Unsere Woche Keine Stadt für Billigheimer

Duisburg · Wahlkampfzeit - da wurde gestern die Grundsteinlegung für das Gebäude des Landesumweltamtes LANUV am Hauptbahnhof zu einem Schaulaufen für Politiker. Sie alle sonnten sich im Schatten eines strahlenden Projektes. Denn die schon vor vielen Jahren in die Wege geleitete Ansiedlung dieser Landesbehörde ist in jedem Fall ein Erfolg.

Von dem Standort aus ist es zum Güterbahnhofsgelände nicht mehr allzu weit, wo bekanntlich ein DesignerOutletCenter entstehen soll. Wie berichtet soll nun ein Einzelhandelskonzept in Auftrag gegeben werden. Und zwar schnell, wegen des Zeitdrucks, so die Stadt. Von wem wird dieser Druck ausgeübt? Doch wohl nur von Investor Kurt Krieger. Der Düsseldorfer Architekt Walter Brune, der gerade den Zinkhüttenplatz saniert (wo eigentlich dieses Outlet hinsollte), legte in dieser Woche eine Dokumentation vor, in der er ausführlich vor der Ansiedlung des DOC auf dem Güterbahnhofsgeländes warnt. Nach seiner Prognose wird schon ein Jahr nach der DOC-Eröffnung in der City Leerstand herrschen. Ob allerdings seine Idee, die Filialisten mit den besonders reduzierten Waren in leerstehenden Innenstadt-Läden unterzubringen, so viel Sinn macht? Der Preisdruck auf die teureren Geschäfte wäre wohl enorm, und am Ende bliebt ein Paradies für Billigheimer . Keine schöne Aussicht.

Zu den bemerkenswerten Mitteilungen in dieser Woche gehörte die der Bezirksregierung zur Entlassung von Sören Link zum 31. Oktober. Vieles spricht dafür, dass er bereits tagsdrauf als neu gewählter OB wieder an seinem Schreibtisch Platz sitzt. Denn noch stochern die anderen Parteien bei der Suche nach geeigneten Gegenkandidaten im Nebel. Die FDP hat zwar mit Thomas Wolters einen der ihren aufgestellt. Aber dass sich alle anderen auf ihn verständigen, ist so wahrscheinlich wie Tropenhitze in der Arktis.

Die Bürger scheinen von dem Argument, dass die Zusammenlegung von OB- und Bundestagswahl Geld spart (was noch zu beweisen ist) angetan zu sein. Zumindest bleibt Protest bislang aus. Da fragt man sich, wo denn die ganzen Schreihälse geblieben sind, die vor der Abwahl von OB Sauerland den Neuanfang, mehr Transparenz und Mitbestimmung gefordert hatten und nicht länger von der Politik und der Stadtspitze vor vollendete Tatsachen gestellt werden wollten.? Tja, so ist das wohl in einer Stadt, in der - so sieht es aus - die SPD längst wieder tun und lassen kann was sie will.

Hildegard Chudobba

hildegard.chudobba@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort