Duisburg Klischees werden widerlegt

Duisburg · Die Stadtrundfahrten Duisburg bietet eine Tour "Industrie und Häfen" an. Die Teilnehmer erwartet eine zweistündige Rundfahrt, die viele Vorurteile gegenüber Duisburg widerlegt.

Tulpen, Käse und Haschisch – das fällt dem Unwissenden als Erstes ein, wenn er an Holland denkt. Der Duisburg-Laie denkt zuerst an stinkende Kohlenschlote, triste Arbeitersiedlungen – und an Horst Schimanski. Dass dies ein äußerst eingeschränkter Blickwinkel ist, bringt eine Busrundfahrt ans Licht. "Entdecke eine Stadt der spannenden Kontraste" – so der Titel einer zweistündigen Busrundfahrt, die die Stadtrundfahrten Duisburg seit neuestem im Angebot haben. Mehrere Touren stehen zur Auswahl. Aktuell wird die Route "Industrie und Häfen" angeboten. Der Stahlstandort Nummer eins in Europa ist eine bedeutende Industrie- und Handelsmetropole, in der von Tristesse keine Spur zu sehen ist. Das wird schon bei der ersten Station der Busfahrt deutlich.

Grüne Lunge der Stadt

Der Fahrer bringt die Truppe zum Landschaftspark Duisburg Nord. Im Herzstück des Areals, dem alten Hochofenwerk, wurde bis 1985 gearbeitet. Nun präsentiert sich dem Betrachter eine Grüne Lunge der Stadt, denn die befürchtete kohlestaubhaltige Luft gibt es hier schon lange nicht mehr. "Früher konnte man in Duisburg jeden Tag die Kohle von den Fensterscheiben abwischen", erinnert sich Busfahrer und Mitveranstalter der Rundfahrten, Udo Scharf.

Doch die Zeiten, als man nach tiefem Durchatmen ein halbes Brikett quer im Hals sitzen hatte, sind schon lange vorbei. Sie leben nur noch in der Vorstellung eines Duisburg-Neulings weiter. Es wird schnell deutlich, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Menge geändert hat. Das lässt sich auch an Zahlen belegen: 1960 gab es noch 38 Hochöfen im Revier zwischen Dortmund und Duisburg. Ganze sieben sind davon noch übrig geblieben – alle auf Duisburger Boden. Dass die wirtschaftliche Produktion trotzdem deutlich angestiegen ist, macht folgende Zahl deutlich: Die sieben übriggebliebenen Hochöfen haben nämlich eine höhere Produktivität als früher alle 38 zusammen.

Schwarz, rot, gold – in diesen Farben präsentiert sich ein Turm der fünf Thyssen-Hochöfen. "So viel Patriotismus", ist der erste Gedanke, der sich breit macht. Doch wie sich herausstellt, ist mit dieser Farbgebung nicht die deutsche Bundesflagge gemeint. Der Duisburg-Kenner weiß, dass es sich um eine Anspielung auf die Stahlherstellung handelt: Der Koks, der oben aufgelegt wird, ist schwarz. Das Eisen, das zu schmelzen beginnt und sich in der Mitte befindet, ist rot. Und goldgelb zeigt sich das flüssige Roheisen, das sich im unteren Teil der Schichtung befindet.

Schimanski-Klischee lebt weiter

Wenn sich nach der Stadtrundfahrt auch die meisten Vorurteile aufgelöst haben – das Schimanski-Vorurteil hat trotzdem eine gewisse Berechtigung: Die Fahrt führt durch Tunnel, die schon als Kulisse für viele Filme mit dem raubeinigen Revierpolizisten herhalten mussten.

Und die eine oder andere Häuserkulisse ist ebenfalls aus den Kriminalstreifen bekannt und sieht teilweise noch genau so aus. Auch, wenn Schimanski schon im Ruhestand ist – in diesem Punkt lebt das Klischee noch weiter fort.

(RP)
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