Duisburg Kinder gehen wieder zur Schule

Duisburg · Alinx Jean-Baptiste, Direktor der Kindernothilfe Haiti, ist zurzeit zu Gast in der Zentrale in Buchholz. Gestern berichtete er über die Lage im Land, gut eineinhalb Jahre nach dem schrecklichen Erdbeben.

Buchholz Es kommt nicht oft vor, dass der Direktor der Kindernothilfe Haiti, Alinx Jean-Baptiste, zu Gast in der Zentrale in Buchholz ist. Und deshalb nutzte die Kindernothilfe die Chance, um den gebürtigen Haitianer selbst die Situation im Land schildern zu lassen, in dem am 12. Januar 2010 ein verheerendes Erdbeben fast zwei Millionen Menschen obdachlos werden ließ. Seither hat auch die Kindernothilfe dort einiges an Sofortmaßnahmen und Aufbauhilfe geleistet. "Aber immer noch leben 700 000 Menschen in Camps", sagt Alinx Jean-Baptiste. Also quasi auf der Straße.

In Deutschland studiert

Er sagt es auf Deutsch, der Sprache, die er während seines Studiums in Hannover gelernt hat. Nach anschließender kurzer Tätigkeit als Bauingenieur in Hannover ging er zurück in seine Heimat und arbeitet dort seit 2001 für die Kindernothilfe. Vor dem Beben waren es vier Mitarbeiter im dortigen Büro, inzwischen sind es 19 Leute, die sich vor allem für den Wiederaufbau der Schulen stark machen. "Eine Schule ist inzwischen schon ganz fertig", sagt Alinx Jean-Baptiste. In anderen Gegenden werden die Kinder nach wie vor in Zelten unterrichtet.

Der Wiederaufbau geht nur schleppend voran. Schuld daran, so der Haitianer, sei die Regierung, die nicht handlungsfähig sei. Der neu gewählte Präsident Michel Martelly, ein Musiker, habe zwar den Rückhalt in der Bevölkerung, doch die erforderliche Wahl eines Premierministers scheitere an den politischen Mehrheiten im Parlament. "Es herrscht eine Blockade", sagt Jean-Baptiste. Die macht sich auch beim Wiederaufbau bemerkbar.

Die größte Not ist inzwischen jedoch behoben, die Cholera-Epedemie eingedämmt und eine Hungersnot wie jetzt in Afrika gibt es auch nicht. Nach den Softmaßnahmen stehen nun nachhaltige Projekte an. Die Kindernothilfe begleitet mit 28 Projekten 11 000 haitianische Kinder in eine hoffentlich besser Zukunft. Und zu diesem Zweck sollen weitere neun zerstörte Schulen wieder aufgebaut werden. Dazu gehört auch die Schule der Ordensschwestern Petites Soeurs für 1200 Kinder. Die Kindernothilfe will diese mit Hilfe einer heimischen Baufirma errichten, um die gleichzeitig die haitianische Wirtschaft anzukurbeln.

Transport mit Eseln

Doch was sich so einfach anhört, stellt sich vor Ort oft viel schwieriger da. Vor allem Bauten in den Bergen des Landes sind eine Herausforderung. Aufgrund fehlender Straßen kann Baumaterial nur mit Eseln transportiert werden, Sand muss aus den Flüssen geholt werden. Bei der letzten Baumaßnahme haben die Eltern der Schüler kräftig mitgeholfen. "Ohne die hätten wir es nicht so schnell geschafft", sagt Alinx Jean-Baptiste.

(RP)
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