Duisburg In den Slums von Chile

Duisburg · Der Duisburger Abiturient Jorin vom Bruch fliegt im August für ein Jahr nach Santiago in Chile. Dort nimmt er an einem freiwilligen Hilfsprojekt teil. In den Slums der südamerikanischen Hauptstadt will er Straßenkindern helfen.

 Mehr als tausend Häuser wurden bei dem schweren Erdbeben in Chile beschädigt.

Mehr als tausend Häuser wurden bei dem schweren Erdbeben in Chile beschädigt.

Foto: AFP, AFP

Großenbaum In sattem Türkis schlängelt sich der Rio Blanco durch die üppigen Wälder ins Tal, stolz ragt der Berg Salar de Talar in der Atacamawüste in den strahlend blauen Himmel, anmutig geht die Sonne über dem Vulkan Osorno unter — Chile ist ein facettenreiches Land. Hoch über der Hauptstadt Santiago de Chile prangt der Berg Cerro San Cristóbal, von wo aus Touristen einen spektakulären Blick über die mehr als 5,5 Millionen Einwohner große Metropole genießen können.

Was am Rande der Hauptstadt Chiles ist, wird hingegen gerne übersehen: Die Slums von Santiago mit ihren Straßenkindern. Hier bestimmen Drogen, Gewalt und Kriminalität den Alltag der Menschen, und hier ist es, wo der 19-jährige Jorin vom Bruch ab August ein Jahr lang leben wird.

Zusammen mit zwei anderen Abiturientinnen nimmt der Schüler der Gesamtschule Süd an dem Projekt der Evangelischen Kirche Rheinland teil. Die schickt seit 1995 junge Menschen für ein Jahr ins Ausland, wo sie einen freiwilligen Friedensdienst absolvieren. "Dass wir jetzt nach Chile reisen, ist allerdings neu. Wir sind die ersten Freiwilligen, die hier an diesem Straßenkinder-Projekt teilnehmen", erklärt der Abiturient. Was ihn vor Ort erwartet, weiß er noch nicht genau. "Unsere Unterkunft wird gerade noch gebaut, ich weiß auch nicht, ob wir überhaupt schon Möbel haben, wenn wir ankommen."

Worauf sich der 19-Jährige mit dem Friendesdienst eingelassen hat, ist ihm aber durchaus bewusst. Er wird nicht im Vorzeige-Teil der Stadt, sondern direkt in den Slums wohnen. "Mir macht das nichts. Ich muss nicht mit meinem iPhone durch die Straßen laufen. Es ist sehr spannend, auch einmal so einfach zu leben", sagt er. Bei dem Projekt der "Fundacion Educere" geht es vor allem darum, den Straßenkindern Perspektiven zu geben. "Mit einem Straßenfußballprojekt sollen die Kinder in die Gemeinschaft eingegliedert werden. Wir arbeiten darüber hinaus vor Ort mit den Familien zusammen, machen Hausaufgaben und Ausflüge mit den Kindern und versuchen, sie für wirtschaftliche Themen wie Recycling zu begeistern."

Dabei steht Jorin vom Bruch noch vor einer persönlichen Herausforderung: "Spanisch spreche ich noch nicht so gut", verrät er. Doch er ist zuversichtlich, dass sich das schnell ändern wird. Nach seinen Abiprüfungen, die bald ins Haus stehen, will er sich voll in das Projekt reinhängen. "Ich muss mir noch einen kleinen Förderkreis aufbauen, der das Projekt unterstützt."

Dabei bekommt er große Unterstützung von seiner Schule. "Eine Künstlerin, die hier ausstellt, spendet die Einnahmen aus dem Verkauf von zwei Bildern dem Projekt." Vor Ort muss Jorin vom Bruch selbst mit einem kleinen Taschengeld von 100 Euro im Monat auskommen.

(RP)
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