Duisburg Investoren zu oft abgeschreckt

Duisburg · Der Unternehmerverband legt Positionen zur Landtagswahl vor. Nur mit einer starken Wirtschaft könne auch das Land wieder stark sein. Der Vorstand fordert einen verbindlichen Masterplan.

 Wim Abbing, Chef des in Buchholz ansässigen Unternehmerverbandes, ist den Umgang mit Politikern gewöhnt: Im linken Bild ist er mit NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans zu sehen, rechts mit Kanzleramtschef Peter Altmaier.

Wim Abbing, Chef des in Buchholz ansässigen Unternehmerverbandes, ist den Umgang mit Politikern gewöhnt: Im linken Bild ist er mit NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans zu sehen, rechts mit Kanzleramtschef Peter Altmaier.

Foto: Klaus-Dieter Stade/Christoph Reichwein

Weder Schönreden noch Schlechtreden seien taugliche Zukunftskonzepte für NRW. Klar sei aber, "dass wir in NRW wirtschaftspolitisch besser werden müssen, wenn wir nicht den Anschluss verlieren wollen", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Wim Abbing, mit Blick auf den laufenden Landtagswahlkampf. "Was wir von den Parteien verlangen ist eindeutig. In NRW muss wieder gelten: Vorfahrt für Wachstum und Beschäftigung", erklärt Abbing nach einer Sitzung des Vorstands der Unternehmerverbandsgruppe im Duisburger Haus der Unternehmer. In diesem Gremium sind die Vorsitzenden der sechs Einzelverbände der Gruppe vertreten, hierunter der Unternehmerverband Ruhr-Niederrhein und der Unternehmerverband Mülheimer Wirtschaftsvereinigung.

Der Emmericher Unternehmer Abbing, der auch Vorsitzender des Metallverbandes Ruhr-Niederrhein ist, sieht die NRW-Wirtschaftspolitik der vergangenen fünf Jahre kritisch. "Statt Unternehmen im Land willkommen zu heißen, haben wir Investoren zu oft abgeschreckt. Leider ist Nordrhein-Westfalen dadurch in vielen Bereichen abgerutscht", meint Abbing. Doch nur mit einer starken Wirtschaft können auch NRW stark sein.

Duisburg: Investoren zu oft abgeschreckt
Foto: Christoph Reichwein

Der Vorstand der Unternehmerverbandsgruppe fordert deswegen nach der Landtagswahl einen verbindlichen wirtschaftspolitischen Masterplan. "Das Land braucht ein alle relevanten Politikfelder umfassendes Gesamtkonzept. Die entscheidende Frage lautet: Soll NRW Kernland der Industrie bleiben oder nicht?", so Abbing. Nordrhein-Westfalen könne gegenüber anderen Bundesländern nur wieder aufholen, wenn diese Frage mit einem klaren "Ja" beantwortet werde.

Alleingänge zulasten der Industrie könne sich das Land nicht länger erlauben, wenn es nicht weiter zurückfallen wolle. "Wir brauchen einen wirtschafts-, umwelt- und sozialpolitischen Regulierungsstopp. Es muss jetzt Schluss sein mit Alleingängen des Landes zum Beispiel beim Umwelt- und Klimaschutz oder im Vergaberecht", fordert die Unternehmerschaft.

Investitionen in die Zukunft seien dagegen wichtiger denn je. NRW brauche eine massive Infrastruktur-Offensive. Es seien größte Anstrengungen beim Ausbau von Verkehrsnetzen, Verkehrsträgern sowie der digitalen Infrastruktur nötig. "Unser Ziel muss es sein, dass bis zum Jahr 2020 alle Gewerbegebiete mit Glasfaser-Leitungen versorgt sind. Wenn die Kommunen das nicht alleine schaffen, muss das Land hierfür die Weichen stellen. Schnelles Internet wird für die Unternehmen so wichtig wie fließendes Wasser", unterstreicht Abbing.

Digitaler soll nach den Vorstellungen der Unternehmer auch die Bildungs- und Forschungslandschaft in NRW werden. "NRW kann Vorreiter bei der Digitalisierung und bei Industrie 4.0 sein. Die Landespolitik muss dafür starke und positive Impulse bei der digitalen Bildung, bei den MINT-Fächern und bei Kooperationen von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen setzen", erklärt Abbing die Position der Unternehmerverbandsgruppe. Bei der Digitalisierung müsse zwar auch die Wirtschaft ihre Hausaufgaben machen, aber gleichzeitig müsse dem Misstrauen im Bildungs- und Forschungsbereich gegenüber dieser Entwicklung wirkungsvoll begegnet werden. "Programmiersprachen werden so wichtig wie Fremdsprachen", ist Abbing überzeugt. Die junge Generation solle in die Lage versetzt werden, die Digitalisierung zu gestalten, statt nur digital zu konsumieren.

Die Unternehmerverbandsgruppe will ihre Forderungen nun auch den Landtagskandidaten in Duisburg, Mülheim, Oberhausen, dem Kreis Wesel, dem Kreis Kleve und dem Kreis Borken übermitteln. "Uns ist wichtig, dass wir mit der Politik auch über dem Wahltag hinaus im Dialog bleiben. In unserer Region haben wir gezeigt, dass wir nicht nur fordern, sondern konkret mit anpacken, wenn es um die Zukunft unserer Standorte geht", so Wim Abbing.

(RP)
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