Raub am Geldautomaten "Klau-Kids" kommen häufig aus Duisburg
Duisburg · Immer wieder fallen Kinder auf, die versuchen, Bankkunden an Geldautomaten zu bestehlen - zuletzt in Düsseldorf. Die Banden sind ausgesprochen mobil. Oft geben die Kinder Duisburg als Wohnort an.
Vor wenigen Tagen überfielen zwei Jungen in einer Innenstadtbank in Duisburg eine Kundin, als sie gerade am Automaten Geld abhob. Einen Zeugen, der helfen wollte, biss einer von ihnen in den Finger. Seit Mai gab es allein 30 Fälle in Duisburg, in denen Bankkunden am Automaten beraubt wurden.
Polizeisprecher van der Maat sagt: "Wir haben es teilweise mit Kindern zu tun, die vor ihrem 14. Lebensjahr, also bevor sie strafmündig werden, bereits 70 bis 80 mal durch Körperverletzung oder Raub aufgefallen sind."
Die jungen Täter sind dabei ausgesprochen mobil. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Polizeibehörden aus dem Umland von Vorfällen mit "Klau-Kids" berichten, die als Wohnort Duisburg angeben. In Düsseldorf beispielsweise gingen Anfang der Woche zwei 13-jährige Jungen von hier der Polizei ins Netz. Die beiden hatten mehrfach versucht, mit Gewalt Kunden an Geldautomaten zu berauben. Die Kinder, die nur gebrochen deutsch sprechen, machten bei der Polizei keine Angaben zur Tat und ließen sich widerstandslos ins städtische Kinderhilfezentrum bringen. Solange sie strafunmündig sind, hat die Polizei keine Handhabe. "Das wissen die auch genau, wenn sie bei uns sitzen. Sie lassen alles brav über sich ergehen, essen etwas Warmes im Kinderhilfezentrum und hauen bei der nächsten Gelegenheit wieder ab", schildert der Düsseldorfer Jugendkommissar Wolfgang Wierich. In wessen Verantwortung die Kinder fallen, wenn Eltern ihre Sorgerechtspflicht vernachlässigen, ist unklar.
Eltern holen Kinder nicht einmal ab
Duisburgs Polizeisprecher Ramon van der Maat sagt: "Wir arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen. Zwangsläufig. Denn viele Eltern tauchen nicht einmal bei uns auf, um ihre Kinder abzuholen." Zu einem Sorgerechtsentzug kommt es in den meisten Fällen nicht. Bernd Fastabend, Leiter des Jugendamtes erklärt: "Um die Lebenssituation dieser Kinder merklich zu verbessern, brauchen wir entweder die Kooperation der Eltern oder müssen zahllose Spielregeln erfüllen und bürokratische Hürden meistern." Mit dem Entzug des Sorgerechtes sei zudem den Beteiligten nicht unbedingt geholfen.
Gerhild Tobergte, Vorsitzende des Kinderschutzbund Duisburg, sieht dies kritisch: "In der ersten Linie sind natürlich die Eltern für das Wohl ihrer Kinder zuständig. Doch wenn diese ihrer Plicht der Fürsorge nicht nachkommen und stattdessen mit schlechtem Beispiel in Sachen Achtung des Gesetzes voran gehen, muss im politischen Bereich neu nachgedacht werden."
Kurse helfen nicht
Der Kinderschutzbund Duisburg bietet seit Jahren Kurse an, in denen Eltern mehr Sicherheit beim Umgang mit ihren Kindern gewinnen können. Die Kurse bieten Information, Reflexion, Austausch und praktische Übung unter kompetenter fachlicher Anleitung. Doch leider werde, so Tobergte, das Angebot zu wenig genutzt. Und wenn, dann geschehe dies von Eltern, bei denen eine Beratung nicht unbedingt nötig sei. "Die Familien, die sich an uns wenden, sind oft schon relativ gut in das gesellschaftliche Leben integriert.
Eltern jedoch, die ihre Kinder aktiv zum Gesetzesbruch anstiften oder ihnen eine solche Haltung vorleben, entziehen ihnen somit die Basis für eine Chance auf Integration im gesellschaftlichen Miteinander." Wenn sich Eltern entscheiden, Hilfe anzunehmen, dann hat es für sie bisweilen schwerwiegende finanzielle Konsequenzen. Denn ist das Kind im Heim, besteht für die Eltern kein Anspruch mehr auf Kindergeld. Für die hier lebenden rumänischen und bulgarischen Familien ist dieses Geld jedoch überlebenswichtig, weil sie in Deutschland nicht arbeiten dürfen und auch keine Sozialleistungen beziehen.