Duisburg In sechs Minuten am Einsatzort

Duisburg · Die Polizei ist schnell, wenn sie zu einem Einsatzort gerufen wird, an dem sich noch der Täter aufhält. Und auch dann, wenn Verletzte im Spiel oder Personen in akuter Gefahr sind, lässt sie sich keine Zeit.

 Als im Mai vorigen Jahres Anhänger des MSV Randale machten, weil der Verein nicht die Lizenz für die zweite Liga bekommen hatte, war die Polizei gefordert, für Ruhe zu sorgen.

Als im Mai vorigen Jahres Anhänger des MSV Randale machten, weil der Verein nicht die Lizenz für die zweite Liga bekommen hatte, war die Polizei gefordert, für Ruhe zu sorgen.

Foto: Reichwein

Nach dem Verkehrs- und Kriminalitätsbericht zog die Duisburger Polizei gestern zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen Bilanz. Diesmal ging es um die Arbeit derjenigen, die landläufig immer noch als Schutzmann bezeichnet werden. Polizeipräsidentin Elke Bartels sagt es gleich ganz deutlich: "Das sind die Kollegen, die immer dabei sind und meist als erste am Tatort eintreffen." Für sie sei es ein Zeichen ihrer Wertschätzung, dass erstmals die Arbeit dieser Mitarbeiter in dieser Form in den Fokus gerückt wird. Und sie hatten zu tun, sogar reichlich, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.

446 Mal werden sie im Schnitt pro Tag benötigt, in mehr als der Hälfte der Fälle, weil sie von außen angefordert werden. Im vergangenen Jahr mussten sie allerdings auch aktiv werden, um die Sicherheit bei Bombenentschärfungen zu gewährleisten, Demonstrationen zu begleiten oder rivalisierende Gruppen von Fußballfanatikern zu trennen. Sie waren gebunden durch Einsätze gegen die Rockerbanden oder auch durch wiederkehrende Kontrollen der Raserszene auf der ehemaligen B 8 in Hamborn. Die meisten Einsätze (fast 10 000) gab es im Monat Juli, was gleich ein Hinweis auf ein weiteres Tätigkeitsfeld ist. "Dann sitzen die Leute draußen beim Bierchen, grillen, feiern und bekommen Streit", sagte Rüdiger Wollgramm, Chef der Streifenpolizisten. In solchen Situationen dann als Schlichter aufzutreten, das bedeutet für die Kollegen oft genug, dass sie selbst in Gefahr geraten. 188 Fälle von Widerstand sind im vergangenen Jahr registriert worden. Nicht eingerechnet sind Situationen, in denen die Polizeibeamten über Beleidigungen, Beschimpfungen und Tätlichkeiten hinwegsahen, um die Lage schneller zu beruhigen. "Denn wenn wir uns provozieren lassen, haben wir verloren", so Wollgramm. Dass bei diesen Übergriffen 79 Beamte verletzt wurden, zeigt aber die Gewaltbereitschaft der Angreifer. Sorge bereitet ihm die seit Jahren steigende Zahl der Einsätze wegen häuslicher Gewalt. Als einen Grund vermutet er, "dass die Frauen selbstbewusster werden" und sich zum Beispiel dagegen wehren, wenn sie zwangsverheiratet werden sollen oder vom Ehepartner physisch oder psychisch misshandelt werden.

(RP)
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