Duisburg Irrer Kampf um Plätze bei der Stadtranderholung

Duisburg · Bereits ab 5 Uhr morgens stellen sich Eltern vor dem Jugendzentrum Rumeln an, um ihre Kinder anzumelden.

Insgesamt 1500 Kinder können an der Ferienbetreuung des Duisburger Jugendamtes an 14 Standorten im Stadtgebiet teilnehmen. Obwohl für die drei Wochen vom 12. bis 30. August immerhin 160 Euro für das erste Kind zu zahlen sind, erfreut sich das Angebot großer Beliebtheit. Im Jugendzentrum Rumeln an der Dorfstraße sogar allergrößter Beliebtheit.

Das Anmelderitual für die 90 zur Verfügung stehenden Plätze hat mittlerweile skurrile bis bizarre Formen angenommen und erinnert ein wenig an ein Konzert von Teenie-Idol Justin Bieber in der Dortmunder Westfalenhalle — nur dass hier nicht zahnspangentragende Teenies bei Nacht und Nebel anstehen, sondern Eltern potenzieller Ferienbetreuungskinder.

Das hat sich mittlerweile in Rumeln herumgesprochen. Die Anmeldung erfolgt der Reihe nach. Um punkt 8 Uhr beginnt der Run auf die begehrten Plätze. Das hindert findige Rumelner Mütter und Väter nicht daran, sich schon vor 5 Uhr in der Dunkelheit vor dem Eingangstor einzufinden. Einige haben Klappstühle mitgebracht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Die Mitarbeiter des Jugendamtes kennen ihre Pappenheimer schon und bauen ein Pavillon auf, unter dem Kaffee und belegte Brötchen verteilt werden. Um 6 Uhr ist die Schlange schon mehrere Meter lang. Wer nach 6 Uhr kommt, hat Pech: Da viele nicht nur ihre eigenen Kinder anmelden, sondern auch die von Freunden und Bekannten — natürlich mit schriftlicher Vollmacht, Ordnung muss schließlich sein — werden sie am Ende leer ausgehen.

Zwei Stunden im zum Teil strömenden Regen gestanden, trotzdem Pech gehabt. Viele sind empört. Eine Mutter: "Da muss man eine andere Lösung für die Anmeldung finden. Ich bin berufstätig und muss meinen Sohn in den Ferien doch irgendwie unterbringen. Schließlich habe ich keine sechs Wochen Urlaub."

Dass es an anderer Stelle, etwa an der Robinson-Farm, noch freie Plätze gibt, ist für viele nur ein schwacher Trost. "Das Verfahren berücksichtigt überhaupt nicht den großen Bedarf in Rumeln", sagt ein Vater. Das bizarre Anmeldeverfahren mit mehr als 60 Müttern und Vätern, die im Morgengrauen vor dem Jugendzentrum im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen, sorgt nur für Kopfschütteln. "Typisch Duisburg, typisch Jugendamt", heißt es.

Jugendamtsleiter Thomas Krützberg ist die Problematik durchaus bekannt. "Das Thema Anmeldeverfahren haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert", sagt er. Online-Anmeldung, Termine am Nachmittag — "irgendjemand ist immer benachteiligt. Den Stein der Weisen haben wir noch nicht gefunden". Krützberg sagt aber auch, dass es in Rumeln besonders extrem sei — was vor allem daran liege, dass es mit dem Jugendzentrum ein festes Haus gebe und dass die Entfernung zu anderen Standorten der Stadtranderholung hier größer sei als in anderen Stadtteilen. "Aber leider können wir derzeit wenig machen", so Krützberg. Die Zahl der Plätze sei schon auf 90 erweitert worden. "Das ist die oberste Grenze."

Aber es gibt Hoffnung. Krützberg stellt in Aussicht, dass schon 2014 ein neues Anmeldeverfahren greifen könnte. Mit diesem mache eine andere Stadt derzeit gute Erfahrungen. Das wolle man sich jetzt genauer ansehen.

(mtm/skai)
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