertrio von "Vallée d'Obermann". Da wird also ein Bogen geschlagen. Karten gibt es unter Tel. 0203 / 3009-100.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort