Duisburg Junger Familienvater fand einen neuen Job

Duisburg · Michael Schliesing ist 26 Jahre alt, verheiratet und Vater einer zweijährigen Tochter. Er lebt in Hamborn, hat dort das Abtei-Gymnasium besucht und entschied sich, nach dem Zivildienst Krankenpfleger zu werden. Ein Glücksfall für ihn, dass er gleich um die Ecke im St. Johannes Hospital einen Ausbildungsplatz bekam. Doch die Freude ist längst dem Frust gewichen. Denn im Dezember wurde er gekündigt.

Nach der Ausbildung war er noch eine Weile an dem Hamborner Haus des Katholischen Krankenhauses Duisburg (KKD) geblieben, bevor er zum Moerser Bethanien Krankenhaus wechselte. Denn in Hamborn war keine Stelle auf der Intensivstation frei, für die er sich besonders interessierte. Doch das KKD ließ ihn nicht los. Im Sommer rief sein ehemaliger Arbeitgeber an und wollte wissen, ob er nicht wieder zurückkommen wolle. Jetzt könne man ihm seine Wunsch-Stelle anbieten. "Ich habe mich riesig gefreut und bin gewechselt", erzählt er. Dass er wie alle KKD-Mitarbeiter kein Weihnachtsgeld bekommen sollte, nahm er hin. Immerhin ging damit die Zusage einher, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werde. "Für mich war es viel wichtiger, dass ich einen unbefristeten Vertrag bekam". Denn als Familienvater wollte er das Risiko, das ein Arbeitsplatzwechsel stets beinhaltet, so gering wie möglich halten. Dass aber sein unbefristeter Vertrag eine Probezeit (in seinem Fall von vier Wochen) beinhaltete, das hatte er in seiner Freude über die Rückkehr ans St. Johannes Hospital übersehen. Schließlich war er ja quasi abgeworben worden, sprich, sein neuer Arbeitgeber wollte ihn haben.

Zwei Tage vor Silvester drückte ihm die Pflegedienstleitung einen Brief in die Hand mit der Bemerkung, er wisse schon, worum es sich handle. Er wusste es nicht. Um so unvorbereiteter traf ihn darum seine Kündigung zum 31. Januar dieses Jahres. Auf den beigefügten Informationszettel mit Anschriften von Leiharbeitsfirmen achtete er gar nicht mehr. Ihm ging nur noch eine Frage durch den Kopf: "Was sage ich jetzt meiner Ehefrau?"

In den Wochen zuvor hätte es unter Kollegen schon mal das eine oder andere Gespräch über möglich finanzielle Probleme des Arbeitgebers gegeben, "aber Genaues wusste keiner." Und nach der Zusage der Klinikleitung, auf betriebsbedingte Kündigung zu verzichten, "haben wir damit auch nicht gerechnet".

Der Schock über die Kündigung saß bei Schliesing so tief, "dass ich nicht der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen." Auf der einen Seite Frau und Kind, auf der anderen arbeitslos – Michael Schliesing wurde so krank, dass ihn seine Ärztin arbeitsunfähig schrieb. "Ich bin ganz ehrlich, ich hätte es auch psychisch nicht verkraftet, nach der Kündigung wieder an meinen Arbeitsplatz zu gehen und so weiterzuarbeiten, als wäre nichts passiert." Neben ihm hätten Kollegen ihre Stelle verloren, die schon Jahrzehnte für das Haus tätig waren. Warum es gerade ihn, den jungen Familienvater, traf, dafür hat der 26-Jährige eine plausible Erklärung: "Weil meine Probezeit im Januar endete, konnte ich problemlos und ohne Abfindung entlassen werden."

Schon in wenigen Wochen wird Michael Schliesing wieder auf einer Intensivstation arbeiten, diesmal auf der des evangelischen und Johanniter Krankenhauses am Standort Fahrn. Vorgesehen ist, dass er nach einer Einarbeitungszeit an den Standort des Klinikums in Oberhausen wechselt. "Aber das ist kein Problem. Wer heute im Arbeitsleben steht, der muss mobil sein. Man kann ja schließlich nicht erwarten, dass man seinen Arbeitsplatz zu Fuß erreichen kann", lacht Schliesing, der sich riesig darüber freut, so schnell wieder in Lohn und Brot zu stehen. Finanziell verschlechtert habe er sich nicht. Und nach dem ersten Eindruck sei er zuversichtlich, dass er an ein Haus mit gutem Betriebsklima wechseln wird. Vielleicht, so plant er, findet er künftig neben seiner Arbeit auch noch die Zeit, sich weiterzubilden, "aber jetzt fang ich hier erst einmal an".

Von seinen alten Kollegen hat er gehört, dass er vielleicht sogar eine Chance gehabt hätte, ans "Johannes" zurückzukehren. "Mir wurde erzählt, dass nun vermehrt Mitarbeiter von einer Leiharbeitsfirma im Krankenhaus für weniger Geld tätig sein sollen." Für ausgeschlossen hält er das nicht, "denn ich hatte bei meiner Kündigung sicherlich nicht ohne Grund den Hinweis bekommen, dass ich mich dort bewerben könne".

(RP)
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