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Duisburg Kamera stellt Recycling-Sünder an Pranger

Duisburg · Die Universität Duisburg-Essen nimmt an dem Projekt "BinCam" teil. Alles, was in den Abfalleimer fliegt, wird mit einer Kamera festgehalten und auf Facebook gepostet.

 Julia Miebach (l.) and Anja Thieme studieren an der Newcastle University. Das Foto zeigt sie, wie sie Müll in ihre Abfalltonne werfen. Eine Handykamera zeichnet alles auf.

Julia Miebach (l.) and Anja Thieme studieren an der Newcastle University. Das Foto zeigt sie, wie sie Müll in ihre Abfalltonne werfen. Eine Handykamera zeichnet alles auf.

Foto: Mike Urwin

Plastik, Biomüll, Papier... 600 Kilogramm Abfall verursacht jeder von uns — pro Jahr. Diese enorme Menge macht der Atmosphäre zu schaffen und besonders den Ozeanen: Hier werden täglich etliche Tonnen Plastikmüll versenkt. Dennoch ist Nachhaltigkeit für jeden Dritten nur ein Wort, mit dem er nicht viel anfangen kann. Studierende und Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE) wollen daran etwas ändern und beteiligen sich an dem Projekt "BinCam — zeig mir Deinen Müll". Nun liegen erste Ergebnisse vor.

"BinCam könnte mit "Mülleimer-Kamera" übersetzt werden. Ein gewöhnlicher Küchenmülleimer wird mit einem Smartphone im Deckel ausgestattet. Durch den Beschleunigungssensor im Gerät wird nach jedem Öffnen des Deckels die Kamera ausgelöst. Das Foto des eingeworfenen Mülls wird per Datenfunk an einen Server übermittelt und in Bezug auf die weggeworfenen Gegenstände ausgewertet. Das Ergebnis — richtiger Müll oder falscher Müll — wird in symbolischer Form in einer Facebook-App gepostet. Dadurch soll zum einen beim Benutzer selbst das Bewusstsein für ein recycling-orientiertes Müll-Verhalten geweckt werden.

Sechs WGs in Duisburger und Essener Studentenwohnheimen wurden fünf Wochen lang begleitet. Es entstand ein Wettbewerb zwischen den einzelnen Haushalten, kombiniert mit spielerischen Elementen à la "Finde das BinMonster". Gewünschter Effekt: Die Studierenden sollen ihren Müll trennen und weniger Lebensmittel wegwerfen. Fragebögen und Interviews zeigten zudem, wie jeder Einzelne über Recycling denkt.

Insgesamt machten 37 Studierende im Alter von 19 bis 30 Jahren mit und ließen sich in ihren Gemeinschaftsküchen beobachten. Alle hielten das Ganze für eine gute Idee und sprachen öfter über Mülltrennung und Recycling. Doch von Woche zu Woche beschäftigten sich die Teilnehmer weniger mit ihrem Verhalten und dem ihrer Mitbewohner. Obwohl ein Poster die unterschiedlichen Abfallarten erklärte, verbesserte sich ihr Wissen darüber nicht wesentlich. Außerdem meinten sie, dass Rest- und Recyclingabfall bei der Müllabfuhr doch wieder in einen Container kommen. Nur manchmal meldete sich das schlechte Gewissen: wenn offensichtlich Recyclebares wie Flaschen in den Tonnen landete oder Essbares. "Ich habe letztens ein Kilo Äpfel weggeschmissen. Da habe ich mich schon geschämt", gab Susanne zu Protokoll.

Justine Matejczyk hat Kognitions- und Medienwissenschaften studiert und ihre Masterarbeit über das Projekt unter der Betreuung von Prof. Dr. Nicole Krämer geschrieben. Sie wusste, dass Jüngere sich im Vergleich zu Älteren weniger für Umweltschutz interessieren und hoffte auf einen positiven Einfluss der BinCams. "Viele kennen die Gefahr, die von der zunehmenden Umweltverschmutzung ausgeht, doch bei der Mülltrennung siegen oft Bequemlichkeit und Unwissenheit", hat die 26-Jährige herausgefunden. Teilnehmerin Saskia gibt beispielsweise offen zu: "Ich hatte schon im Hinterkopf, da nichts Falsches reinzuschmeißen..., aber wenn dann der Mülleimer gerade voll war, habe ich es dann doch da reingeworfen."

Matejczyks Fazit: "Wir hatten erwartet, dass unsere Studie das Einkaufsverhalten verändert. Doch sowohl vor als auch nach dem Projekt wurden die Einkäufe eher mittelmäßig geplant — ohne die Nahrungsmittelvorräte zu prüfen. Es wurde also nicht weniger Essen verschwendet und nicht mehr recycelt." Erfreulich sei jedoch der soziale Effekt: Tipps zur Mülltrennung wurden ausgetauscht, das Thema rückte stärker ins Bewusstsein.

Damit doch mehr über unsere Müllberge nachgedacht wird, würde die Masterstudentin gerne Botschaften wie "Jeder zweite Deutsche lehnt das Verschwenden von Nahrungsmitteln ab!" auf den Deckeln von Abfalleimern anbringen. Sie interessiert, ob das auf unterschiedliche Kulturen anders wirkt.

(RP)
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