Duisburg Kleine Ersatzteile aus dem 3D-Drucker

Duisburg · In einer Werkstatt an der Masurenallee werden große Maschinen der Deutschen Bahn geprüft und gewartet. Darunter sind alte Schätzchen, ebenso aber hoch-moderne Fahrzeuge, die zum Beispiel Bahnschwellen verlegen.

 Blick in die Werkstatt der Bahn an der Masurenallee in Wedau.

Blick in die Werkstatt der Bahn an der Masurenallee in Wedau.

Foto: Christoph Reichwein

Sie ist eine Art Kur-Klinik für die Großmaschinen der Deutschen Bahn. Auf über 1.400 Quadratmeter werden an der Masurenallee Fahrzeuge geprüft und repariert. Die Werkstatt ist eine der größten ihrer Art und die einzige in NRW. Weitere Standorte der sogenannten Maschinenpool-Werkstätten sind Hannover, Nürnberg, Karlsruhe und Berlin.

Nach jahrelangem Einsatz in ganz Deutschland müssen irgendwann auch Inspektionsfahrzeuge für Oberleitungen oder Gleisarbeitsfahrezeuge, mit denen Bahnschwellen verlegt werden, zur Wartung. Für das ganze Bundesland ist dabei die Werkstatt in Duisburg zuständig. In dem Gebäude von 1976, das vor knapp fünf Jahren ausgebaut wurde und seitdem größere und mehrere Fahrzeuge gleichzeitig warten kann, arbeiten momentan 26 Mitarbeiter. Dazu gehören auch jedes Jahr bis zu drei neue Auszubildende für die Berufe Mechatroniker, Schlosser sowie Elektroniker.

Der Maschinenpool sorgt gleichfalls dafür, dass Gleisbaumaschinen und Schienenfahrzeuge für Bau-, Instandhaltungs- und Inspektionsmaßnahmen einsatzbereit sind. Auch das dafür nötige Bedienpersonal wird gestellt.

Hauptaufgabe der Werkstatt sei aber die Instandhaltung der großen Maschinen, die zum Bau und zur Kontrolle von Bahnstrecken notwendig sind, so Georg Gratz. Der gelernte Mechatroniker und studierte Ingenieur führt als Werkstattleiter den Betrieb seit Dezember 2015.

Dabei gibt es verschiedene Formen der Instandhaltung: Geht eine Maschine auf einer Baustelle platt gesagt kaputt, fahren Mitarbeiter dorthin und reparieren die tonnenschweren Gerätschaften an Ort und Stelle. "Im Schnitt haben wir 350 Auswärtseinsätze im Jahr" sagt Gratz. 50 davon fallen am Wochenende an.

Normalerweise werden die Maschinen in die Werkstatt gefahren und erst dann gewartet. Ein Check der Fahrzeuge, der in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird, dauert ungefähr eine Woche. Ein Fahrzeug verlässt erst dann die Werkstatt, wenn es zu einhundert Prozent baustellentauglich ist.

Gleiches gilt auch für die Revision. Diese werde je nach Zustand des Fahrzeuges alle sechs bis acht Jahre veranlasst. "Die Revision ist eine Art TÜV für Schienenfahrzeuge", erklärt der 32-jährige Werkstattleiter. "Salopp gesagt werden alle Teile des Fahrzeugs einmal aus- und anschließend wieder eingebaut." In sehr vielen Arbeitsschritten würden im Durchschnitt 400 bis 500 Einzelteile ausgetauscht. Zudem werden etliche Prüfungen durchgeführt und Anlagen kontrolliert, bevor die Maschine wieder für den Betrieb zugelassen wird. Die Revision braucht mindestens sechs Wochen.

Bei der Instandhaltung können laut Gratz etliche Probleme auftreten. Oft seien Ersatzteile schwer zu beschaffen, wenn das Fahrzeug schon älter ist. "Viele Teile werden gar nicht mehr hergestellt", so der Werkstattleiter. Aus diesem Grund werden kleine Teile, wie beispielsweise Staubkappen oder Taster inzwischen mit einem 3D-Drucker hergestellt anstatt größere Teile im Ganzen auszutauschen.

Zudem würden die Schienenfahrzeuge immer komplexer, weil moderner. "Ohne einen Computer können wir nicht arbeiten, um Mängel aufzudecken oder zu beheben", so der 32-Jährige. Die modernen Geräte hätten zwar den Vorteil, dass sie seltener zur Wartung müssten. Aber wenn ein Fehler auftritt, sei er sehr kompliziert und schwer zu beheben.

Gratz findet seinen Beruf sehr abwechslungsreich: "Ich habe immer etwas anderes vor mir, da wir für über 700 Fahrzeuge zuständig sind." Jede Maschine sei einzigartig, vor allem weil sie aus 120 unterschiedlichen Baureihen stammen. Der Werkstattleiter vergleicht seine Fertigungshalle gerne mit einer Manufaktur. "Es wird viel in Handarbeit erledigt, und viele nicht planmäßige Dinge müssen behoben werden."

(jlu)
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