Duisburg Kirchenboot noch auf Menschenkurs

Duisburg · Die Sparmaßnahmen, die von der rheinischen Synode beschlossen wurden, haben auch unmittelbare Auswirkungen auf Duisburger Einrichtungen. Der Etat für die Schifferseelsorge wird gekürzt, die Studentengemeinde wohl geschlossen.

Der Ort Bad Neuenahr ist beschaulich, die Sparbeschlüsse, die dort bei der Synode der evangelischen Kirche im Rheinland verabschiedet wurden, sind es nicht (die RP berichtete). Sie wirken sich auch auf Duisburg aus. Womit zu rechnen war, schließlich kann eine Sparmaßnahme in einer Größenordnung von acht Millionen Euro in einer großen Stadt wie Duisburg nicht folgenlos bleiben. Wo genau überall demnächst bei der evangelischen Kirche in Duisburg gespart wird, ist zurzeit noch nicht abzusehen. Generell sollen die Zuschüsse um 15 Prozent gekürzt werden. Bekannt wurden bislang zwei Bereiche mit Symbolwert: Die Schifferseelsorge und die evangelische Studierendengemeinde in Duisburg.

Das Symbol der Schifferseelsorge in Duisburg ist das Kirchenboot Johann Hinrich Wichern, 15 Meter lang und 15 Tonnen schwer. 1980 wurde die Johann Hinrich Wichern in Dienst gestellt. Sie sei, so sagte es Pfarrer Frank Wessel einmal, Wassertaxi, Predigtstätte, Fahrgastschiff, Verkündigungsboot, Hotelschiff, Konzertplattform und Versammlungsort. Auf dem Boot des evangelischen Binnenschifferdienstes und der Deutschen Seemannsmission fanden viele Taufen und Trauungen statt. Aus Duisburg, der Stadt mit dem größten Binnenhafen der Welt, ist die Johann Hinrich Wichern mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Pfarrer Frank Wessel hofft, dass das viele so sehen, denn angesichts der von der Synode beschlossenen Etatkürzung von 45 000 Euro hat er Sorgen um die Zukunft der Schifferseelsorge in Duisburg. Allerdings sieht Duisburgs Superintendent Armin Schneider, den die RP gestern Nachmittag telefonisch auf der Synode in Bad Neuenahr sprach, die Existenz des Kirchenbootes und der Schifferseelsorge aktuell noch nicht gefährdet.

Bei den Schiffsleuten ist die Johann Hinrich Wichern und ihre Besatzung beliebt. Pfarrer Frank Wessel hofft deshalb, dass sich Sponsoren finden, die dafür sorgen, dass auch künftig das Kirchenboot seinen Kurs auf Menschen nehmen kann, die ihr Zuhause meist auf dem Rhein haben. Dass die Schifferseelsorge ihre Arbeit im gleichen Ausmaß wie bisher ganz ohne Unterstützung von außen leisten kann, erscheint langfristig unwahrscheinlich. Schließlich wurde bei der Synode in Bad Neuenahr bekannt, dass in den kommenden Jahren noch dickere Sparpakete (20 Prozent!) geschnürt werden sollen. "Und da könnte es sein, dass wir uns von ganzen Bereichen verabschieden müssen", so Schneider.

Wenig Hoffnung gibt es für die evangelische Studierendengemeinde an der Holteistraße 80 in Neudorf, die nicht von der evangelischen Kirche in Duisburg, sondern von der Landeskirche finanziell getragen wird.

Genaue Zeitpläne gibt es bislang offenbar noch nicht, doch ist damit zu rechnen, dass es demnächst an der Uni Duisburg-Essen nur noch einen Standort der evangelischen Studentengemeinde gibt: Im Studienzentrum "Die Brücke" an der Universitätsstraße 19 in Essen. In Duisburg wäre dann eine lange Tradition der evangelischen Studentengemeinde beendet. Noch kann Pfarrer Max Strecker nicht sagen, wie er dann arbeiten wird.

(RP)
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