Bau-Boom Wo in Duisburg überall gebaut wird – und was das kostet
Service | Duisburg · An der Grenze zu Düsseldorf entstehen im Duisburger Süden gerade so viele Wohnungen wie noch nie. Mehr als 10.000 Menschen sollen hier bald ein neues – und manchmal auch sehr teures – Zuhause finden. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Projekte.
Wohnen in Duisburg wird immer teurer. Kostete die Kaltmiete in einem Neubau 2011 noch durchschnittlich weniger als acht Euro pro Quadratmeter, waren es in der ersten Jahreshälfte 2021 bereits 10,50 Euro. Die Mietkosten für eine neu errichtete Wohnung mit 80 Quadratmetern Größe sind damit also innerhalb von knapp zehn Jahren um 200 Euro gestiegen. Das ist ein Ergebnis des Immobilienmarktbericht, den Duisburg Business & Innovation (DBI) nun vorgestellt hat.
Kauf- und Wiedervermietungspreise entwickelten sich dabei ähnlich – nämlich nach oben. Kostete eine neue Eigentumswohnung 2011 im Schnitt noch weniger als 2000 Euro pro Quadratmeter, waren es in der ersten Jahreshälfte 2021 schon 3500 Euro. Bei der Wiedervermietung stieg der Quadratmeterpreis von rund fünf Euro auf 6,80 Euro. Warum ist das so?
Nun, zum einen ist in Duisburg eine Entwicklung zu beobachten, die derzeit fast alle deutschen Großstädten erleben: Das Wohnen wird teurer, weil auch die Baukosten steigen – es gibt etwa immer mehr Auflagen für energieeffizientes Wohnen. Vielerorts fehlt Bauland. Und: Immer mehr Menschen zieht es in die großen Städte. Die Nachfrage steigt, das treibt das Angebot nach oben. Das betrifft auch Duisburg. Lebten 2011 noch knapp 488.000 Menschen in der Stadt, waren es sieben Jahre später fast 499.000.
Um dem entgegenzuwirken, baut Duisburg derzeit so viel wie lange nicht, vor allem im Süden der Stadt. Aber auch in den Neubaugebieten sind die Preise hoch. Wir geben einen Überblick über die vier wichtigsten städtebaulichen Projekte:
Sechs-Seen-Wedau Es gilt als eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in NRW und sogar in Deutschland: Sechs-Seen-Wedau. Hier entstehen nicht nur Wohnungen sondern gleich ein ganz neuer Stadtteil. Auf der Fläche im Duisbürger Süden, auf der einst ein Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn stand, wurde 2020 mit dem Bau von mehr als 3000 Wohneinheiten begonnen. Mehr als 10.000 Menschen sollen hier einmal leben. Die Fläche ist insgesamt 90 Hektar (rund 126 Fußballfelder) groß, auf rund 25.000 Quadratmeter sollen Grünfläche entstehen. Die Vermarktung der ersten Häuser hat im März begonnen, Ende des Jahres sollen die ersten Kaufverträge von Investoren unterzeichnet werden. Bis alle Wohnungen bezugsfertig sind, wird es voraussichtlich bis 2029 dauern.
Die Duisburger Dünen Das Gelände am alten Güterbahnhof hat eine tragische Geschichte hinter sich. 2010 fand hier die letzte Loveparade statt, bei der in einer Massenpanik 21 Menschen starben. Nun soll auf der Fläche ein innerstädtisches Quartier entstehen – vereint werden sollen die Bereiche „Wohnen“, „Arbeiten“ und „Freizeit“. Auf dem Gelände könnten rund 1000 Wohnungen mit einer Fläche von insgesamt rund 400.000 Quadratmetern entstehen. Gebäude mit Büros und Dienstleistungsflächen sollen sich auf etwa 250.000 bis 300.000 Quadratmetern erstrecken. Dazwischen ist Platz für einen etwa elf Hektar großen Park. Spätestens 2030 soll das Quartier fertig sein.
Rahmerbuschfeld Im Duisburger Süden findet sich auch noch ein weiteres Projekt, das zwar nicht ganz so groß ist wie die gigantischen Vorhaben, die die Stadt sonst dort plant – allerdings für weit mehr Ärger sorgt. 83 Häuser und Wohnungen und ein Supermarkt in der Größe von 1300 Quadratmetern sollen hier auf einer weitgehend freien Wiesenfläche am Rahmerbuschfeld gebaut werden. Die ersten Bauarbeiten sollen 2022 beginnen. Anwohner und Naturschützer kritisieren den Plan, auch eine Bürgerinitiative versucht das Neubaugebiet zu verhindern. Grund: Teile der Fläche sind Landschaftsschutzgebiet, nur wenige Meter vom zukünftigen Quartier entfernt beginnt das Naturschutzgebiet „Überanger Markt“.
Am Alten Angerbach In Huckingen plant die Stadt schon seit Jahrzehnten ein neues Baugebiet zwischen Ortskern und Angerbach. 2019 wurde dann tatsächlich ein Bebauungsplan vorgestellt. Die Fläche ist insgesamt rund 17 Hektar (entspricht knapp 24 Fußballfelder) groß, die Nettobaufläche beträgt insgesamt 83.000 Quadratmetern. 235 Doppelhäuser und frei stehende Einfamilienhäuser sind geplant, dazu 26 Wohnungen und eine Kita mit fünf Gruppen für 100 Kinder. Ein Fokus des Quartiers liegt auf Familien. Wer hier ein Haus möchte, muss dafür übrigens auch mal gerne mehr als eine Millionen Euro auf den Tisch legen. Knapp 1,4 Millionen Euro verlangt die Jakob Durst GmbH für ihre acht Häuser dort.