Karneval im Duisburger Süden So schön war der Tulpensonntagszug in Serm
Serm · Nicht ohne Grund gilt der Tulpensonntagszug in Serm als der stimmungsvollste in ganz Duisburg. Um 14.11 Uhr ging’s los: Von der Straße „Am Lindentor“ über „In der Donk“ und die Dorfstraße bis zum Festplatz am Breitenkamp. Auch der Zug 2023 hatte es wieder in sich.

So schön war der Tulpensonntagszug in Duisburg-Serm
Am Sonntag schallten endlich wieder kräftige Helau - Rufe über die Sermer Dorfstraße, nachdem sich der bunte Karnevalszug, angeführt vom Tambourcorps Serm, pünktlich um 14.11 Uhr in Bewegung gesetzt hatte. Damit stand definitiv fest, dass der beliebte „Veedelszug" im Duisburger Süden nach vier langen Jahren endlich wieder stattfand.
Im Jahr 2019 zogen die Narren der Karnevalsgesellschaft Südstern zum letzten Mal durch ihr Dorf, danach herrschte karnevalistische Funkstille im Brauchtumsdorf.
Dafür sorgte 2020 eine Sturmwarnung, danach ließ die Corona - Pandemie wie auch anderenorts keinen Straßenkarneval mehr zu. Nachdem die KG Südstern nun endlich wieder mit großem Erfolg ihre Zeltveranstaltungen durchführen konnte, stand dem Karnevalsumzug durchs Dorf nichts mehr im Wege.
Dass die Südstern-Organisatoren trotz der langen Pause nichts verlernt hatten, zeigte sich am Sonntag deutlich. Als ob es die lange Auszeit nie gegeben hätte, stellten sich 18 Fußgruppen, fünf Musikkapellen und zehn Karnevalswagen auf der Straße "Am Lindentor" zu einem farbenfrohen närrischen Zug auf.
Organisatorisch glatt verliefen auch die Zugangskontrollen zum Dorf, für die das Ordnungsamt und die Polizei zuständig waren. Dadurch sollte bei Jugendlichen durch Kontrollen Alkoholmissbrauch verhindert werden. Außerdem gab es auf dem Party - Hotspot vor der Herz-Jesu-Kirche ein striktes Glasverbot. Dort war zu beobachten, dass „entdeckte" Schnapsfläschchen zwar entsorgt werden mussten. der Inhalt aber zuvor von den Betreffenden im Schnelldurchgang konsumiert wurde. Man hat ja schließlich nichts zu verschenken.
Bunt geschmückte Balkone, Fenster und Vorgärten zeigten, dass auch die Dorfbewohner in den karnevalsfreien Jahren nichts verlernt hatten. Viele Garagenhöfe waren zu kleinen Kneipen umfunktioniert, an Getränken herrschte offenbar kein Mangel, Musik dröhnte aus den Boxen und schon weit vor dem Zugstart wurde vielerorts fröhlich gefeiert.
„Wir hatten mit bis zu 9000 Besuchern gerechnet, ganz soviel werden es wohl nicht werden", erklärt Südstern-Präsident Bernd Baumann. Seine Vermutung: „Die Zahl werden wir nicht ganz erreichen, das wird wohl an dem unfreundlichen Wetter liegen."
Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch, die Mitglieder der Fußgruppen waren froh, endlich mit ihren handgemachten und themenorientierten Verkleidungen durch Serm ziehen zu können.
Gruppen wie die „Pikantjes", „Kappes mit Beene", „Konfettis" und andere, die immer wieder mit ihren originellen Kostümen den Umzug bereichern, sind schon seit vielen Jahren echte Hingucker. Die Gruppen sind autonom, haben sich aus der Dorfgemeinschaft heraus gebildet. Eine davon sind die „Frösche". „Dank für 20 Jahre" steht auf ihrem Plakat. Hört sich nach Abschied an. So formuliert es auch Mitbegründerin Monika Weber: „Wir waren ursprünglich ein Drachenboot-Team und wollten einmal beim Sermer Karnevalszug dabei sein. Jetzt ist es aber wohl das letzte Mal."
Mitstreiterin Daggi Richert sieht das nicht so eng: „So ganz ausgemacht ist das noch nicht, man ist ja doch zu sehr mit dem Herzen dabei." Jungfrosch Jil Hübner hofft da eher auf eine Meinungsänderung: „Ich würde sehr gerne weitermachen."
Wie es mit den Fröschen weitergehen wird, hätte die junge Jil die Sermerellas fragen können. die diesmal als Wahrsagerinnen inklusive umbauter Pappkabine unterwegs waren. Die Truppe ist seit 13 Jahren dabei. Madame Luna beantwortete die Frage, wie lange man noch mitziehen wird, relativ eindeutig: „Bis zum bitteren Ende."
Beim Wagenbau haben es die Sermer seit der Fertigstellung der Wagenbauhalle nun einfacher. Einer der dort gefertigten Wagen war mit Mitgliedern der Tell-Kompanie der örtlichen St. Sebastianus - Schützenbruderschaft besetzt. Der Wagen repräsentierte ein Schiff mit dem Namen „MS Friendship" und trug den Zusatz "unsinkbar". Sebastian Deina erklärt: „Damit dokumentieren wir die Freundschaft zu Prinz Kevin (Bahr) und zu seinem Hofmarschall Thomas Simon. Beide sind Mitglieder unserer Kompanie."
Am Samstag waren bereits die „Wurstsammler" im Dorf unterwegs. Bei ihrem Schnorrgang durch Serm sammeln sie mit dem traditionellen Spruch „En Wosch, en Wosch, en beste Läöwerwosch..." Wurst, Käse und hartgekochte Eier. Offensichtlich mit großem Erfolg, denn beim Zug war ihr Marketenderwagen bestens gefüllt. Alles was nicht beim Zug weggeht, und auch nicht beim Wurstessen im Rahmen der Hoppeditz - Beerdigung am Dienstag, wird gespendet. Wurstsammler Robert Pechan erläutert: „Das geht an Immersatt, das wird alles bei uns im Kühlhaus aufbewahrt."
Aber nicht nur die Fußgruppen sorgten für ein buntes Karnevalsbild, auch manch einer der Narren am Rand der Dorfstraße hatte sich etwas einfallen lassen. So wurde ein täuschend ähnlicher Donald Trump gesichtet. Offensichtlich will er sich jetzt etwas kleiner setzen, hat aber trotzdem neue Pläne, wie seinem Wahl-Plakat zu entnehmen war. Dort stand in großen Lettern: „Make Serm great again."