Duisburg Im Museum sind alle Kisten gepackt

Duisburg · 29 Jahre lang war Lorenz Grimoni ehrenamtlicher Leiter des Museums Stadt Königsberg. Mit gemischten Gefühlen nimmt der Pfarrer i.R. Abschied von diesem Amt. In dieser Woche wird die Sammlung nach Lüneburg transportiert.

 Auf gepackten Kartons: Lorenz Grimoni. Als "eine segensreiche Zeit" bezeichnet er heute im Rückblick die vielen Jahren, in denen er sich für das Museum Stadt Königsberg eingesetzt habt, das 1992 Nachbar des Kultur- und Stadthistorischen Museums wurde.

Auf gepackten Kartons: Lorenz Grimoni. Als "eine segensreiche Zeit" bezeichnet er heute im Rückblick die vielen Jahren, in denen er sich für das Museum Stadt Königsberg eingesetzt habt, das 1992 Nachbar des Kultur- und Stadthistorischen Museums wurde.

Foto: christoph reichwein

Der Abschied von "seinem" Museum fällt Lorenz Grimoni schwer. Das sei doch ganz natürlich, nach so vielen Jahren, sagt er. Seit 1987 hat der evangelische Pfarrer (jetzt i.R.) das Museum geleitet - ehrenamtlich. Es gibt keinen anderen, der die Sammlung des Museums Stadt Königsberg so gut kennt wie er. Dass das Museum nun aufgelöst und seine Sammlung in das Ostpreußische Landesmuseum ins niedersächsische Lüneburg gegeben wird, sei eine Sache der Vernunft. "Wir haben keinen Jüngeren gefunden, der meine Aufgabe hätte übernehmen können", sagt Grimoni. So schwer der Abschied vom Museum in Duisburg auch falle, so tröste es ihn doch, dass man sich keine bessere neue Heimat für die bedeutende Duisburger Museumssammlung hätten finden können.

Inzwischen sind so gut wie alle Ausstellungsstücke und die meisten der 5500 Bücher des Museums Stadt Königsberg in Kartons und Kisten verstaut worden. Grimoni war stets dabei, um den Helfern zu sagen, was wo und wie verpackt werden muss. Morgen startet der erste Transport ins Ostpreußische Museum, das zurzeit neu eingerichtet wird und im Februar nächsten Jahres neu eröffnet werden soll. Dann werden auch die Duisburger Sammlungsstücke, die vorerst in Lüneburg als Dauerleihgaben verzeichnet werden, wieder öffentlich zu sehen sein. Natürlich wird Grimoni bei der Eröffnung in Lüneburg dabei sein.

 Auch diese Porträt-Büsten gehören zum Bestand des Museums, der nach Lüneburg gebracht wird.

Auch diese Porträt-Büsten gehören zum Bestand des Museums, der nach Lüneburg gebracht wird.

Foto: Christoph Reichwein

Das Ostpreußische Museum in Lüneburg kennt Grimoni schon seit vielen Jahren; auch zu seinem Leiter Joachim Mähnert hat er einen guten Kontakt. Die beiden Häuser hatten schon vielfach gegenseitig Ausstellungsstücke ausgeliehen. Das Lüneburger Museum ist zwar ungleich größer als das Duisburger, aber mit seiner einzigartig großen Kant-Sammlung, seinen Bernstein-Möbeln, seinen historischen Karten, die zeitlich bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, mit seinen 50 Käthe-Kollwitz-Grafiken, den zahlreichen Gemälden und der umfangreichen Bibliothek sowie einigen einzigartigen Dokumenten erfährt das renommierte Lüneburger Museum durch die Duisburger Sammlung eine deutliche Bereicherung und Aufwertung. Lorenz Grimoni und Joachim Mähnert eint überdies die Hoffnung, dass das Lüneburger Museum in den nächsten Jahren noch deutlich erweitert wird. 2024 ist dabei das Stichjahr: Dann wird der 300. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant weltweit gefeiert, und das Lüneburger Museum, das dann auch über die große Duisburger Kant-Sammlung verfügt, wird in den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit gerückt, die sich für das Werk, das Leben und Umfeld des bedeutendsten abendländischen Philosophen interessiert. Lorenz Grimoni ist von Kant in vielerlei Hinsicht fasziniert. Zwei Gesichtspunkte sind dabei besonders wichtig: Zum einen hat Kant die Grenzen Königsberg zeitlebens nie verlassen. Zum anderen ist Kant ein Verfechter des Weltbürgertums, das kleinkariertes, nationalistisch verengtes Denken ausschließt.

Grimoni sagt, dass er sich bei seinem Einsatz für das Museum Stadt Königsberg und die Menschen aus Ostpreußen nur von humanitären und kulturellen Ansprüchen habe leiten lassen, nie von politischen - oder gar "revanchistischen". Es habe ihn stets berührt, wenn er Augenzeuge werden konnte, wenn sich Menschen aus Königsberg, die sich vor Jahrzehnten nahegestanden und dann durch den Krieg aus den Augen verloren hatten, bei Treffen oder beim Museumsbesuch in Duisburg wiederfanden. Lorenz Grimoni wurde 1939 in Westpreußen geboren; seine Eltern waren jedoch Königsberger (seine ältere Schwester ist auch in Königsberg geboren worden).

Nach dem Krieg arbeitete Grimonis Vater Erich als Lehrer in Düsseldorf. Erich Grimoni blieb der Einsatz des Duisburger Oberbürgermeisters August Seeling für eine Patenschaft mit Königsberg nicht verborgen. Als das Haus Königsberg am 20. Oktober 1968 in der ehemaligen Kaufmannsvilla an der Mülheimerstraße 39 eröffnet wurde, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern. 1968 war auch das Jahr, als Lorenz Grimoni als junger Vikar nach Duisburg kam. Im Haus Königsberg half er schon damals aus, wenn Veranstaltungen vorbereitet wurden und Tische und Stühle zu rücken waren.

Als "eine segensreiche Zeit" bezeichnet Grimoni heute im Rückblick die vielen Jahren, in denen er sich für das Museum Stadt Königsberg eingesetzt habe, das 1992 Nachbar des Kultur- und Stadthistorischen Museums wurde. Gerne erinnert er sich an die vielen Ausstellungen, von denen die Kant-Ausstellung im Jahr 2004 die wohl bedeutendste und erfolgreichste war.

Genauso gern erinnert er sich aber auch an die vielen menschlichen Begegnungen, die mit der zeitaufwendigen und oft schwierigen ehrenamtlichen Arbeit verbunden waren.

(pk)
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