Duisburg Karl-Lehr-Brücke wird immer teurer

Duisburg · Der Brückenzug zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort wird seit Jahren saniert, und das noch bis mindestens 2023. Ganz Am Anfang war mal von Kosten in Höhe von 80 Millionen Euro die Rede. Inzwischen reichen nicht mal mehr 120 Millionen,

 Der Karl-Lehr-Brückenzug zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in der Stadt. Er wird schon seit Jahren in mehreren Abschnitten saniert.

Der Karl-Lehr-Brückenzug zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in der Stadt. Er wird schon seit Jahren in mehreren Abschnitten saniert.

Foto: Christoph Reichwein

Die Freude von Duisburgs Stadtdirektorin und-kämmerin Prof. Diemert über einen sich positiv entwickelnden Haushalt wird immer wieder durch unerwartete Mehrausgaben getrübt. Gestern berichteten wir über die Probleme mit zu weichem Boden am Innenhafen, um dort "The Curve" bauen zu können. Nun geht es um den Karl-Lehr-Brückenzug - wie es scheint ein Fass ohne Boden.

Am Montag wird der Rat der Stadt mangels Alternativen zustimmen müssen, dass die Stadt noch mal 16,2 Millionen Euro für den Ausbau der Verbindung zur Verfügung stellt. Insgesamt wird der Neubau fast 128 Millionen Euro verschlingen, von denen der größte Teil vom Land und vom Bund bezuschusst wird. Ganz am Anfang der Überlegungen waren die Optimisten noch davon ausgegangen, dass 80 bis 90 Millionen Euro reichen werden.

Der Karl-Lehr-Brückenzug ist die wichtigste Verbindung für alle, die von Ruhrort in die Stadt und umgekehrt fahren wollen. Er ist Zubringer zu den Hafengebieten unterhalb der Querung. Und er ist für den Öffentlichen Nahverkehr unverzichtbar, weil er von der Straßenbahnlinie 901 genutzt wird. Es gibt ihn bereits seit rund 100 Jahren, wenn auch nicht in der heutigen Form (nach dem Krieg war bekanntlich ein Teil der alten Kölner Hohenzollernbrücke dort verbaut worden, um Ruhrort und Kaßlerfeld verbinden zu können.) Immer wieder wurde in dieser langen Zeit versucht, die unterschiedlichen Brückenbauwerke, die sich aneinanderreihen, auf die neuesten Herausforderungen auszulegen. Doch vor allem der gestiegene Pkw- und Lkw-Verkehr macht den Neubau unverzichtbar.

Der erste Bauabschnitt auf Ruhrorter Seite des Karl-Lehr-Brückenzuges bis zum Vinckekanal ist bereits seit 2016 fertiggestellt, nun wird der weitaus längere Teil zwischen dem zugeschütteten ehemaligen Hafenbecken und dem Ruhrorter Kreisverkehr folgen, über den der Verkehr derzeit nur über zwei statt vier Spuren rollt. So sollen die Brücken entlastet werden, damit sie nicht zusammenbrechen. Im Spätherbst sollen die Arbeiten für den Neubau ausgeschrieben werden, nach dem Sommer 2019 folgen im günstigsten Fall die Auftragsvergaben. Baubeginn wäre dann im viertel Quartal 2019, die Fertigestellung rund vier Jahre später.

Das größte Einzelbauwerk wird die Ruhrbücke sein, die inklusive der beiden Vorlandbrücken eine Distanz von fast 200 Metern überspannten muss. Weitere fast 130 Meter ist die Hafenkanalbrücke lang, die sich anschließt. Es folgt (statt Brücke) ein Damm über den zugeschütteten Kaiserhafen. Letzter Bauabschnitt ist der Ruhrorter Kreisverkehr, derzeit ein stadtbekannter Unfallschwerpunkt.

Das größte Problem bei diesem Großprojekt ist, dass es bei laufendem Verkehr realisiert werden muss. Denn der Karl-Lehr-Brückenzug ist unverzichtbar - für den Individualverkehr, für den Schwerlastverkehr, aber auch für den öffentlichen Nahverkehr. Sperrungen sollen daher während der Bauphase die Ausnahme sein. Erschwerend kommt hinzu, dass der Platz dort sehr beengt ist. Beim Bau der Brücke über den Vinckekanal war der Verkehr über eine Behelfsbrücke geführt worden. Das hält die Stadt für den nun anstehenden Abschnitt für nicht wirtschaftlich und verweist darauf, dass der Neubau zügig erfolgen müsse, weil die alten Brücken am Ende sind. Die einzelnen neuen Brückenteile sollen daher zeitgleich an Land gefertigt werden.

Allein schon die Suche nach einem geeigneten Montagegelände gestaltete sich als schwierig. Letztlich fiel die Wahl auf eine Fläche nordwestlich des Kreisels Kaßlerfeld und damit ein Bereich am gerade erst neu gestalteten Ruhrtalradweg. Er wird während der Bauphase nicht nutzbar sein, soll aber später wieder fein hergerichtet werden..

Die dort montierten Brückenbauwerke werden nach der Fertigstellung auf Pontons gehoben und übers Wasser zu ihrem endgültigen Standort gezogen. Danach wird der Verkehr Stück für Stücke von den alten auf die neuen Brücken umgelegt und die maroden Bauwerke entfernt sowie der Ruhrorter Kreisverkehr so umgebaut, dass er den gestiegenen Anforderungen gewachsen ist.

Was so einfach klingt, ist ein bis ins Detail geplanter Bauablauf mit jeder Menge Herausforderungen - weitere Kostensteigerung also nicht ausgeschlossen!

(RP)
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