Duisburg IHK: Mut zur Ablehnung

Duisburg · In den vergangenen Jahren sind die Einzelhandelsflächen in der Region immer weiter ausgedehnt worden. Die Industrie- und Handelskammer setzt auf Qualität und ist kritisch gegenüber den Krieger-Plänen.

Der großflächige Einzelhandel ist im Ruhrgebiet und den benachbarten Kreisen weiter auf dem Vormarsch. Das belegt der "Handelsreport Ruhr 2010", der gestern bei der Industrie- und Handelskammer in Duisburg vorgestellt wurde. Der Bericht beruht auf einer Vollerhebung in 84 Städten und Gemeinden von Betrieben mit einer Verkaufsfläche von mehr als 650 Quadratmetern. Die Befunde sind eindeutig: Seit der vorigen Erhebung im Jahr 2001 ist die Einwohnerzahl gesunken, die Kaufkraft nahm geringfügig ab. Gleichzeitig stieg die Zahl der Einzelhandelsbetriebe (plus 44 Prozent) und die Verkaufsfläche (plus 17 Prozent) deutlich an. Der verschärfte Verdrängungswettbewerb verlangt die Konzentration auf wenige attraktive Innenstädte und Nebenzentren. "Es kommt nicht darauf an, die größten Einkaufszentren zu haben, sondern die leistungfähigsten", sagte Jörg Lehnerdt von der Kölner Unternehmensberatung BBE Retail Experts, die die Daten für den Handelsreport erhoben hatte.

Gewachsene Innenstadt

Die Konsequenzen liegen für die IHK auf der Hand: "Wollen wir eine europäisch geprägte und gewachsene Innenstadt um Marktplatz und Kirche oder eine amerikanisch geprägte City mit Malls an beliebigen Stellen?", fragte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger. Kommunale Handelskonzepte und verlässliche politische Rahmenbedingungen seien dazu unausweichlich.

Gerade daran hapert es aber besonders in Duisburg, so die Meinung vieler Vertreter des Handels. So erteilte Axel Funke, Chef von Multi Development, verantwortlich unter anderem für das Duisburger Forum, dem Entwurf für ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept in der Stadt eine Absage. "Dieses Gutachten belegt einen Bedarf in Duisburg für bis zu 160 000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandelsfläche. Meine Wahrnehmung ist eine andere", so Funke. Wo über den Rückbau von Wohnungen nachgedacht werde, müsse auch der Rückbau von Handelsimmobilien diskutiert werden. Rolf Ostermann von der gleichnamigen Einrichtungskette hielt dem entgegen, dass ein Möbel-Vollsortiment heutzutage eine Größe von rund 50 000 Quadratmetern haben müsse, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.

Rückgrat zeigen

Ohne die Pläne der Krieger-Gruppe beim Namen zu nennen, sagte IHK-Handelsexpertin Astrid Schulte, die Politik müsse klarere Rahmenbedingungen für Handelsansiedlungen schaffen: "Definieren Sie qualitative Ziele und schaffen Planungsrecht – dann können Sie auch Rückgrat zeigen, sich gegen Projekte entscheiden und den Mut haben, auch einmal Nein zu sagen", so ihr Appell an die Politik.

(RP)
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