Duisburg Knall und Fall – oder auch mal nicht

Duisburg · Das neue Jahr wird in der Nacht mit Feuerwerk begrüßt. Die, die es zünden, sind Laien. Die echten Feuerwerker sind heute ausnahmsweise hier mal arbeitslos, was in der Vergangenheit allerdings nicht der Fall war.

Mr. Softy und Krupp-Hochofen: Sprengungen in Duisburg
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Mr. Softy und Krupp-Hochofen: Sprengungen in Duisburg

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Ähnlich wie in 2012 brachte auch in diesem Jahr so manche Bombenentschärfung wieder den Rhythmus der Stadt durcheinander. Ob im Februar am ehemaligen Kreisverkehr an der Mercatorstraße, im April in Huckingen am St. Anna Krankenhaus oder im Juli neben der Schauinsland-Reisen-Arena — wo immer die Feuerwerker anrückten, taten sie dies in Zonen, die vorher evakuiert worden waren und in denen weder Autos noch Bahnen fahren durften.

Wieder einmal erledigten sie ihre Arbeit perfekt — sprich, alles lief reibungslos. Zum Glück. Denn machen sie einen Fehler, könnte der tödlich sein. Die Experten rücken allerdings nicht nur an, um Bomben zu entschärfen oder kontrolliert in die Luft zu jagen. Auch Abrissarbeiten geht oft eine Sprengung voraus. Wir erinnern in unserer heutigen Ausgabe an einige dieser spektakulären "knalligen" Abrisse. Zum Beispiel an den Fall der "Milchtüte" im Innenhafen oder an die Zeit, als das ehemalige Krupp-Werk in Rheinhausen weichen musste. Nach einem "Knall" hört es sich bisweilen sogar in den Konzerten der Duisburger Philharmoniker an, obwohl dort dann in der Regel nichts umfällt.

Schon etwas älter muss man sein, um sich daran zu erinnern, dass auf dem heutigen Gelände von Ikea zwischen Hamborn und Meiderich einst die Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 stand. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde sie Ende der 70er Jahre stillgelegt. Über Monate zog sich der Abriss dieser schmutzig-grauen Betonklötze an der Stadtautobahn hin, die so lange Zeit das Bild der Stadt im Duisburger Norden geprägt hatten. Ein Großteil der soliden Werksgebäude wurde gesprengt — und immer ging es gut. Fast immer!

Bei einem der Klötze hatte sich der Sprengmeister offenbar deutlich verschätzt und zu wenig Dynamit in die Löcher gestopft. Nach dem üblichen Warnton folgte zunächst wie geplant der laute Knall, und eine dunkelgraue Wolke aus Dreck und Kohlenstaub legte sich über die Anlage und die Umgebung. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Sicht wieder frei war und offenbarte, dass diesmal wohl irgendetwas gründlich schief gelaufen war. Denn schief wie der berühmte Turm im italienischen Pisa ragte über das Industriegelände der Betonklotz, der eigentlich in sich hätte zusammenfallen sollen.

Wenig später fiel er dann doch. Abgesehen von einem Schalthaus und der Mauer rund um das Werksgrundstück gab es auf dem Gelände dann nur noch Schutt. Und später dann sehr viel Grün, das im Laufe der Zeit die Industriebrache immer mehr überwucherte. Es erschien etlichen Naturschützern damals als so wertvoll, dass sie es erhalten wollten, als bekannt wurde, dass an der Beecker Straße etwas Neues entstehen sollte.

Heute kennt das Gelände vermutlich jeder Duisburger. Denn vor fast neun Jahren öffnet dort das schwedische Möbelhaus Ikea seine erste Duisburger Niederlassung...

(RP)
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