Duisburg Im Schifferhaus gehen die Lichter aus
Duisburg · Auf der Tagung der Landessynode in Bad Neuenahr sind weitere Kürzungen der Zuschüsse beschlossen worden. Ende Juli wird deshalb das traditionsreiche Haus in Homberg geschlossen. Die Seemannsmission wird weitergeführt.
Der Evangelische Binnenschifferdienst / Deutsche Seemannsmission Duisburg begleitet und betreut Binnenschiffer und Seeleute auf den mehr als 700 Kilometern Binnenwasserstraßen und in den Häfen im Bereich der Evangelischen Kirche in Rheinland. Nach dem Aus für die Jugendarbeit wird zum 31. Juli nun auch das traditionsreiche Haus in Homberg an der Dammstraße geschlossen. Auf der Tagung der Landessynode in Bad Neuenahr sind, wie berichtet, weitere Kürzungen der Zuschüsse um 27 000 Euro (ab 2018) beschlossen worden. Superintendent Armin Schneider zeigte sich erleichtert, dass die Landessynode den Zuschuss der Evangelischen Kirche Rheinland nicht komplett gestrichen hat: "Die Seemannsmission muss nicht aufgegeben werden." Bereits bei der Tagung im Januar 2014 war eine Reduzierung der Zuschüsse auf 67 850 Euro ab 2016 beschlossen worden.
In dem Haus, das nun aufgegeben werden muss, fanden bislang Matrosen eine Unterkunft, wenn sie arbeitslos geworden waren und bis dahin keine eigene Wohnung hatten. Außerdem fanden dort Schüler des Schiffer-Berufskollegs Rhein und des Schulschiffs Rhein eine Unterkunft, denn das Ausbildungsschiff, das gleich gegenüber der Seemannsmission ankert, bietet den angehenden Matrosen nicht genügend Betten.
Auch als Postempfangsstelle für die auf den Schiffen Arbeitenden fungierte das Schifferhaus bisher. All das ist ab August vorbei. Ebenso die Tage der offenen Tür für die Jugendlichen, der Treffpunkt für Frauen in der Binnenschifffahrt, die Weihnachtsfeier - alles Veranstaltungen, zu denen bislang Branchenangehörige aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ihren Weg nach Duisburg fanden. Viel bleibt nicht, doch wenigstens für die Leute auf den Schiffen, die oft kaum Gelegenheit haben, diese zu verlassen, kann noch was getan werden: "Die sind an Bord praktisch eingesperrt", sagt Pfarrer Frank Wessel, der seit 21 Jahren in der Seemannsmission arbeitet. Mehr als 90 Prozent des Welthandels werden per Schiff abgewickelt.
Ohne die Schifffahrt wären der internationale Handel, der massenhafte Transport von Rohmaterialien, der Im- und Export preisgünstiger Lebensmittel und industriell gefertigter Waren nicht denkbar. "Jedes Jahr gibt es 45 000 Gäste, die die Stadt nur von Weitem sehen", formuliert Wessel es, wie die Schiffsarbeiter ihren Besuch in Duisburg erleben. "Wir übernehmen die Rolle des Gastgebers."
Die Hilfen reichen von kleineren Dingen, wie zum Beispiel dem Besorgen einer Tageszeitung in Landessprache oder einer Telefonkarte, über die Unterstützung bei Arztbesuchen oder Behördengängen bis zu den wirklich großen Ereignissen im Leben, wie dem Durchführen von Trauungen oder Taufen. Mehr als 350 Binnenschiffe pro Jahr werden dazu mit dem Kirchenboot "Johann Hinrich Wichern" angesteuert. Wegen der hohen Sicherheitsvorschriften (seit 9/11) für Seeschiffe werden diese per Bus besucht. Im vergangenen Jahr waren das rund 280 Stück.
Jetzt wird eine neue "Heimat" gesucht. Die soll in Ruhrort liegen, rund 100 Quadratmeter groß sein und Platz für einen Gruppenraum bieten. Auch hofft der Evangelische Binnenschifferdienst / Deutsche Seemannsmission Duisburg auf Mittel vom Bund und von Firmen, mit denen die jeweils 40 000 Euro von der Landeskirche und dem Kirchenkreis aufgestockt werden könnten.