RP-Serie: Innenansichten Kinder unterm Eis und Waffen in der Ruhr

Duisburg · Die Wasserrettungsstaffel der Feuerwehr Duisburg hat einen Einsatzradius von 50 Kilometern. Ihre Mitglieder tauchen nach vermissten Menschen oder versenkten Gegenständen und retten auch schon mal Gestrandete von einer Insel mitten im See.

 Mehr als 40 Kilo wiegt die Ausrüstung der Taucher der Wasserrettungsstaffel der Feuerwehr. Während Sporttaucher im Wasser "schweben", bewegen sie sich zumeist auf dem Gewässergrund kriechend oder laufend vorwärts.

Mehr als 40 Kilo wiegt die Ausrüstung der Taucher der Wasserrettungsstaffel der Feuerwehr. Während Sporttaucher im Wasser "schweben", bewegen sie sich zumeist auf dem Gewässergrund kriechend oder laufend vorwärts.

Foto: Christoph Reichwein

Fitness - was für die Frauen und Männer der Berufsfeuerwehr ohnehin eine Grundvoraussetzung ist, nimmt bei den Mitgliedern der Wasserrettungsstaffel einen besonders hohen Stellenwert ein. Denn sie alle setzen sich beim Tauchen und Arbeiten unter Wasser enormen körperlichen Belastungen aus. 36 von ihnen gibt es bei der Duisburger Berufsfeuerwehr. Ihren Sitz haben sie in der Hauptfeuerwache an der Wintgensstraße. Im Rahmen einer 24-Stunden-Schicht sind immer acht bis zehn von ihnen im Einsatz und als Erstausrücker innerhalb von etwa einer Minute startklar.

Und das muss nicht unbedingt immer einen Taucheinsatz bedeuten, wie Hauptbrandmeister und Lehrtaucher Kai Kemmling erzählt, während seine Kollegen gerade im Einsatz am Uettelsheimer See sind. Eine Ornithologin hatte sich dort auf dem Gewässer auf den Weg zur Insel gemacht, um Vögel zu beobachten. Dabei war ihr aufblasbares Kajak leck geschlagen, und die Wissenschaftlerin saß bei einstelligen Temperaturen mitsamt ihrer Ausrüstung auf der Insel fest. "Als Wasserrettungsstaffel sind wir auch dafür zuständig", sagt Kemmling und schmunzelt. Mit einem der drei Boote dieser Sondereinheit wurde die Dame schließlich gerettet.

Wer Mitglied der Wasserrettungsstaffel werden will, muss die Grundausbildung bestanden und danach mindestens fünf Jahre bei der Feuerwehr Erfahrung gesammelt haben. Dann kann er sich für die Weiterbildung bewerben, die aus einem 14-tägigen Theorieblock und mindestens 50 Tauchgängen besteht. Neben dem reinen Tauchen und Gerätekunde stehen auch Einsatzlehre, Tauchmedizin und Notfallmaßnahmen auf dem Lehrplan. Doch nur, wer wirklich topfit ist, darf die Ausbildung durchlaufen. Festgestellt wird die Eignung durch einen Tauchmediziner und den Pflichtaufenthalt in einer Dekompressionskammer. Auch die psychischen Belastungen sind nicht ohne: "Unsere Seen sind alle ziemlich verschlammt, da unten auf dem Grund kann man meistens gar nichts sehen. Oder aber man muss unter Wasser in irgendwelche engen Öffnungen hinein, und das in voller Taucherausrüstung", beschreibt Kemmling diesen Teil seines Jobs.

Die Gefahr ist bei den Einsätzen der Berufstaucher immer mit dabei: So könnten sie zum Beispiel unter Wasser an Abbruchkanten abstürzen oder einen Gerätedefekt haben. Dann heißt es kühlen Kopf bewahren. Denn in Panik geraten und einfach aufsteigen dürfen sie nicht, da sich das Volumen der unter Wasser eingeatmeten Luft an der Wasseroberfläche ausdehnt. "Im Extremfall könnte bei einem zu schnellen Aufstieg die Lunge platzen", erklärt Kemmling nur einen der Gründe. Zur eigenen Absicherung sind die Taucher auch immer mittels einer Sicherungsleine mit einem zweiten Mann in voller Montur an Land verbunden, die gleichzeitig als "Telefonleitung" fungiert, über die sie dank der Vollgesichtsmaske verbal wichtige Informationen austauschen können.

Wer jetzt denkt, dass die Wasserrettungsstaffel nur nach vermissten Personen taucht oder "Gestrandete" von Inseln im See rettet, der irrt. Zwar gehört auch das Bergen von Wasserleichen zu ihren Aufgaben, doch es gibt noch vieles andere mehr. Dazu gehören beispielsweise das Sichern von brennenden Schiffen, das Retten von Personen von Schiffen (etwa wenn ein Skipper einen Herzinfarkt hat), das Auslegen von Ölschlingen im Hafen oder das Bergen von Gegenständen. Und das müssen nicht immer nur "entsorgte" Kraftfahrzeuge sein. "Wenn ein Tresor oder eine Waffe aus dem Wasser sichergestellt werden muss, dann leisten wir der Polizei Amtshilfe", sagt Kemmling. Auch um vermeintlich festgefrorene Schwäne und Enten kümmern sich die Wasserretter. Kemmling selbst hat als Taucher einmal zwei Kinder unter dem Eis eines zugefrorenen Sees gerettet. Neben den Einsätzen stehen die Wartung und Prüfung der Gerätschaften auf dem Dienstplan. Und wer gerade nicht als Wasserretter eingeteilt ist, der ist zusätzlich im "normalen" Feuerwehr- oder Rettungsdienst im Einsatz.

In unserer Serie Innenansichten über die Berufsfeuerwehr der Stadt Duisburg haben wir Ihnen in den vergangenen Wochen verschiedene spannende Bereiche vorgestellt. Dies ist der letzte Artikel dieser Serie.

(RP)
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