Rp-Thema Opernscouts Kluger und witziger "Don Pasquale"

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg übernahm ihre Produktion der heiter-gefühlvollen Oper "Don Pasquale" von Gaetano Donizetti erfolgreich in ihr Duisburger Haus. Regie führte Rolando Villazón.

 Musikalisch war die Aufführung über jeden Zweifel erhaben.

Musikalisch war die Aufführung über jeden Zweifel erhaben.

Foto: Hans Jörg Michel/DOR

Als Donizetti seine gelungenste und inzwischen längst beliebteste heitere Oper "Don Pasquale" 1843 in Paris uraufführen ließ, war die Blütezeit der Opera buffa schon vorüber und es herrschte eine neue Empfindsamkeit und Dramatik auch auf der Opernbühne. Don Pasquale ist nicht mehr nur ein komischer Alter, der seinem "nichtsnutzigen" Neffen Ernesto die Heirat mit der jungen und lebenslustigen Norina verbietet. Dottore Malatesta darf seine Heiratskandidatin in schwärmerischem Ton anpreisen, Ernesto sich auch mal in Weltschmerz ergehen. Und jener Ohrfeige, die Don Pasquale von der wildgewordenen Norina empfängt, haftet etwas leicht Tragisches an. Bei allem Gefühl kommt aber natürlich auch der Witz nicht zu kurz.

"Don Pasquale" an der Rheinoper (in Koproduktion mit der Volksoper Wien) ist die sechste Operninszenierung des Startenors Rolando Villazón. Das Regiekonzept dafür entwickelte er gemeinsam mit dem bewährten Bühnenbildner Johannes Leiacker. Der Heiratsdeal, den der gewitzte Malatesta zwischen Pasquale und der ihm unter falscher Identität offerierten Norina einfädelt, platzt hier, weil die frischgebackene Ehefrau Pasquales konservative Haltung und seine Leidenschaft für alte Meister nicht teilt, vielmehr mit seinem Geld einen eigenen, modernen Kunsthandel betreiben will. Dieser "Pop-Pasquale" (wie ihn Villazón selbst nennt) ist so klug und so witzig wie sein Regisseur, spielt in den 1970er Jahren, es gibt darin Sitzsäcke und sogar "Hare Krishna", vor allem aber zahlreiche Zitate aus der Kunstgeschichte von der "Mona Lisa" bis zu einem vervielfältigten Andy Warhol.

Vier der fünf Solisten der Duisburger Übernahmepremiere gaben hier ihr Rollendebüt, nur Daniel Djambazian als Hippie-Notar war schon in Düsseldorf dabei. Sie wurden von der Souffleuse so lautstark unterstützt, dass man es bis in den ersten Rang deutlich vernahm - da konnte nichts passieren. Tat es auch nicht, denn musikalisch sind sie über jeden Zweifel erhaben, allen voran Günes Gürle, der als treffsicherer Parlando-Pasquale endgültig im Buffofach angekommen ist. Lavinia Dames gibt eine quirlige Norina, strahlend schon mit ihrer bekannten Auftrittsarie "S'anch'io la virtù magica di un sguardo in tempo e loco", dabei im Duett des dritten Akts eine betörend lyrische Partnerin für Ibrahim Yesilay als Ernesto. Richard Sveda macht aus Malatesta einen zuverlässigen und dezenten Strippenzieher. Ein besonderer Clou ist die Luftakrobatin Susanne Preissler als (vom Regieteam hinzugefügter) Kunsträuber. Der Chor der Rheinoper, einstudiert von Gerhard Michalski, besticht auch durch kuriose Kostümierung. Der Gastdirigent David Crescenzi leitet die Sänger und die Duisburger Philharmoniker mit ebenso viel Genauigkeit wie italienischer Verve.

Nächste Aufführungen am 27. Februar, 27. Mai und 2. Juni, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es am einfachsten im Internet unter karten@theater-duisburg.de.

INGO HODDICK

(hod)
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