Duisburg Klinikum an die Malteser?

Duisburg · Der Aufsichtsrat des Duisburger Klinikums erteilte gestern den Plänen der Stadtspitze eine deutliche Abfuhr. Besonders die Arbeitnehmervertreter favorisieren nach wie vor eine Kooperation mit dem Krankenhaus in Krefeld.

Der Aufsichtsrat des Klinikums hat sich gestern mehrheitlich gegen eine Privatisierung ausgesprochen und den Rat aufgefordert, in seiner nächsten Sitzung am 18. September noch keine Entscheidung zu fällen. Gleichzeitig forderte der Aufsichtsrat die Geschäftsführung mehrheitlich auf, ein Konzept zu einer möglichen Fusion mit dem Klinikum in Krefeld vorzulegen.

Helmut Böckeler, Betriebsratsvorsitzender des Krankenhauses am Kalkweg, bemängelte die Informationspolitik der Stadtspitze und des Unternehmens, das wie berichtet die mögliche Zukunft des Klinikums untersucht hatte: „Von einer Beteiligung des Aufsichtsrates und des Betriebsrates kann keine Rede sein. Das ist fast schon kriminell, wie man uns die Informationen vorenthält.“

Ein Verkauf des Klinikums an die Malteser stellt nach Ansicht der Gewerkschaft ver.di darüber hinaus einen Vertragsbruch dar. „Bei der Umwandlung des Klinikbetriebes in eine gGmbH ist vereinbart worden, dass wir nicht an einen Tendenzbetrieb verkauft werden“, so Bröckeler. Duisburgs ver.di-Chef Thomas Keuer erklärte, es sei kein Geheimnis, dass ein Verkauf des Klinikums an die Malteser von der Stadtspitze favorisiert werde. Im Endeffekt könnte das bedeuten, dass zum Beispiel kein Krankenhaus in Duisburg mehr Abtreibungen vornehmen würde. Privatisierungen an anderen Krankenhäusern hätten gezeigt, dass dann nur noch Kapitalinteressen zählten. „Viele Zusagen werden hinterher nicht eingehalten“, meinte Keuer.

Inzwischen hat es weitere Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern des Klinikums Krefeld gegeben. Bereits Freitag wollen die Gewerkschafter ein Grobkonzept vorstellen, wie eine Kooperation mit Krefeld aussehen könnte. Zuletzt hatte sich auch Klinikum-Geschäftsführer Reinhard Isenberg positiv zu einer Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in der Nachbarstadt geäußert. „Das Krefelder Klinikum schreibt zehn Millionen Euro Miese im Jahr. Das ist nicht dramatisch, wenn man bedenkt, dass das Krefelder Klinikum richtig gut ist, kaum Konkurrenz hat und über großes Grundvermögen verfügt“, sagte Bröckeler. Ob Investitionen dort „in großem Stil“ – die Rede ist von 50 Millionen Euro – nötig sind, sei eine ganz andere Frage.

(RP)
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