"Problemhaus" in Duisburg Immer neue Container gegen den Müll

Duisburg · Die Polizei wird den Bereich um das von Sinti und Roma bewohnte Haus in Bergheim noch stärker im Blick haben als bisher. Der Hauseigentümer hat die Wirtschaftsbetriebe wegen der Müllrechnungen verklagt.

Auch nach den Vorfällen von Freitagabend, bei denen wie berichtet vier Menschen nach einer Attacke vermummter Aktivisten verletzt wurden, wird die Polizei trotz der Forderungen aus der Politik keine Dauerpräsenz zeigen. Die Zahl der Streifen soll aber nun erhöht werden, um erneute gewalttätige Übergriffe schon im Vorfeld zu verhindern. Morgen will die Polizei die Presse über die Situation vor Ort und die geplanten Demonstrationen der Rechtspopulisten von "Pro Deutschland" am Donnerstag — erst in Meiderich, dann am sogenannten "Problemhaus" in Bergheim, informieren. Schon heute wollen die Mitglieder des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage über ihre Aktionen am Donnerstag aufklären.

Die von den Anwohnern der Wohnanlage In den Peschen und Beguinenstraße in Bergheim immer wieder monierte Belästigung durch das enorme Müllaufkommen wird schon bald das Verwaltungsgericht beschäftigen. Der Hauseigentümer, der auch im Rotlichtmilieu aktiv sein soll, hat die Wirtschaftsbetriebe verklagt. Er sieht die Situation wohl so, dass er schon genug für die Zuwanderer tut. Ein Entgegenkommen bei den Müllrechnungen sei da nur folgerichtig. Das sieht Thomas Patermann, Chef der Wirtschaftsbetriebe, ganz anders: "Bei der Gebührenrechnung ist unser Spielraum gleich null."

Dabei ist es beim Müll eigentlich ganz einfach: Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) gehen davon aus, dass jeder Haushalt pro Kopf mindestens 20 Liter Restmüll pro Woche produziert — zumindest rechnerisch. Wer weniger Müll hat, muss trotzdem die Mindestmüllmenge bei den Wirtschaftsbetrieben bezahlen. Basis ist dabei in der Regel die vom Eigentümer beziehungsweise Vermieter genannte Zahl an Menschen, die im jeweiligen Haushalt wohnen.

Und hier beginnt in Bergheim das Problem. "Wir gehen hier gar nicht mehr von einer Berechnung pro Kopf aus", sagte Patermann gestern im Gespräch mit der RP. 2012 habe man mit fünf Müllcontainern mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern begonnen. Sie wurden 14-tägig geleert. "Wir haben dann schnell festgestellt, dass das überhaupt nicht ausreicht", so der WBD-Chef. Aber auch acht Container mit wöchentlicher Leerung reichten zuletzt nicht mehr, um die Müllberge in den Griff zu bekommen.

Im Wege der sogenannten "Zwangsaufstellung" setzen die Wirtschaftsbetriebe nun so viele Behälter auf, bis das Volumen für den anfallenden Müll ausreicht. "Eine solche Zwangsaufstellung gibt es aber nicht nur in Bergheim. So etwas haben wir auch an anderen Stellen ind er Stadt", erklärte Patermann.

Das Problem: Niemand weiß genau, wie viele Menschen tatsächlich in den Häusern In den Peschen und an der Beguinenstraße wohnen. Eigentlich sollten hier rund 350 Menschen leben. Die Rede ist aktuell von 600 Bewohnern, die Polizei geht sogar von 1400 bis 1500 aus. Das liegt vor allem daran, dass die Fluktuation sehr hoch ist und die Zahlen der bei der Stadt gemeldeten Personen und der tatsächlichen dort lebenden Bewohner in gar keinem Verhältnis stehen. "Gemessen an der gemeldeten Bewohnerzahl hätten wir bestimmt schon ein Containervolumen, das 50 Liter Restmüll pro Kopf erlaubten. Das zeigt schon, dass die Zahl der tatsächlich dort wohnenden Menschen weitaus größer sein muss."

Im Übrigen seien die Wirtschaftsbetriebe dem Eigentümer ohnehin schon entgegengekommen. Nahezu tägliche Kontrollfahrten, bei denen Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe die Gehwege und Straßen rund ums Haus säubern und den — natürlich nicht angemeldeten — Sperrmüll gleich mitnehmen, gibt es auch nicht in jedem Stadtviertel.

Ähnlich soll es dem Vernehmen nach mit den Stadtwerken sein. Dass so viele Menschen auch jede Menge Strom, Wasser und im Winter auch Energie fürs Heizen verbrauchen, liegt auf der Hand. Auf ihre Forderungen verzichten wollen die Stadtwerke aber wohl sicher auch nicht.

(RP)
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