Duisburg "Kleine Mercatorhalle" ist wieder offen

Duisburg · Zweieinhalb Jahre nach der Schließung sind alle Baumängel behoben, sagt die Stadt, alles sei auf dem neuesten Stand der Technik. Juristen arbeiten mit Hochdruck daran, die verantwortlichen Firmen zur Rechenschaft zu ziehen.

 Blick in den Kleinen Saal der Mercatorhalle vor der Eröffnungsfeier gestern Abend.

Blick in den Kleinen Saal der Mercatorhalle vor der Eröffnungsfeier gestern Abend.

Foto: reichwein

Mit Musik eines Kammerensembles der Philharmoniker wurde gestern Abend der Kleine Saal der Mercatorhalle wiedereröffnet. Wer erstmals seit der Schließung vor zweieinhalb Jahren hier war und sich umschaute, mag gedacht haben, dass eigentlich alles aussah wie immer. Dabei wurde so ziemlich alles umgekrempelt und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. 470 000 Euro hat das Ganze gekostet.

"Für mich schließt sich heute ein Kreis", sagte Oberbürgermeister Sören Link im Vorfeld dieser geschlossenen Veranstaltung. Im Sommer 2012, kurz nach seinem Dienstantritt, hatte er dafür gesorgt, dass zunächst der Große, später auch der Kleine Saal der Mercatorhalle geschlossen wurden. Experten hatten zuvor gravierende Baumängel aufgedeckt, die die Sicherheit der Besucher gefährdeten.

Stück für Stück wurde das ganze Ausmaß der Versäumnisse deutlich. Fehlende Brandmelde-, Frischluft- und Sprinkleranlagen, Kabeldurchlässe, die nicht abgeschottet waren, zu lange Fluchtwege - die Liste der Mängel lässt sich weiterführen. "Hier wurde mit Methode falsch und schlampig gearbeitet", fasste Kulturdezernent Thomas Krützberg gestern zusammen. Planungsdezernent Carsten Tum ergänzte: "Arbeiten wurden nicht zu Ende geführt, die sicherheitsrelevant waren."

Stand jetzt geht die Stadtspitze davon aus, dass die Sanierung der gesamten Mercatorhalle 5,8 Millionen Euro kosten wird. Ob die Stadt darauf sitzenbleiben wird, ist noch offen. "Unsere Juristen arbeiten daran, herauszufinden, wer hier zur Verantwortung gezogen werden kann", sagte OB Link. Krützberg formulierte es recht plastisch: "Die Anklageschriften sind inzwischen dicker als die Baubücher."

Dass die juristische Aufarbeitung des Vorfalls aber wohl nicht einfach ist und eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird, ist Link und seinen Dezernenten klar. Da gebe es große Firmen, die Aufträge an Sub- und Sub-Sub-Unternehmen weitergegeben hätten, so Krützberg. Zudem hätten einige dieser Firmen inzwischen Insolvenz angemeldet, was ein zusätzliches Problem darstelle. Und nach wie vor stellt sich auch die Frage, warum der städtische Mitarbeiter, unter dessen Aufsicht der Ausbau stand, nicht frühzeitig einschritt oder ob er gar wissentlich über die Fehlleistungen hinwegsah.

Dass man auf jeden Fall Lehren aus diesem Debakel ziehen werde, dass betonten gestern alle. "Hier wurde nicht nur fachlich falsch gearbeitet, sondern auch unter großem zeitlichen Druck", so Link. Das dürfe in dieser Form nie wieder passieren. "Wir werden künftig Gründlichkeit vor Schnelligkeit walten lassen und vorsichtiger sein, was die Verkündung von Eröffnungsterminen angeht", betonte Tum. Man werde sich die Projektbeteiligten in Zukunft "sorgfältiger aussuchen", versprach Uwe Rohde, Chef des Immobilienmanagements Duisburg (IMD). "Wir werden Plausibilitätsprüfungen vornehmen und nicht alles glauben, sondern fachlich hinterfragen." Wiederholt wurde die Eröffnung des Kleinen Saals gestern als "Etappensieg" bezeichnet, großes Ziel sei die Fertigstellung und Wiedereröffnung des Großen Saals. Er sei "sehr zuversichtlich", dass dies Anfang 2016 geschehen werde, sagte Link.

Krützberg wünscht sich als Termin das Neujahrskonzert der Philharmoniker, besann sich aber gleich auf die gefassten Vorsätze: "Aber nur, wenn auch wirklich alles fertig ist." Man werde sicherlich keinen Druck ausüben, der zu neuen Fehlern führe. "Einen zweiten Fauxpas können wir uns nicht erlauben."

(RP)
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