Duisburg IHK warnt vor FOC am Hauptbahnhof

Duisburg · Kaufkraft geht verloren und die Innenstadt verliert an Attraktivität- ist die Kammer überzeugt und greift damit den anstehenden Diskussionen in der Ratspolitik voraus.

Noch hält sich die Politik mit einer Einschätzung zurück. Doch spätestens nach der Sommerpause wird in den Ratsfraktionen wohl die Diskussion darüber beginnen, ob dem Bestreben des einstigen Höffner-Möbelzentrum-Planers, Kurt Krieger, gefolgt werden sollte, auf dem Güterbahnhofsgelände ein FOC zu bauen. Krieger hat bekanntlich in Duisburgs Nachbarkommunen Neuss und Düsseldorf Fakten geschaffen und in neue Häuser seiner Höffner-Möbelkette investiert, ein untrüglicher Hinweis, dass er mit diesem Angebot in Duisburg nicht mehr aufschlagen wird.

Zur Erinnerung: Der Berliner Unternehmer hatte vor rund sieben Jahren das Gelände von der Aurelis, die damals Bahn-Brachen entwickelte, gekauft - ohne dass die Stadt eingeweiht war. Diese hatte gerade erst von Lord Norman Foster einen Masterplan erstellen lassen, nachdem dort Wohnungen, Gastronomie und Büroraum wie im Innenhafen entstehen sollte, eingebettet in viel Grün und mit Verbindung zum Sportpark. Damit wurde ein Schlussstrich unter die Jahre lange Diskussion gezogen, dort MultiCasa zu errichten, ein groß-dimensioniertes Einkaufszentrum, das nach Ansicht vieler Beteiligter den Niedergang der Innenstadt bedeutet hätte. Mit dem "Forum" in der City wollte die örtliche Kaufmannschaft in ihre Geschäfte investieren, was allerdings nur teilweise stattfand, so dass die zeitweise zu spürende Belebung schon bald an Dynamik verlor.

Die Überlegung, ein Factory Outlet Center (FOC) auf dem Güterbahnhofsgelände südlich des Hauptbahnhofs anzusiedeln, stelle ein erhebliches Risiko für die Belebung der Innenstadt dar, warnt die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Diskussion um diesen Standort würde erneut über Jahre zu großer Unsicherheit bei Einzelhändlern und Investoren führen und die Entwicklung der City aufs Abstellgleis führen.

IHK-Geschäftsführer Michael Rüscher, der Kontakt zu den Ratsfraktionen aufgenommen hat, ist überzeugt, dass die Innenstadt durch eine solche Ansiedlung erheblichen Schaden erleiden würde. Das Gelände des Güterbahnhofes liege rund 1,5 Kilometer von der Königsstraße entfernt und 2,5 Kilometer zur Altstadt. Damit sei es städtebaulich isoliert. Kunden würden diese Distanz kaum akzeptieren und nicht nach einer Shoppingtour im FOC die Innenstadt besuchen. Die Ansiedlung des Centers würde daher Kaufkraft aus der City abziehen. Hinzu komme, dass das neue Angebot die verhältnismäßig hohe Kaufkraftbindung der Innenstadt deutlich zu verringern drohe. Laut einer Befragung der Kunden im Stadtbezirk Mitte kauften 70 Prozent der dort lebenden Menschen ihre Kleidung vor Ort.

Die ausbleibenden Kunden hätten eine Erhöhung der Leerstandsquote zur Folge und eine negative Entwicklung der City insgesamt, ist die IHK überzeugt. Damit würden sämtliche Bemühungen, den Innen- und Altstadtbereich aufzuwerten, konterkariert. "Wir hatten angenommen, dass sich die Politik nach dem Aus für das FOC in Hamborn darauf besinnen würde, die Entwicklung der Innenstadt verstärkt in den Fokus zu nehmen, um sie als zentralen Handelsstandort und Visitenkarte der Stadt zu fördern", zeigt sich Rüscher enttäuscht.

Befürworter der FOC-Planungen führen an, das Center würde Sortimentslücken in der Duisburger Innenstadt ausgleichen können und das Angebot in der City sinnvoll ergänzen. Laut einer aktuellen Kundenzufriedenheitsanalyse werden aber vor allem "qualitativ hochwertige Waren" vermisst. "Wer glaubt, dass mit dem Bau eines FOCs bestehende Angebotslücken zum Beispiel im Bekleidungssegment geschlossen würden, der irrt. Dort werden Auslaufmodelle, Zweite-Wahl-Produkte und Überschussproduktionen verkauft. Wer etwa einen hochwertigen Herrenanzug kaufen will, der wird in einem FOC nicht unbedingt fündig werden", so Rüscher.

Die FOC-Planung stehe, so Rüscher, im inhaltlichen Widerspruch zum Integrierten Handlungskonzept Innenstadt (IHI). Finanzielle und personelle Ressourcen, die zur Erarbeitung des IHI und für die Einstellung der Altstadtmanager eingesetzt wurden, würden ebenso entwertet werden, wie der Einsatz von Städtebaufördermitteln und damit von Steuergeldern zur Umsetzung des Konzeptes. Außerdem müsse geklärt werden, ob der Bau eines FOCs planungsrechtlich möglich ist. Denn ein solches Vorhaben sei an die Ausweisung eines zentralen Versorgungsbereichs gekoppelt, an den hohe Anforderungen gestellt werden.

Die IHK schlägt vor, anstelle der FOC-Planung die verkehrsgünstige Lage des Güterbahnhofsareals besser zu nutzen: "Der Standort wäre prädestiniert für Wohnungen und Büros. Denn Düsseldorf platzt wegen der steigenden Bevölkerungszahl aus allen Nähten, und die Büronachfrage in Duisburg kann kaum noch bedient werden", so Michael Rüscher.

(RP)
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