Duisburg Industrie kein Job-Motor mehr

Duisburg · Die Statistik belegt: Duisburg verliert als Industriestandort an Bedeutung, zumindest was die Arbeitsplätze angeht. Der jetzt angekündigte Personalabbau setzt den Trend der vergangenen Jahrzehnte beschleunigt fort.

ThyssenKrupp-Arbeiter demonstrieren in Duisburg
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Die Bekenntnisse zum Industriestandort Duisburg sind gerade in jüngster Zeit zahlreicher geworden. Zuletzt forderte Guntram Schneider, NRW-Chef des DGB, ein "klares Bekenntnis" dazu. Auch bei der IHK ist das unstreitig. Innerhalb des Kammerbezirks komme Duisburg eindeutig die Rolle als Oberzentrum und Industriestandort.

Und das müsse auch so bleiben, hatten Präsident Thomas Hüttemann und Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger wiederholt erklärt. Schließlich schaffe die Stahlindustrie in Duisburg direkt 25 000 Arbeitsplätze — abhängige Branchen und Zulieferer nicht einmal mit eingerechnet.

Auch Bernd Kruse von der Vertrauenskörperleitung der IG Metall bei ThyssenKrupp sieht Gefahren für den Industriestandort: "Als ich vor 30 Jahren bei Thyssen anfing, war schon von Sozialplänen die Rede. Wie lange soll das denn noch so weitergehen?"

Tatsächlich verzeichnete das Amt für Statistik 1976 über 67 000 Beschäftigte in der "Eisenschaffenden Industrie" — mehr als jeder vierte Arbeitnehmer war in diesem Bereich tätig. Zehn Jahre später gab es in diesem Sektor nur noch gut 46 000 Beschäftigte, ein weiteres Jahrzehnt später hatte sich die Zahl auf 23 000 halbiert.

Inzwischen — der letzte statistische Stand ist vom Ende des vierten Quartals 2007 — hat sie sich auf 19 000 eingependelt. Gestiegen ist dagegen der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor. Dieser Bereich war zwar schon 1976 bedeutsamer als die Stahlindustrie, inzwischen sind aber zwei Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigter (105 000 von insgesamt 156 000) in Duisburg Dienstleister .

Dieser Trend wird sich fortsetzen. "Wir rechnen mit rund 1500 Arbeitsplätzen, die abgebaut werden", so Kruse. Genau ließ sich diese Zahl aber zurzeit noch nicht festmachen. "Die Stimmung in der Belegschaft ist ruhig. Nicht zuletzt deshalb, weil die nach dem Sozialplan ausscheidenden Kollegen 84 Prozent ihre Gehalts bekommen und dazu noch eine Abfindung."

Sorgen mache ihm der Arbeitsplatz aber trotzdem. Die Stellen, die gestrichen werden, fehlten der nachfolgenden Generation. "Ich habe einen Sohn, der macht bei Thyssen seine Ausbildung. Außerdem habe ich zwei Enkelkinder. Was soll denn aus denen einmal werden?"

(RP)
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